Depressionen und Partnerschaft

Begonnen von Ina, 16 Dezember 2018, 08:08:08

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Ina

 
Laut einer Studie der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zum Thema "Auswirkungen der Depression auf Partnerschaft und Familie" führen Depressionen häufig zu Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Von 5000 befragten Teilnehmern gaben dies 50 % der Betroffenen an. 84 % davon berichteten, dass sie sich von ihrem Partner unverstanden fühlen. 45 % der Partnerschaften sind sogar auseinandergegangen.

36 % der Studienteilnehmer haben allerdings gegenteilige Erfahrungen gemacht: Durch die Depression habe sich die Beziehung vertieft und gefestigt.


Quelle und weitere Informationen zur Auswertung der Studie: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/forschungszentrum/deutschland-barometer-depression/2018


Wie ist das bei Euch? Wirkt sich die Depression auf Eure Partnerschaft aus? (Wie?)
Leidet die Beziehung darunter? (Warum?)
Führt die Depression zu Konflikten mit dem Partner? (Zu welchen?)
War die Depression vielleicht sogar schon mal der Grund einer Trennung?
Könnt Ihr auf positive Auswirkungen wie bspw. einen stärkeren Zusammenhalt aufgrund der Depression zurückblicken?

Meine Fragen richten sich an die, die entweder aktuell unter einer depressiven Erkrankung leiden und eine Beziehung führen oder in der Vergangenheit in einer Partnerschaft lebten und während dieser Zeit von Depressionen betroffen waren.
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Bella

Liebe Ina, gerne möchte ich etwas zu deinem Thread schreiben, obwohl ich nicht ganz zu denen gehöre, an die sich deine Fragen richten. Ich habe bis jetzt noch in keiner wirklichen Beziehung oder Partnerschaft gelebt, obwohl das immer mein größter Wunsch und meine größte Sehnsucht war und immer noch ist. Ich habe über lange Zeit immer wieder mit Unterbrechungen aktiv nach einem Partner gesucht und mich auch mit verschiedenen Kandidaten getroffen. Ich denke, dass meine ganze Problematik, und das sind auch, aber nicht nur die Depressionen, es eben verhindert haben, dass es je zu einer ernsthaften Beziehung bei mir kommen konnte. Sobald ich mit einem Mann in engeren Kontakt kam und sich etwas hätte entwickeln können, kamen bei mir große Ängste auf und ich konnte mich nicht mehr darauf einlassen. So sehr ich mich nach Nähe und emotionaler Bindung sehnte, so sehr fürchtete ich mich dann wieder davor und ich war dann immer unendlich erleichtert, wenn ich wieder alleine war. Bis dann die Sehnsucht wieder wuchs und die Einsamkeit wieder unerträgliche Züge annahm und ich mich wieder auf die Suche machte. Und wieder und wieder und wieder...

Meine Depressionen und Ängste haben also definitiv zu massiven Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen geführt und eine Partnerschaft gar nicht erst entstehen lassen. Jedenfalls bis jetzt. Vielleicht ist das für deine Fragestellung auch interessant. Ansonsten darfst du meinen Beitrag auch gerne wieder löschen. :)

Ich kämpfe bis zum Sieg.

nubis

Hallo Ina,

ich kenne beide Seiten: das positive Erlebnis in der Beziehung aufgefangen zu werden ebenso wie eine Beziehung, in der ich mich mit meiner Depression (sowie Angstzuständen und Panikattacken) nicht ernst genommen fühle.

Das Erste war mit meinem Mann...
Nach einer Krise festigte sich unsere Beziehung grade wieder, da beging mein Bruder Suizid.
Meine Depression (oder damals noch: depressive Phase) entwickelte sich almählich bis hin zur Unfähigkeit mich überhaupt noch um irgend etwas zu kümmern.
Ich habe in dieser Zeit meine Anstellung verloren, mich nicht mehr um Hund oder Haushalt - geschweige denn um unsere Beziehung kümmern können.
Da war mein Mann für mich da - hat mich aufgefangen und gehalten.
Hat sich um alles gekümmert und mich - im irgendwie perfekten Maße - eingebunden und doch auch in Ruhe gelassen.

Ich kam aus der Depression heraus ohne einen Arzt aufgesucht zu haben (und habe 1 Jahr später meinen damals-noch-'nur-Freund' geheiratet :-) )

Tjaaa....

und das Zweite ist interessanter Weise jetzt mit Ingo.

Obwohl wir uns hier im Nur-Ruhe-Chat kennen gelernt haben und Ingo selbst manisch-depressiv ist (oder vielleicht grade deshalb?).

Ihm geht es schon seit längerer Zeit auch ohne Medikamente gut - bei anhaltendem Stress (vor allem beruflich) musste er zwischenzeitlich noch mal auf Medis zurück greifen, aber auch das ist inzwischen Jahre her.

Mir dagegen geht es ...wechselhaft.
Trotz Medikamente.
Ohne diese bekomme ich vor allem schnell wieder Panikattacken - von denen Ingos meint, ich solle sie nicht so nennen, ich würde mich sonst da rein steigern.
Und überhaupt - 'es herbei-reden'.
Wenn es mir stimmungsmäßig nicht gut geht, ist es eine 'Sache der Einstellung' - ich solle mich mal mehr auf das Positive konzentrieren; es gebe nun mal 'gute Zeiten, schlechte Zeiten' und deshalb habe ich noch lange keine Depression. (juhu! - ich bin geheilt!^^)

In der Zeit, als im letzten Jahr die Alzheimererkrankung meiner Mutter so schlimm wurde, dass ich mich (zusätzlich) um vieles kümmern musste und ich emotional stark belastet war, da hatte Ingo zwar Verständnis für die Fakten an sich - empfand die Beziehung und meine teilweise sehr gereizte Stimmung aber als sehr 'unharmonisch', weshalb es zu Unstimmigkeiten zwischen uns kam.
Jedenfalls standen wir kurz vor der Trennung, als sich die Situation dann wieder etwas entspannt hat.

Das lag aber vor allem an der Unterbringung meiner Mutter in einer entsprechenden Einrichtung und nicht etwa an mehr Verständnis für meine Depressionen und Angstzustände.
Außerdem hat es mir sehr geholfen, mir wieder einen Hund ins Leben zu holen: seit die Maus da ist geht es mir wieder viel besser - wovon natürlich auch die Beziehung profitiert.

Im Nachhinein sehe ich auch (und habe es auch mit Ingo besprochen), wo der Unterschied war:
Mein Mann (zu der Zeit noch 'nur-Freund') war für mich da, indem er mich gelassen hat, mir auch einfach nur zugehört hat, wenn ich gejammert habe und mit mir gemeinsam alles Sch*ße fand.
Verständnis hatte und nur so viel von mir gefordert hat, wie ich geben konnte - und wollte.

Ingo dagegen ist ein 'Problemlöser'.
Wenn ich da anfange zu 'jammern' versucht er mir zu sagen, was ich tun sollte um den Zustand zu verbessern - und wenn man es nicht anpacken kann, dann wird es eben kleingeredet - hauptsache, er hat eine 'Lösung' angeboten.

Dass eine Depression davon nicht weg geht, weiß er schon ....aber er ist ja auch der Meinung, ich habe keine - Problem gelöst  ;-)



Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Bubble

Hallo Ina,
Das ist sogar wie ich finde ein wichtiges Thema hier.
Es fällt mir schwer darüber zu schreiben, da es meine inneren Gedanken sind.
Es gibt gute und schlechte Tage in einer Beziehung/ Partnerschaft.
Ich bin schon seit 14 Jahren verheiratet und zusammen sind wir 18 Jahre. Das klingt so ,das ich extrem alt bin. Bin ich aber nicht ;) .
Mein Mann sieht alles positiv und versucht mich zu stärken wo er kann. Leider gibt es auch mal Situation, wenn ich eine Depression habe, das er mich nicht versteht. Warum jetzt! Wieso? Dann wird er Sauer und schweigt. Und ich sitze da und möchte eigentlich nur in seine Arme liegen.
Dann denke ich: die Ehe wird nicht mehr lange halten. Und das denke ich immer. Warum weiss ich nicht.
Mein Mann sagte mal zu mir: ich lasse euch nicht im Stich, nicht nach so einer langen Zeit und wir haben gemeinsame Kinder.  Die Depression schaffen/ überwindenden wir auch noch. Daran halte ich fest.
Ich weiss aber wenn ich Depressionen habe, das es ihn nicht gut geht und er sich Gedanken macht.
Besonders das ich mir nichts antue. Die Kinder sollen soweit aus den Depressionen raus gehalten werden.
Ab und zu verzweifelt man in seiner Ehe, da ich selber nicht weiss was richtig oder falsch ist.

Wie läuft es bei dir selber mit deinen liebsten ab, Ina?

Fühl dich gedrückt  Bubble

Mickie

Huhu,

ich bin jetzt seit 24 Jahren mit meinem Mann zusammen und 17 Jahre verheiratet. Über die Diagnosen Depressionen etc. haben wir unsere Beziehung nie definiert.
Am Anfang stand in unsere Beziehung die Problematik Nähe zulassen im gesunden Kontext mit Freiraum. Später standen andere Dinge im Fokus, mal war es das versinken meines Mannes in eine depressive Phase aufgrund Suizidversuche auf Seiten seiner Familie, dann stürzte ich wieder in ein Strudel voller Täler.
In allen Zeiten waren wir aber einfach füreinander da, es musste nicht geredet werden, es durfte. Es durte sich in in den Arm genommen werden, aber auch zwei Minuten später viel Distanz da sein.
Irgendwann kam die Zukunft in unser Leben. Ein Kind hat wieder andere Herausforderungen vor die Tür geliefert, aber auch da galt und gilt soviel zusammen wie wir es zusammen ertragen und soviel Freiheit wie es der andere braucht.
Wir haben vor unserem Zwerg nie ein Geheimnis daraus gemacht wie es uns gerade geht, denn dass spüren die eh. Über Diagnosen haben wir eher weniger geredet. Ich weiss noch das ich meine Kleinen in recht jungen Jahren mal sagte: Körperliche Nähe ist etwas was jeder anders für sich möchte. Ich bin kein Kuschelmensch, dein Papa liebt Kuscheln und du guckst was du willst. Es ist immer alles gut solange es für alle in Ordnung ist, wenn einer sagt: Nein jetzt möchte ich nicht mehr dann hört man auf.

Ich glaube Kinder mitnehmen auf der Reise der Emotionen ist leichter, wenn man dabei einfach ehrlich ist und sich auch mal entschuldigt und sagt da war ich als Großer drüber und hab gemeckert obwohl du nix falsch gemacht hast.

Klar denke ich in den tiefsten Phasen auch ich ziehe aus, Kind und Papa schaffen das schon udn wären besser dran ohne mich und ja es für keinen immer leicht.

Für mich empfinde ich meine Beziehung noch immer eher als heilsam, weil sie konstante hat aber ich auch nicht immer die einzige war mit den Tiefs.

Ich glaube Partnerschaften müssen Wege finden und wenn Kinder dabei sind gilt es sie verantwortungsbewusst an den Facetten des Lebens teilhaben lassen.

Lg

opi

Hallo, interessantes Thema

bin schwerst depressiv (wahrscheinlich therapiresisistent) und hab ne kPTBS. Das aber "zum Glück" erst seit 3 Jahren. So konnte ich den Großteil meines Lebens relativ normal hinter mich bringen.

Solange es mir gut ging lebte ich immer in relativ geordneten Beziehungen. Von meiner letzten habe ich mich trennen müssen als ich erkannte, wie es um mich steht. Alles im Guten. Ich mag so Frauen, die ganz fest im Leben stehen und das letzte was sie brauchen ist ein Mann. Tja und ihr dann  sowas antun wie meinen jetzigen Zustand, das konnte ich nicht. Bin auch froh drüber, sie hat einen neuen Partner und ist gücklich. Wenn meine Partnerin ne Krankheit hätte, würd ich sie nie deswegen verlassen. Aber nun hab ichs mit der Psyche, das will ich keinem antun.  Als ich noch völlig "normal" war, bin ich mal ner Boarderlinerin verfallen ohne die geringste Ahnung von sowas und selbst fast draufgegangen...  Jedenfalls hab ich mich von meiner Freundin getrennt. Aus Liebe zu ihr.
Ne Partnerschaft leidet unter Depression. Ich bin so ein Typ, der den den anderen damit nicht belasten kann. Wenn ich unheilbar Krebs hätte, würde ich auch irgendwo heimlich und alleine sterben wollen. Andersrum natürlich nicht. Für meine Liebste wäre ich natürlich da...
Jetzt sieht es natürlich ganz anders aus. Durch meine Ängste kann ich ja nun kaum aus dem Haus, hab mich von allen Freunden getrennt, Familie ist tot und ich sitz hier in völliger Einsamkeit. Aber ich find es nicht schlimm irgendwie. Um nicht zu verblöden, lern ich neue Musikinstrumente, male, beschäftige mich mit Kunst, steh stundenlang in der Küche und koche ohne daß einer meckert. 
Und nun wird es ganz verrückt... War immer mitten im Leben, ganz unruhiger Geist. Jetzt bin ich depressiv, höchstgeradig emphatisch und sensibel. Meine einzigen Kontakte sind die Leute in der Therapie und wenn ich immer mal wieder stationär in der Klinik bin. Richtige Freunde in meinem Leben waren immer weiblich. Und dort lern ich nun die tollsten Frauen kennen. Mit diesen kommt man ungemein gut klar. Ich mein das jetzt ohne Hintergedanken. Aber durch die Krankheit kommt man sich seelisch mitunter ganz schnell nah. 
Jetzt hab ich eine Art Beziehung mit ner "Betroffenen" seit gut 2 Jahren. Aber ob das gut ist , weiß ich auch nicht. In vielen Dingen versteht man sich blind, aber auf Dauer.  Ich weiß es nicht...  Depression und Partnerschaft verträgt sich irgendwie wohl leider nicht. Obwohl es gerade in der situation sicher das beste ist, was es gibt.  Es ist so scheiße kompliziert...
Nur mal Deine letzte Frage @InaDiva  : Ja, man kann auf einen stärkeren Zusammenhalt in der Depri zurückblicken. Weil die Krankheit die Seele öffnet. Und nein,es geht an den Baum, weil die Krankheit die Seele öffnet...

Aber ich glaub, wenn beide betroffen ist hat man ne Chance, manches besser durchzustehen...


Ina

 
Der Thread ist nun schon einige Monate alt, aber ich möchte mich noch für Eure Beiträge bedanken! Ich fand (und finde) es sehr interessant, zu lesen, wie sich die Depression auf Eure Beziehung auswirkt (bzw. in vergangenen Partnerschaften ausgewirkt hat) und möchte nun auch gerne noch von meinen eigenen Erfahrungen berichten, die ganz unterschiedlich ausfielen.


Meine erste Beziehung hielt knapp vier Jahre. Nicht nur ich war damals schon depressiv, sondern auch er. Anfangs haben wir darin tatsächlich einen "Vorteil" gesehen, denn endlich hatten wir jemanden gefunden, mit dem wir über unsere Depression sprechen konnten; der uns einfach angenommen und verstanden hat; vor dem wir wir selbst sein durften und dem wir auch die "dunkle" Seite unserer Seele zeigen konnten, ohne für unsere Gedanken und Gefühle verurteilt oder abgelehnt zu werden. Wir haben unzählige Gespräche über unsere Depressionen und Ängste geführt, haben uns von unserer Vergangenheit erzählt und uns im Laufe der Jahre eben wirklich (!) kennengelernt – mit allen Facetten, in aller Tiefe. Daraus ist ein enormes Vertrauen auf beiden Seiten erwachsen und eine sehr innige Bindung zwischen uns entstanden.

Wir waren einander aber nicht nur ein Halt und Trost, sondern haben uns oftmals auch ungewollt gegenseitig heruntergezogen. Antriebsarmut, Lustlosigkeit, Freudlosigkeit und Interessenverlust, aber auch nicht zu unterschätzende Schlafstörungen – typische Symptome der Depression – waren bei uns beiden sehr stark ausgeprägt und haben dazu geführt, dass wir uns immer mehr in unsere eigene kleine Welt zurückgezogen und uns auseinandergelebt haben.

Zudem war ich mit meinen Verlustängsten eine große Belastung für ihn; noch mehr aber wohl mit meinen anhaltenden Suizidgedanken, die leider auch mit konkreten Plänen einhergingen. Ich wiederum habe sehr unter seinen Kommunikationsschwierigkeiten gelitten – darunter, dass er sich mehr und mehr verschlossen hat (das lag nicht mal speziell an mir, sondern betraf alle seine Kontakte), sich bei Problemen lieber zurückgezogen hat, anstatt mit mir zu reden, mir auch auf direkte Nachfrage keine Antworten auf meine Fragen geben wollte oder konnte usw... Schwierig war für mich außerdem, dass er sehr viel weniger (körperliche, aber auch seelische) Nähe zulassen konnte und wollte, als ich gebraucht hätte und mir gewünscht habe.

Diese Probleme waren alle auf unsere psychischen Erkrankungen zurückzuführen. Einerseits hat uns die Depression sehr eng zusammengebracht und verbunden, andererseits hat sie verhindert, das, was wir uns aufgebaut hatten, aufrechtzuerhalten und weiter zu vertiefen. Sie hat uns nicht unbedingt auseinandergebracht, die Beziehung aber ziemlich geschwächt. Es gab sehr vieles, was einzeln betrachtet nicht dramatisch gewesen wäre, zusammen aber eine geballte Ladung beziehungsschädigender Faktoren ergeben hat. Die ausschlaggebenden Gründe für die Trennung waren andere, auch wenn sie zum Teil (im weitesten Sinne) vermutlich (!) doch irgendwie damit zusammenhingen.

Die Trennung liegt nun zehn Jahre zurück, aber wir haben uns nie aus den Augen verloren. Ganz im Gegenteil! Heute pflegen wir – Lars und ich – eine sehr intensive Freundschaft und verstehen uns hundertmal besser als damals! Niemand kennt mich so genau wie er, niemand steht mir näher als er – und umgekehrt bin auch ich für ihn der Mensch, der ihm am nächsten steht und am vertrautesten ist.

Auf der rein menschlichen oder auch freundschaftlichen Ebene haben uns unsere Depressionen keine oder kaum Nachteile gebracht; vielmehr hat sie unsere Verbindung sehr vertieft. Für unsere Partnerschaft war sie letztlich aber eher ein Fluch...


Teil 2 folgt etwas später...
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Ina

 
In meiner zweiten Beziehung, die ich nach nur zwei Jahren beendet habe, waren die Depressionen tatsächlich ein sehr großes Problem. Oder war das Problem vielleicht doch eher der Mann an meiner Seite? Unterm Strich würde ich sagen: Wenn ein hoch emotionaler Mensch und ein Mensch, dem der Zugang zu seinen eigenen Emotionen fehlt, zusammenkommen, kann das nicht (lange) gut gehen...

Zu Beginn der Beziehung dachte ich, er täte mir gut. Wir haben viel zusammen gelacht, ich wurde wieder etwas aktiver und habe sogar neue Menschen kennengelernt. Seine positive Einstellung zum Leben hatte zeitweise durchaus auch auf meine eigene Stimmung einen positiven Effekt und ich hatte den Eindruck, es könnte gut für mich sein, mit jemandem zusammen zu sein, der selber nicht von Depressionen betroffen ist. Zu dem Zeitpunkt war mir allerdings noch nicht bewusst, dass er komplett dichtmacht, wenn es gedanklich und emotional etwas weiter in die Tiefe geht.

Von Depressionen wollte er nichts hören – er hat das alles nicht ernst genommen, konnte und wollte (!) es nicht verstehen und hatte kein Interesse daran, sich damit auseinanderzusetzen. "Lach doch einfach mal!", "Denk doch einfach positiv!", "Das Leben ist schon schwer genug, da muss man sich doch nicht auch noch freiwillig selber Probleme machen!", "Hör doch einfach auf, ständig nachzudenken!" usw. waren typische Sprüche, die ich häufig von ihm zu hören bekam. Er war der Meinung, ich müsse mir nur Arbeit suchen und alle meine Probleme wären gelöst...

Dass mir diese Floskeln und seine teils sehr abwertenden Sprüche keine Hilfe waren, sondern sich nur zusätzlich negativ auf mein Befinden ausgewirkt haben, brauche ich Euch wahrscheinlich nicht zu erklären...

Wenn es mir schlecht ging, hat er sich entweder aufgeregt, mir Vorwürfe gemacht und ggf. einen Streit vom Zaun gebrochen oder mich einfach komplett ignoriert. Das eine hat oftmals das andere bedingt – es war ein Teufelskreis und ein harmonisches Zusammensein war nur selten möglich. Folglich habe ich immer mehr geschwiegen und versucht, alleine mit meinen Gedanken zurechtzukommen. Das wiederum führte regekmäßig zu emotionalen Abstürzen, sobald er aus dem Haus und ich allein war.

Dass einen die Depressionen und Ängste des Partners überfordern können, verstehe ich – nicht aber, dass man ihn mit seinen Gefühlen allein lässt, weil man sich nicht dafür interessiert. Selbst als ich für zweieinhalb Monate in der Klinik war, hat er nicht erkannt oder verstanden, dass eine Depression eine ernst zu nehmende Erkrankung ist, die in vielen Fällen einer Behandlung bedarf. Und dass das bei mir der Fall ist, schon mal gar nicht, denn seine Meinung (nach der Klinik) lautete: "Wenn du wirklich irgendwas hättest, hätte dir der Klinikaufenthalt ja geholfen und dir würde es jetzt gut gehen.". (?) Mhm...

Alles in allem stand uns die Depression doch sehr im Wege. Ich glaube allerdings, dass es auch ohne Depression nicht für eine Beziehung gereicht hätte, denn mit einem Mann, mit dem kein tiefsinniges Gespräch möglich ist, der weder über seine noch über die Gefühle anderer sprechen geschweige denn sich mit ihnen auseinandersetzen möchte / kann und dem Spaß zu haben das Wichtigste im Leben ist, könnte ich niemals wirklich glücklich werden. Wir hatten durchaus schöne Erlebnisse und auf manchen Ebenen hat es ganz gut gepasst zwischen uns, aber wir hätten höchstens eine sehr oberflächliche Beziehung führen können und das entspricht nicht meinen Bedürfnissen.


Über meine jetzige Beziehung möchte ich auch noch etwas schreiben, aber für heute ist mir das zu viel...
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)