Liebeskummer hat mich kaputt gemacht

Begonnen von old.lone, 09 September 2018, 22:16:43

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old.lone

Hallo liebe Nur-Ruhe Community,

habe mich heute zum ersten mal eingeloggt und möchte kurz ein paar Sachen zu mir sagen.
Ich bin 18 Jahre alt, männlich und mache gerade eine Ausbildung.
Ich lebe bei meiner Mutter und ansonsten habe ich auch ein bisschen Familie mit der alles ok ist.

Ich erzähl erstmal ein bisschen aus meinem Leben, damit man besser verstehen kann
wie ich so bin :)



(Frühe) Kindheit - Fand ich ziemlich cool
Zocken, Fernsehen, Zocken, Freunde, Zocken



Ab der 2.ten Klasse war (da müsste ich so ca.7 Jahre alt gewesen sein),
plagte mich öfters grundlose Traurigkeit oder das Gefühl anders als die anderen zu sein.
Ich bekam halt auch öfters gesagt das ich schwierig oder komisch sei (ist heute noch so haha),
bzw. bin ich mir selbst auch so vorgekommen.

Außerdem kann ich mich noch daran erinnern, dass ich mich früher im Spiegel angeschaut habe, und
dann so Sachen sagte wie :"Du bist so hässlich, nicht kann man mit dir anfangen(...)".

Wobei ich diesen Sachen im Nachhinein nicht viel beimesse.



Der erste wirkliche extreme Punkt an den ich mich erinnere war,
als ich mich in der 6.ten Klasse (war da ca.11-12) in ein Mädchen verknallt habe.
Ich konnte damit überhaupt nicht umgehen.
Ich bekam richtig krasse (man könnte schon sagen psychedelische) Träume und hatte meine Gefühle garnicht im Griff
(Wut,Trauer bla bla ihr kennt das Spiel ^^).
Immerhin habe ich es irgendwie hinbekommen mit dem Mädchen aus zu gehen.

Im Nachhinein würde ich sagen für sie war es ein "Spiel" einfach Unterhaltung,
für mich, Toternst.

Als wir dann in der 6.ten eine Klassenfahrt zu einer friesischen Insel machten,
brachte ich meiner Verehrtesten eine Rose (sorry bin halt kitschig), sie nahm sie nicht,
und wollte auch nichts mehr mit mir zu tun haben.

Daran hatte ich erstmal zu knabbern, ich war mehrere Stunden nicht wirklich ansprechbar
und wollte nurnoch, dass "die Lichter ausgehen".

Um zu einer friesischen Insel zu kommen muss man eine Fähre benutzen.

Als ich auf dem Oberdeck der Fähre stand, hatte ich einen genialen Einfall :
Ich schmeiße mich einfach die Fähre runter, um das Leid nicht ertragen zu müssen.

Meine Mitschüler haben mich aber super im Griff gehabt, weshalb das nicht passiert ist.
(Keine Ahnung was die Lehrer in dem Moment gemacht haben, aber hätten die das mitbekommen,
wäre ich wohl nachhause gefahren)

Nachher versuchte ich auf besagter Insel nochmal von einem Bootssteg, ins Meer zu springen.
Wovon ich (logischerweise) auch abgehalten wurde.

Aus heutiger Sicht ist es schon beängstigent zu sehen,
wie schnell ich Suizid in Kauf genommen habe, um meinen "Liebeskummer" nicht aushalten zu müssen.

Das wars aber noch nicht mit meinen "tollen" Erfahrungen...

Bis ich diese Sache halbwegs verdaut hatte (100% sind es nie) vergingen 2-3 Jahre.



Zwischendrin war ich halt immer mal betrünt wegen der Welt an sich
(Krieg,Geld,Umweltverschmutzung,Tierhaltung,Gewalt bla bla).
Ist bei mir auch bis heute so, bin echt empfindlich bei solchem Kram (auch wenn ich es nicht so zeige),
deshalb schaue ich auch keine Nachrichten/Tagesschau oder so, weil es mich wirklich
sehr stark runterzieht.

Tatsächlich bin ich zu der Zeit auf eine Hauptstraße gesprungen weil ich irgendeine
krasse Mindfuck/Illuminaten Doku über die Gesellschaft,Kapitalismus etc. gesehen
habe, nach der ich mich entschloßen habe, nicht in so einer Welt leben zu wollen,
der Fahrer reagierte allerdings sehr sehr gut.
(irgendwie liest sich das als wäre ich ein krasser Idiot aber naja zu emotional würde ich eher sagen)



Die Klatsche meines Lebens (bisher ^^) bekam ich 2015 (da war ich in der 10.ten Klasse und 15/16 Jahre alt).

Da in der 10.ten die Abiphase begann , kamen viele Quereinsteiger zu uns in die Stufe.

SIE :
Ich hatte nur ein Nebenfach mit ihr, aber ich habe sie oft angeschaut
Sie hat fast garnicht geredet, aber ich habe sie trotzdem wahrgenommen,
auch wegen ihres (wunderschön bla bla) Aussehens, aber vorallem aber wegen ihrer unglaublichen Ausstrahlung.

Irgendwann habe ich mit meinem Banknachbarn gebabbelt (über ein Film oder so),
und sie hat einfach mitgeredet.

Leute, ich war sofort weg, verzaubert, was auch immer.
Aber es kommt noch besser, ich habe ab da während den Pausen ab und zu mit ihr gerdet,
und nach kurzer Zeit wollte SIE MEINE Nummer haben.

Auf dem Nachhause-Weg habe ich so gezittert, ich dachte ich habe Parkinson in der Endstufe.
Es war wirklich sehr heftig, und mein Herz, jeden Moment rechnete ich damit, das es rausplatzt,
und ich es in der Hand habe.
Bis dato wusste ich garnicht, dass ich solche Gefühle habe.

Wir haben uns dann irgendwann getroffen und naja
es war der Tag meines Lebens, wir haben Filme geguckt, geredet,
alles halt auf einer harmlosen Ebene.

Als ich sie dann weggebracht habe und auf dem Rückweg war,
wurde mir klar, dass wenn ich sie verliere, ich so gut wie tot bin.
Die Nacht nachdem Treffen hatte ich das Gefühl eine kosmische Erfahrung (mit ihr)
zu erleben, ich spürte die ganze Liebe des Universums, einfach unbeschreiblich krass.
(Ich war tatsächlich nüchtern, auch wenn ich zu der Zeit gelegentlich gekifft habe haha)

Danach traffen wir uns in der Schule und redeten usw.
und irgendwie muss ich sie verärgert haben (wie ihr merkt, rede ich gerne & viel,
teilweise auch viel Stuss haha).

Tja und natürlich kam es wie es kommen musste :
Sie distanzierte sich langsam und natürlich wollte ich das nicht zulassen,
wodurch sie sich natürlich weiter zurückzog.Ihr kennt das Spiel :(
Bis sie mich letztlich ignorierte.

Ich wollte mich mit ihr aussprechen, aber alles was ich sagte prallte an ihr ab,
ich schrieb ihr einen Brief (sorry bin halt immernoch kitschig), er blieb ohne Antwort.

Wie ihr ja bereits wisst bin ich nicht der beste in Verluste verarbeiten, heißt :
-Schlecht gegessen
-Mehr gekifft (nicht dramatisch viel aber in dem Alter trotzdem nicht clever)
-Kopf kaputt-
-Schule vernachlässigt
-Schlaflosigkeit (paar Stunden Schlaf natürlich mit feinsten Albträumen)
-Bauchschmerzen
-Krasse Suizidgedanken

Ich habe als Präventiv-Maßnahme die Schule gewechselt denn, jeden Tag diejenige zu sehen,
die mir das Herz rausgerissen hat hätte ich nicht überlebt.
Zu der Zeit habe ich auch neue Musiker entdeckt, die wirklich dazu beigetragen haben,
mich am Leben zu halten.



Es wurde dann dadurch etwas ertragbarer, aber wenn ich ehrlich bin,
trifft es mich heute, nach 3 Jahren wenn ich daran denke immernoch so hart,
dass ich weine und neben der Spur bin.
(Habe sie nach ner Zeit auch noch 2-3 mal gesehen und jedes mal war ich danach für mehrere Tage down)

Ich kann sagen, das mich diese Sache nachhaltig gebrochen hat,
Zwischenmenschliche Beziehungen fallen mir seitdem noch schwerer
(vorallem Freundschaften, an Beziehung oder sowas in der Art ist garnicht zu denken).
So richtige Freunde mit denen ich über alle reden könnte habe ich nicht,
mehr so Leute mit denen ich mich früher gut verstanden habe (sehr oberflächlich halt).
Ich weiß auch nicht so Recht ob ich noch Gefühle zulassen kann/will, da es schmerzhaft endet.
(Hatte auch paar "Freunde" die schnell wieder weg waren, was mich auch frustriert)

Ich freue mich eigentlich über garnichts mehr, Hobbys habe ich auch nicht wirklich.
In meiner Freizeit fahre ich Fahrrad oder gehe spazieren, vorallem aber bin ich
zuhhause und surfe sinnlos im Netz.
Derzeit mache ich eine Ausbildung und bekomme die ganz gut hin.
Nach Außen hin mache ich wohl einen selbstbewussten Eindruck, (Arbeit,Schule bla bla)
gibt auch Leute die meinen mir gehts voll gut weil ich bares in der Tasche
und eine Arbeit habe, aber ganz im Ernst das ist das unwichtigste.

Ich vergieße manchmal eine Träne, wenn ich glückliche Paare sehe,
oder einfach Leute die Spaß haben.
Vorallem wenn ich an das denke was zwischen uns war...

Sorry für das rumgeheule aber ich bin halt so :( mir ist auch klar das es anderen Leuten schlechter geht,
aber ich habe halt auch mal mehr Lebenslust gehabt...

Hoffe ihr könnt irgendwas positives daraus mitnehnmen, und/oder mir gute Tipps geben besser klarzukommen :)

Habe locker zig Regeln gebrochen und Sachen vergessen aber naja besser das als nix

Danke fürs lesen

Ina

 
Hallo old.lone,

willkommen bei Nur Ruhe und danke für Deine Vorstellung!

Du bist sehr emotional und sensibel und der Liebeskummer scheint sehr schlimm für Dich gewesen zu sein. Ich kann mich in Deine Gefühle, so, wie Du sie beschreibst, gut hineinversetzen, denn auch ich habe unter solchen Situationen sehr gelitten und der Liebeskummer hat sich damals ewig hingezogen...

Dennoch glaube ich nicht, dass es einen Menschen brechen kann, wenn er in jungen Jahren verliebt ist, aber abgewiesen wird, oder wenn es zu einem Treffen kommt und sich das Gegenüber danach wieder distanziert. Bitte nicht missverstehen! Wie gesagt, habe ich damals vergleichbare Erfahrungen gemacht und es – ähnlich wie Du – über einen langen Zeitraum als sehr schlimm empfunden und erschreckenderweise ebenfalls mit suizidalen Gedanken und Absichten gekämpft. Ich nehme Dich also durchaus ernst und möchte das alles keineswegs verharmlosen! Mittlerweile bin ich mir aber recht sicher, dass fast jeder im Laufe seines Lebens solche Erfahrungen macht – vielleicht sogar machen muss (!) – nur dass viele es leichter "wegstecken" bzw. schneller darüber hinwegkommen und nicht jeder so sehr darunter leidet wie wir. Du und ich und auch viele andere haben da wahrscheinlich einfach eine relativ extreme Wahrnehmung, die verhältnismäßig heftige Emotionen auslöst und somit dazu führt, dass uns solche Erlebnisse stärker prägen als andere. Verstehst Du, wie ich das meine?

Ich denke, wie man mit solchen Situationen umgeht und wie sie sich auf das Befinden und die zukünftige Einstellung auswirken, hat viel mit den sonstigen Lebensumständen und dem privaten Umfeld zu tun. Jemand, der seitens seiner Familie Rückhalt erfährt und einen festen Freundeskreis hat (der muss gar nicht groß sein!), in welchem er so sein kann und so akzeptiert wird, wie er ist; in welchem sich Leute befinden, mit denen er auch über unschöne Gedanken, Gefühle und Erlebnisse reden kann; mit dem er regelmäßig etwas unternimmt, durch den er Ablenkung hat und auch mal wieder auf andere Gedanken kommt, wird höchstwahrscheinlich besser mit seinem Liebeskummer und anderen "Krisensituationen" umgehen können als jemand, der viel alleine ist, nur oberflächliche Bekanntschaften hat und sich niemandem öffnen mag. Wer das meiste mit sich allein ausmacht, dem fällt es sehr viel schwerer, belastende Erlebnisse zu verarbeiten, seine Trauer loszulassen und sich nicht auf seinen Schmerz und sein Leid zu fixieren. Wenn er sich dann mehr und mehr von anderen abkapselt und sich nicht mehr auf zwischenmenschliche Beziehungen einlässt, weil die Angst vor erneuten Enttäuschungen und Verletzungen so groß ist, verwehrt er sich gewissermaßen selber die Möglichkeit, andere, also positivere Erfahrungen zu machen (dass er es sich selber verwehrt, ist hier nicht mit "Selber schuld!" gleichzusetzen!). Im Hinterkopf schwirren immer noch die schmerzhaften Erinnerungen und Erfahrungen herum, die er natürlich nicht noch einmal machen möchte – und wenn dann niemand da ist, den er daran teilhaben lässt und der ihm bestenfalls zeigt, dass es auch anders geht bzw. anders laufen kann, sieht er kaum noch eine Perspektive und verliert den Glauben daran, dass es eines Tages besser wird und da vielleicht noch ganz viel Schönes auf ihn wartet. Das Erlebte, selbst wenn sich dieses nur aus wenigen, einzelnen Geschehnissen zusammensetzt, hält er dann eventuell irgendwann für den "Standard", vor dem er sich logischerweise schützen möchte. Konsequenz: Noch mehr Rückzug und Schwierigkeiten, Vertrauen zu anderen aufzubauen...

So kann (!) es leider laufen, ist aber zum Glück nicht bei jedem so und oftmals kann man einer solchen Entwicklung auch frühzeitig entgegenwirken. Selbstverständlich spielen abseits von sozialen Kontakten aber noch viele, viele andere Faktoren wie die individuellen, inneren Strukturen, erlernte Denkmuster usw. mit hinein.

Kannst Du mir folgen?^^ Keinesfalls möchte ich sagen, dass das alles auf Dich zutrifft (wie auch, ohne Dich zu kennen?) – es sind nur Gedankengänge, die während des Schreibens entstanden sind. In Anbetracht Deiner Schilderungen könnte ich mir aber durchaus vorstellen, dass manches davon tatsächlich ganz gut passt, und zwar, dass Du anders bzw. intensiver fühlst als der "Durchschnitt", dass Du Dich aufgrund Deiner Erfahrungen (zu sehr) zurückziehst und es Dir schwer fällt, anderen zu vertrauen – und dass es Dir vermutlich helfen und besser gehen würde, wenn Du in Deinem realen Umfeld Menschen hättest, mit denen Du über Deine Sorgen reden kannst.

Es ist immer leichter gesagt, als getan, aber ich glaube, es würde Dir gut tun, unter Menschen zu kommen und neue Freundschaften zu schließen. Zum einen, weil Kommunikation und Austausch vieles leichter machen (auch das Herz!) und das Gefühl von Einsamkeit vertreiben können, und zum anderen, weil Du im stillen Kämmerlein keine neuen, besseren Erfahrungen machen kannst und nur im Kontakt mit anderen Menschen lernen kannst, zu vertrauen – und dass Vertrauen nicht zwangsläufig missbraucht wird und zu seelischem Schmerz führt, sondern etwas Wunderschönes, Tiefgehendes und Wohltuendes sein kann und sehr wertvoll ist! Ich denke, Dir fehlt Sicherheit und Halt!

Da Du offenbar schon im Grundschulalter ein mangelndes Selbstwertgefühl hattest und Deine Erzählungen den Eindruck hinterlassen, dass Du bereits seit vielen Jahren emotional recht instabil bist, nehme ich an, dass die tatsächlichen Ursachen für Deinen gegenwärtigen Zustand deutlich weiter zurückliegen. Es könnte Sinn machen, Dir einen Psychotherapeuten zu suchen, um den Dingen auf den Grund zu gehen und herauszufinden, wo Du bzw. wo Ihr gemeinsam ansetzen könnt, damit es Dir auf lange Sicht besser geht.

Ich möchte mir gar nicht anmaßen, einen mir unbekannten Menschen zu analysieren (schon gar nicht anhand eines einzigen Beitrags), aber vielleicht helfen Dir meine Gedanken dennoch in irgendeiner Weise weiter!


Alles Liebe und viele Grüße!

Ina


(Übrigens finde ich Rosen und (Liebes-)Briefe überhaupt nicht kitschig (jedenfalls nicht im negativen Sinne^^) – ganz im Gegenteil! <3)
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

old.lone

Hallo InaDiva,

lese gerade deine Antwort vor der Arbeit und muss sagen, dass dein Beitrag echt toll ist :)

Ich hatte zum Beispiel oft das Gefühl wenn jemandem was krasses passiert ist (z.B Todesfall in der Familie),
dass die Leute damit viel besser umgehen können (und auch schneller wieder fit sind ) als ich, wie gesagt manche Sachen kicken mich noch heute obwohls teilweise schon sehr lange her ist.

Ich komme ja ab und zu unter Leute (Berufsschule,Familiengeburtstage bla bla), aber irgendwie fühlt sich das nicht gut an,
wobei alleine zuhause rumhängen sich fast genauso schlimm anfühlt.

Was mir ansonsten noch sehr geholfen hat, war die Youtube-Serie "Komm lieber Tod" von Stefan Lange (gibt das gleiche noch mal als Buch heißt nur anders), da gehts halt um ähnliches, wobei es bei ihm natürlich heftiger war.
Da der gute Mann aber äußerst Selbstreflektiert ist, konnte ich dort auch ein paar positive Denkansätze mitnehmen.
(Genug der Werbung ^^)
Ansonsten habe ich viel über diese Themen gelesenen oder irgendwelche Dokus geschaut.

Aber am Ende des Tages steht man halt an der Bahn und denk "Ist es das was du als Kind wolltest ? Dich zu fühlen wie jemand am dem die ganze Welt vorbeizieht ?".

Das mit der Psychotherapie kann Sinn machen (würde es bei fast allen Menschen denke ich), aber ich denke mal ich würde mich nicht darauf einlassen bzw. dort auch nicht so viel neues erfahren (ich würde schon sagen, dass ich über mein Verhalten sehr viel nachdenke).

Naja das wars erstmal, schönen Wochenstart euch allen.

Liebe Grüße

old.lone

hardworking fool

Zitat von: old.lone in 10 September 2018, 07:07:13

Das mit der Psychotherapie kann Sinn machen (würde es bei fast allen Menschen denke ich), aber ich denke mal ich würde mich nicht darauf einlassen bzw. dort auch nicht so viel neues erfahren (ich würde schon sagen, dass ich über mein Verhalten sehr viel nachdenke).



Hallo old.lone,


ich hatte mir auch überlegt auf deinen Beitrag zu antworten aber Ina war schneller und im Grunde hätte ich dir so ziemlich das Gleiche geschrieben. Deshalb nur ein Kommentar zu obiger Aussage.

Beim Lesen deines ersten Beitrags ist mir aufgefallen, dass bei dir scheinbar doch in der Kindheit schon irgendetwas schief gelaufen ist. Jemand der eine coole Kindheit hatte stellt sich nicht vor den Spiegel und beschimpft sich selbst. Meine Meinung.

Was die Psychotherapie anbelangt. Ich hatte auch größte Bedenken. Meine Kindheit war absolut perfekt (dachte ich zumindest) und eigentlich glaubte ich, dass ich nicht wirklich Hilfe brauche. So lange bis ich irgendwann nur noch darüber nachgedacht habe wie lange ich dieses Leben noch "ertragen" müsse und ob es nicht besser sei Schluss zu machen. Außerdem glaubte ich genau wie du, dass ich dort sicher nichts neues erfahren würde weil ich ja selber genau wüsste wo das Problem ist, dass das reine Zeitverschwendung wäre und ich den Therapieplatz jemanden wegnehmen würde dem es viel schlechter geht. Jetzt weiß ich wie dumm das war.

Es geht dir offensichtlich nicht gut und wenn du das Problem nicht irgendwann angehst, dann wird sich auch nichts ändern.

Was ich dir raten würde. Probiere es einfach mal aus. Lass dir einen Termin bei einem Therapeuten geben (wird sowieso dauern ehe du einen bekommst) und sprich mal über deine aktuelle Situation. Der wird dir dann schon sagen ob eine Therapie bei dir nötig, sinnvoll oder möglich ist.

Alles Gute!

Fool

old.lone

Danke für die Antwort.

Ich werde mich mal erkundigen was es so gibt (in meiner Nähe).

Halte euch hier auf dem laufenden :)

Falls mir noch irgendwas interessantes oder wichtiges einfällt poste ich es noch.

Liebe Grüße und Danke für die tollen Antworten

Cailyn

Hallo old.lone und willkommen im Forum,

Ina und fool haben schon vieles von dem geschrieben, was auch ich sagen würde und berichten könnte.
Aber auch ich wollte nochmals auf das Thema Therapie eingehen.
Es geht in einer Therapie ja gerade darum, deine Gedanken und dein Verhalten auch mal von außen betrachten zu lassen.
Mir ging es ähnlich: Ich wusste (auch durch frühere Therapien) bereits, wo meine Depression herkam, was mir aber dennoch nicht dabei half, dort auch rauszukommen. Selbst wenn ich Gedanken und Verhalten als falsch oder nicht hilfreich identifizieren konnte, konnte ich es von mir aus erstmal nicht ändern. Und genau dabei hilft mir die Therapie. Zum einen weist mich die Therapeutin auf Gedanken hin, die vielleicht nur durch mein durch die Depression verschobenes Selbstbild entstehen oder die mich einfach im Moment nicht weiterbringen und anderes behindern. Und sie weist mir Ansatzpunkte auf, an denen ich beginnen kann, mein Verhalten zu verändern und unterstützt mich darin, diese Veränderungen zu üben und beizubehalten, sollten sie mir helfen.
Tut mir leid für diesen Erfahrungssermon. Ich wollte nur versuchen aufzuzeigen, wo dir eine Therapie vielleicht doch helfen könnte. Natürlich muss man sich dafür darauf einlassen. Sonst kann es auch nicht viel bringen.

Ich wünsche dir eine angenehme Zeit hier im Forum.

Grüße,
Cailyn

old.lone

Habe mal heute ein bisschen gegrübelt und da sind mir noch ein paar evtl. ganz interessante Sachen wieder eingefallen :

Ich wurde mit einem Herzfehler geboren, wodurch ich öfters das Gefühl hatte, nicht am Leben sein zu sollen.
Ich war auch tierisch wütend auf die Kirche/Gott und auf alle möglichen Leute die was mit Religion zu tun
hatten oder einfach nur "glaubten".
Das ganze wurde so krass, das ich dann sogar aus dem Konfi-Unterricht entfernt wurde, was mir aber bis heute Recht ist :)
Aber heute bin ich natürlich sehr tolerant unterwegs.



Habe mich in der Grundschule auch sehr oft geprügelt oder war eigentlich immer irgendwie in
Ärger verwickelt (habe geklaut, Sachen kaputt gemacht bla bla bla), ich war auch super leicht
zu provozieren und immer direkt auf 180 (ich war schon immer relativ dünn und eher schwach,
weshalb ich dann auch immer auf die Mütze bekommen habe ^^).



Mir ist außerdem noch eingefallen das sich meine Eltern früher sehr oft gestritten habe,
in der Grundschulzeit habe ich mir aus so großen Kartons (z.B von Fernsehern) immer irgendwelche Höhlen gebaut
(ja klingt bescheuert haha), in die ich mich dann immer verzogen habe bis die Action vorbei war.
Vor ca.4 Jahren haben sich meine Eltern dann geschieden, was ich nicht so toll (aber auch nicht so schlimm) fand.
Seitdem wohne ich auch in einem eher unschönen Stadtteil, aber es gibt schlimmeres :)



Ansonsten habe ich noch ein bisschen was an Drogen/psychoaktiven Substanzen ausprobiert,
bin aber jetzt nicht abhängig (konsumiere auch nicht) oder habe irgendwelche (merklichen) Nebenwirkungen davongetragen.
Diese Sachen haben mir teilweise auch geholfen Sachverhalte neu zu betrachten usw.
Wobei es natürlich immer ein Spiel mit dem Feuer bleibt, gerade in der Entwicklung.
Evtl. kann ich hier in einem Unter-Thread mal paar Tripberichte schreiben (wenns hier sowas gibt ?^^)

Sorry für die strukturlosigkeit und nochmal Danke für eure tollen Beiträge ich lese alles :)

Ina

 
Hallo old.lone!

Zitat von: old.lone in 10 September 2018, 07:07:13
Ich komme ja ab und zu unter Leute (Berufsschule,Familiengeburtstage bla bla), aber irgendwie fühlt sich das nicht gut an,
wobei alleine zuhause rumhängen sich fast genauso schlimm anfühlt.

Nun ja, dass sich das nicht unbedingt "gut" anfühlt, kann ich mir vorstellen... Diese Kontakte sind ja eher welche, zu denen Du mehr oder weniger "gezwungen" bist. In der Berufsschule z.B.: Da ist es unumgänglich, dass Du bestimmte Leute um Dich hast – darauf hast Du gar keinen Einfluss. Natürlich kann man Glück haben und versteht sich mit allen ganz toll und schließt Freundschaften. Aber das ist, wie gesagt, Glückssache. Als ich schrieb "...ich glaube, es würde Dir gut tun, unter Menschen zu kommen und neue Freundschaften zu schließen.", hatte ich eher an Menschen gedacht, die Du Dir selber "aussuchst". Menschen, die ähnliche Interessen haben, denen ihr eventuell sogar gemeinsam nachgehen könnt oder – und das finde ich persönlich noch viel wichtiger – Menschen, die Dir vom Denken und der Einstellung her ähneln oder auch einen Gegenpart darstellen, der sich gut mit Dir ergänzt. Kurz gesagt: Jemand, mit dem Du offen reden und Dich austauschen kannst und der Dir dadurch irgendwann vertraut ist und zu einer festen Konstante in Deinem Leben wird. Jemand, auf den Du Dich verlassen kannst (und umgekehrt).


Zitat von: old.lone in 10 September 2018, 07:07:13
Was mir ansonsten noch sehr geholfen hat, war die Youtube-Serie "Komm lieber Tod" von Stefan Lange [...]
Da der gute Mann aber äußerst Selbstreflektiert ist, konnte ich dort auch ein paar positive Denkansätze mitnehmen.

Hast Du Dir schon mal ein Selbsthilfebuch vorgenommen? Ich kann Dir spontan keins empfehlen und Dir auch keinen Titel nennen, aber es gibt Bücher, die speziell dafür gedacht sind, nicht nur darin zu lesen und sich Wissen anzueignen, sondern auch Raum für eigene Gedanken lassen, indem man Fragen beantwortet (dafür ist immer Platz vorgesehen, also Felder zum Ausfüllen) oder bestimmte Übungen im Alltag macht, die man dort ebenfalls dokumentieren kann. Wenn man diese Dinge nach einiger Zeit wiederholt, kann man ganz gut sehen, ob bzw. welche Fortschritte man gemacht hat und woran man noch arbeiten könnte. Ich hatte mal so ein Buch, aber mir fällt der Titel nicht ein.


Zitat von: old.lone in 10 September 2018, 07:07:13
Das mit der Psychotherapie kann Sinn machen (würde es bei fast allen Menschen denke ich), aber ich denke mal ich würde mich nicht darauf einlassen bzw. dort auch nicht so viel neues erfahren (ich würde schon sagen, dass ich über mein Verhalten sehr viel nachdenke).

Nachdenken und Verhalten verändern oder gar Lösungen finden sowie umsetzen liegt oftmals weit voneinander entfernt! ;)

Liebe Grüße!
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)