Ein häßlicher Vogel den ich nicht Wollte!

Begonnen von SilbrigesSchweigen, 21 August 2018, 19:55:51

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SilbrigesSchweigen

Hallo zusammen,

bin der Neue hier im Forum und dachte zum Einstieg teile ich mal diese Geschichte aus meinem Leben, hoffe sie gefällt und/oder inspiriert.


Als Ich in der zweiten Klasse war, hat uns die Klassenlehrerin eine Aufgabe erteilt und zwar malt einen Vogel, normale beschäftigungtherapie halt. War kein guter Maler und hatte nicht wirklich Lust dazu. Das Ergebniss war so ziemlich das unansehnlichste Bild das ich bis zu dem Zeitpunkt je gesehen habe, mein erster gedanke war " Das ist aber ein häßlicher Vogel, denn kann ich niemand zeigen".
Also überlegte ich mir was tun mit dieser Abscheulichkeit.. wegwerfen kam mir nicht in den Sinn aber was ähnliches, ich hab das Bild meiner Lehrerin geschenkt. Die ich eh nicht leiden konnte, da ich zwar ein guter schüler war aber nicht wirklich Interesse an dem hatte was Sie von einem wollte, wie so ziemlich jeder 8 Jährige wollte ich viel lieber raus und Spielen. Außerdem hab ich im Unterricht lieber gequatscht als aufmerksam zuzuhören, was mir irgendwann einen eiskalten griff in den Nacken einbrachte den ich Ihr nicht verzieh.
Als ich mit einem Lächeln das Bild bei der Lehrerin Losgeworden bin und den Klassenraum verließ war der Vogel aus meinem Gedächtnis verschwunden.
1 Jahr später zog die Lehrerin in meine Straße und ich durfte jedesmal auf Ihr Haus blicken als ich mein eigenes verließ, und so zeimlich jedesmal bekam ich eine schlechtes gefühl dabei. Das Verhältniss mit der Lehrerin wurde nie besser.
Das ganze ging so etwa 22 Jahre bis sich die Lehrerin und ihr Ehepartner in ihr Rentenhäuschen in der Nachbarstadt zurückzogen.
Als ich eines Tages von der Arbeit nach Hause kam und nach meinen Eltern schaute stand auf dem Sideboard, in der Diele neben dem Telefon, ein Bilderrahmen.

Ich sah mir das Bild an und das erste was ich dachte war: " Das ist aber ein häßlicher Vogel"

Nachdem ich meine Mutter gefragt hatte woher das Bild stammt und Sie mir mitteilte das es von meiner ehemaligen Grundschullehrerin stammt, war ich erstmal platt.
Stellte sich heraus sie hat das Bild eingerahmt und es stand über 20 jahre auf ihrem Schreibtisch.

War natürlich sehr gerührt und bedankte mich ausführlich in einem Brief bei Ihr.


Diese Geschichte hat mir jedenfalls gezeigt wie weit kleine freundliche Gesten(wenn auch auf anhieb nicht so gemeint) reichen können.
Das Freundlichkeiten keine Nichtigkeiten sind sondern für andere Menschen sehr viel mehr Bedeutung haben können als wie man selber wahrnimmt.
Der Schlag eines Kolibri der einen Sturm auslösen kann!

Diese Geste erreichte mich zu einer Zeit in der es mir sehr Schlecht ging und die Erinnerung und natürlich das Bild, das jetzt bei mir im Regal steht, helfen mir die Welt in einem größeren Rahmen zu sehen und auch etwas besser zu schätzen.
Der häßliche Vogel der so ziemlich an qualität nicht verloren hat bis Heute mag zwar nciht schön anzusehen sein und macht mich nciht Froh, aber jedesmal wenn ich ihn sehe spitzen sich meine Mundwinkel etwas und ich fühle Wärme.

Und für die wo sich jetzt Fragen.. nein meine kunstfertigkeiten sind bis Heute noch auf dem selben Stand. ;)

Danke fürs Durchlesen.

Bella

Hallo SilbrigesSchweigen,

ich heiße dich mal herzlich willkommen im Forum. Danke für das Teilen deiner Geschichte. Ich finde sie sehr schön und inspirierend. Du darfst gerne mehr schreiben. :)

LG
Bella
Ich kämpfe bis zum Sieg.

Ina

 
Hallo SilbrigesSchweigen,

herzlich willkommen im Nur Ruhe Forum! :)
Und vielen Dank, dass Du diese nette Geschichte hier eingestellt hast – ihre Aussage gefällt mir sehr!


Zitat von: SilbrigesSchweigen in 21 August 2018, 19:55:51
Diese Geschichte hat mir jedenfalls gezeigt wie weit kleine freundliche Gesten(wenn auch auf anhieb nicht so gemeint) reichen können.
Das Freundlichkeiten keine Nichtigkeiten sind sondern für andere Menschen sehr viel mehr Bedeutung haben können als wie man selber wahrnimmt.
Der Schlag eines Kolibri der einen Sturm auslösen kann!

Ganz genauso ist es. Ich habe diese Erfahrung schon sehr oft machen dürfen – sowohl auf der Seite des "Gebenden" als auch auf der des "Empfangenden". Mir wird häufig gesagt, dass ich mit meinen "kleinen" Gesten und Zeichen, die ich zwischendurch sende, ganz viel bewirke und dafür alle Wertschätzung verdiene. Im ersten Moment überrascht es mich eher, sowas zu hören. Andererseits kenne ich es im umgekehrten Falle aber ganz genauso: dass jemand etwas (für mich) macht und damit viel, viel mehr in mir auslöst (im positiven Sinne), als ihm bewusst ist. Und das teilweise auch nachhaltig.

Ja, es sind eben in der Tat oft die vermeintlichen "Kleinigkeiten", die Großes bewirken können und für andere (oder im umgekehrten Fall für einen selbst) wirklich von Bedeutung sind. Bei mir sind es meist spontane Impulse, denen ich nachgehe. Immer von Herzen kommend und ehrlich gemeint. Nichts "Großes", doch für andere manchmal erstaunlich bedeutsam.

"Freundlichkeiten sind keine Nichtigkeiten" – wie wahr!

Liebe Grüße
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

SilbrigesSchweigen

Hallo und Danke für die freundliche Begrüßung!

Es freut mich das die Geschichte gefallen hat und hoffe das sie dies auch für andere tut und euch allen etwas gibt, so wie die Erfahrung mir was gegeben hat.

Nochmal danke fürs Durchlesen!


Felidae

Danke, SilbrigesSchweigen, für diese schöne Geschichte! :)

Adrenalinpur

Die Lehrerin gab dann das Bild denien Eltern als sie wegzog? Toll

SilbrigesSchweigen

Sie haben es nur entgegengenommen, da ich zu dem Zeitpunkt arbeiten war.
Das Bild steht bei mir im Regal.:)