Hausärztin ist gegen Reha (Burn-Out - Depression)

Begonnen von MalteBosch, 10 Juli 2018, 22:23:45

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MalteBosch

Hallo liebes Forum,
ich habe das Problem, dass meine Hausärztin nur widerwillig einen Antrag bei der Krankenkasse stellen will.
Ihr Spruch: "Wenn Sie Selbstmordgedanken haben, gehen Sie nach Haar oder ich weise Sie ein. Aber Sie wollen sich ja eine schöne Zeit in der Burnout-Reha machen. Das wird die Krankenkasse sowieso ablehnen, dafür garantiere ich."
Ich habe jetzt Angst, dass sie den Antrag entsprechend ausfüllen wird oder spätestens beim Widerspruch gegen mich arbeitet.
Auch wenn ich einen besseren Arzt zur Unterstützung finde, wird man später vielleicht die Hausärztin um Angaben bitten, oder?
Ein weiteres Argument von ihr: "Sie haben verschriebene Antidepressiva selbst abgesetzt und denselben keine Chance gelassen!" (Ich hatte nach der Einnahme wirklich sehr schlimme Selbstmordgedanken, fühlte mich völlig verrückt).
Zu meiner ihr übergebenen Liste meiner Gedanken und Beschwerden kamen Kommentare wie "Angst vor dem Tod hat ja jeder", "Alle meine Patienten haben Schmerzen" usw.
Es wäre schön, wenn jemand entsprechende Erfahrung hätte und wüsste, wie man mit so einer Situation umgeht - also konkrete Tipps gibt.

Vielen Dank

Malte

Ina

 
Hallo Malte,

erstmal herzlich willkommen im Forum.

Ich möchte Dir gerne ans Herz legen, Dich an einen Psychiater zu wenden. Allgemeinmediziner sind zwar in jedem Falle der erste Ansprechpartner und haben auf jedem Gebiet ein gewisses Grundwissen, doch sind sie nicht auf die Behandlung einer jeden Erkrankung spezialisiert. Sie können Krankheiten erkennen oder zumindest die "Richtung" einschätzen, in die es geht (z.B. psychische Erkrankung → entweder affektive Störung oder Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen oder Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen oder ...) und den Patienten dann an einen Facharzt (in diesem Falle also an einen Psychiater oder auch Neurologen) überweisen.

Ein Psychiater kann eine viel genauere Diagnose stellen und am ehesten beurteilen, welche Art der Behandlung angebracht ist – so auch, ob und welche Medikamente (Antidepressiva, Neuroleptika usw.) bei Deinem Krankheitsbild geeignet sind; ob eine ambulante Therapie (und wenn: welche Therapieform) hilfreich sein könnte; ob sich ein stationärer Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik empfiehlt, eine Reha förderlich wäre oder sonstige Behandlungsansätze sinnvoll(er) wären.

Bei einem Psychiater wirst Du Dich mit Deinen Anliegen sicher besser aufgehoben fühlen, da er eben darauf spezialisiert ist und schlicht und ergreifend mehr "Ahnung" davon hat als ein Hausarzt.

Und selbst wenn die Krankenkasse Informationen von Deiner Hausärztin anfordern sollte: Deren "Begründungen", die Du hier wiedergegeben hast, sind gewiss keine Argumente... Ich glaube, die Meinung eines Facharztes hat bei der Entscheidungsfindung zur Bewilligung oder Ablehnung eines Reha-Antrages deutlich mehr Gewicht.

Nur Mut!

Liebe Grüße
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

stillalive

Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.
Möchte darüber hinaus aber auch einwerfen das eine Reha vlt ein ein bissel früh für dich ist.
Eine Raha soll nach erfolgter Behandlung erreichte Erfolge festigen und eine Nachsorge bieten. Für Akut-Medizin sind Rehazentren schlicht nicht zu ständig und vor bereitet.
Vlt ist es am Beistiel körperliche Beschwerden der unterschied besser zu erkennen...
Wenn dir ein Herzchirurg einen Bypass verpasst musst du erst unters Messer, dann in der Intensiv Medizin wieder unter die Lebenden, danach auf der Herzstation wieder auf die Füsse...
und erst dann wird eine Kur beantragt bei der du mit der neuen Technik im Köper umzugehen und Leben lernst.
Kleiner Tip  Burnout geschied wenn man mehr reißen will als man kann. In dem Tempo wirst du dir Gesundheit nicht erzwingen können und eine 2 te Reha weil die erste zu unvorbereitet war wäre noch schwerer zu bekommen.
lg

MalteBosch

Vielen Dank, das ist sehr hilfreich. Meine Ärztin hatte mich schon zu einem Psychiater geschickt, der mir diese schlimmen Tabletten verschrieb. Ich kam auch sonst mit dem Mann schlecht zurecht.
Die Ärztin: "Der Psychiater wird das Gleiche sagen - keine Reha-Klinik!"
Also suche ich jetzt per Internet einen verständnisvollen Psychiater.
Bin gespannt wie lang das dauert und was der dann mit mir anstellt.

Malte

stern

ich schließe mich da meinen Vorrednern an und geb dir noch den Rat,
wenn du bei den niedergelassenen Arzten nicht fündig wirst,wende ich an eine Klinik Ambulanz.
Dort findet man zum einen meist schneller einen erst Termin und mehr Verständins.
Außerden würde ich mir überlegen ob ich so einer Hausärztin noch vertraue, wäre es meine-ich würde sofort wechseln ,wenn sie solche Äußerungen bringt ist das eine absolute Frechheit.

Wenn du mir sagst in welchem Gebiet du suchst bin ich dir gerne behilflich eine Ambulaz /Psychatrie zu suchen.
stern(Admin)

MalteBosch

Dass man dieser Ärztin nicht vertrauen kann, ist schon daraus ersichtlich, dass sie mir seit Jahren (!) Valium und Triazolam verschreibt, das vielleicht überhaupt erst meine Depressionen ausgelöst hat. Aber ich komme nicht aus dem Teufelskreis Schlaflosigkeit-Schlafmittel(sucht?) raus. Da hatte ich mir auch Hilfe von der Psychosomatischen Klinik erhofft.
Hier um die Ecke gibt es eine Psychiatrische Klinik, aber da habe ich Angst, dass die mich dann gleich dabehalten wollen.
Ich fahre da immer mit dem Fahrrad vorbei und sehe deren Klienten draußen rumlaufen ...

Es gibt da diese Broschüre der Rentenversicherung "Reportage: Ich bin nicht allein - Auswege aus Burnout-Syndrom und Depression"
https://www.deutsche-rentenversicherung.de/Bund/de/Inhalt/4_Presse/medieninformationen/06_hintergrundinformationen/reha_mappe/downloads/reportage_ich_bin_nicht_allein.pdf?__blob=publicationFile&v=4
Damit hatte ich mich identifiziert und dachte, so etwas wäre richtig für mich. Aber meine Ärztin hat mich jetzt eines Besseren belehrt ...

Christian

Hallo!

Ich kann dir nur Raten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Einer Meiner Kollegin hatte eine sehr schwere Depression und Born Out und sie war in der Pysichatrie. Ihr Hausarzt hat ihr komplett Falsche Medikamente verschrieben und die Station in der Psychiatrie hat ihr super toll geholfen. Sie kam total anders und gut wieder raus und hatte endlich die richtige Medikation.

Ansonsten klemm dich dahinter, mach dich im Internet schlau und nimm gegebenfalls eine gute Freundin/Freund/Mann oder ähnliches zum Artzbesuch mit. Ein kleiner Tipp von einem Krankenpfleger: Schlag den Arzt mit seinen eigenen Waffen: Stell im ganz klar und deutlich die rechtliche Situation klar: Dieser ist da um dir zu helfen und nicht um dich hängen zu lassen. Wenn du die Tabletten nicht verträgst, ist der verpflichtet dir andere zu verschreiben.

Dir alles Gute und du schafft das

MalteBosch

Update:
Ich bin jetzt bei einem Psychotherapeuten in Behandlung, der mich wiederum zu einem vernünftigen Arzt geschickt hat. Die beiden wollen zusammen den Antrag bei der AOK stellen.
Der Arzt: 1 stündige Anamnese und demnächst eine Untersuchung mit allem Drum und Dran, Blut, Lunge, EKG, Urin.
Bin gespannt, wie es weitergeht.

Alles Liebe
Malte

Crying Angel

Hallo Malte

Das klingt richtig gut.
Alles Gute weiterhin.
LG Michi
Auch kleine Veränderungen können glücklich machen ;)

Ina

 
Hallo Malte,

schön zu lesen, dass es vorangeht!

Eine Zusammenarbeit zwischen Deinem Psychotherapeuten und dem Arzt kann hinsichtlich des Reha-Antrages eigentlich nur vorteilhaft für Dich sein.
Ich wünsche Dir, dass es klappt und die Krankenkasse den Antrag bewilligt.

Halte uns auf dem Laufenden, wenn Du magst!

Alles Gute und viel Glück!
Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

MalteBosch

Hier mal ein update, falls es jemandem hilft.
Die Krankenkasse (AOK) hat immer wieder abgelehnt, die Widerspruchstelle ebenfalls. Ein zugezogener Psychiater bescheinigte dem MDK die Depression und empfahl die Einweisung in eine psychosomatische Klinik, nicht aber die Reha. Das entsprechende Gutachten hat man mir verheimlicht.
Jetzt hat mir mein neuer Hausarzt die Einweisung in eine Superklinik gegeben und ich warte auf die Aufnahme. Eine Genehmigung der Krankenkasse war nicht nötig, die Wartezeit beträgt vier Monate, die Aufenthaltsdauer wird wahrscheinlich sechs Wochen sein (doppelt so lang wie in der Rehaklinik und doppelt so teuer).
Ich hoffe, dass ich bis dahin durchhalte.
Fazit: bei der Krankenkasse hat die Abteilung Reha nicht zu tun mit der Abteilung, die für Krankenhausaufenthalt zuständig ist. Die Verwaltung hat es nicht nötig, mich darauf hinzuweisen, was der MDK empfiehlt, das Gutachten habe ich erst erhalten, nachdem ich Akteneinsicht beantragte.
Dass es ihnen nun mehr als doppelt so teuer kommt, scheint egal.
Hätte die ursprüngliche Hausärztin mir gleich eine Einweisung geschrieben, hätte ich mir den ganzen Ärger erspart.
Malte