Plötzlich depressiv

Begonnen von Dominic215, 19 Mai 2018, 23:45:27

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Dominic215

Hi, ich bin 23 Jahre alt, wohne noch zuhause und bin plötzlich depressiv geworden.
Mir ging es mein Leben lang gut, habe einen tollen Freundeskreis, habe viel unternommen und Spaß am Leben gehabt. In meinem beruflichen Werdegang bin ich leider stagniert, da mein Vater uns mehr oder weniger verlassen hat als ich ungefähr 14 war, hab ich direkt nach meinem Abschluss weder eine Ausbildung noch ein Studium begonnen. Um jobben zu können, damit ich das fehlende Geld reinholen kann. Ich wusste aber, dass ich noch ein Studium oder eine Ausbildung nachholen werde, wenn sich alles stabilisiert hat. Anfang des Jahres habe ich mir aber eine Narbe im Gesicht zugezogen, nur klein würde  ich sagen, sie hat die Größe eines 5 Cent Stück. Sie hat mich anfänglich kaum gestört, da mir gesagt wurde  sie würde weggehen. Hab aber trotzallem mir Salben und alles geholt um eventuell den Vorgang zu beschleunigen. Aber Anfang April hab ich mir wohl selber eingestanden, dass sie wohl nicht mehr weggeht. Und damit kam auch mein Absturz, seitdem bin ich eingebrochen. Ich habe keine Lust mehr auf gar nichts, habe alles in frage gestellt, gehe nicht mal mehr zur Arbeit. Auch gehe ich kaum noch raus, nur noch wenn ich muss, ich habe schlichtweg keinen Spaß am Leben mehr und stehe morgens nur noch auf, um mich abends wieder ins Bett zulegen. Ich hab extreme durchschlaf Probleme, denke häufig über den Tod nach und weise auch sonst viele Symptome eines depressiven auf. Mit meinem Aussehen war ich eig immer recht zufrieden, natürlich hadert fast jeder mal mit sich selbst und findet bei sich selbst einen Makel, einfach ja auch weil man sich selbst viel genauer betrachtet als andere. Aber dieses tief hält bei mir schon mittlerweile acht Wochen an und ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Ich frage mich ob sowas vermeintlich kleines überhaupt eine Depression auslösen könnte. Wenn ich hier im Forum mitlese haben die meisten einen wirklichen Schicksalsschlag erlebt, der sie dann in eine Depression trieb. Bei mir sind es dagegen peanuts und ich bin am Ende. Habe schon versucht einen Termin bei einem Facharzt zu bekommen, aber bei denen herrschen Wartezeiten von 2-3 Monaten. Selbst mit einer Überweisung bleibt es bei einem Monat. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll... ich habe obwohl ich nicht mehr zur Arbeit gehe seit acht Wochen keine Minute Ruhe finden können. Selbst diesen Text zu verfassen kostet mich ungemein Kraft. Ich hab alles vernachlässigt, sogar die Körperhygiene.

hardworking fool

Hallo Dominic,

es müssen nicht die großen Ereignisse sein die plötzlich Depressionen auslösen können, manchmal ist es eben "nur" eine kleine Narbe, manchmal findet sich auch überhaupt keine Ursache. Die Frage nach dem Warum ist aber auch nicht immer hilfreich.
Viel wichtiger ist WIE du damit umgehst und, dass du dir Hilfe holst. Die Wartezeiten sind natürlich heftig, aber davon solltest du dich nicht abschrecken lassen. Hast du mal bei deinem Hausarzt nachgefragt ob er dir etwas verschreiben kann? Ich weiß es kostet unheimlich viel Kraft - die du im Moment natürlich nicht hast - aber lass dich bei mehreren Ärzten und Psychologen auf die Warteliste setzen und nerve solange rum bis du einen Platz bekommst. Es geht immerhin um dein Leben. Im Wahrsten Sinne des Wortes!

Alles Gute!

Fool

Dominic215

Danke für die Antwort

Ich habe gehofft, wenn ich den Auslöser doch irgendwie wegbekomme, dass sich so wieder alles legt. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich nicht stark genug bin das Leben eines depressiven zu leben. Ich werde mich definitiv um einen Therapieplatz bemühen. Aber Hand auf's Herz, ist hier jemand der nach einer schweren depressiven Phase zu seinem alten ich wiedergefunden hat?

hardworking fool

Schwierige Frage. Zu seinem alten Ich zurückfinden? Ich weiß gar nicht, ob das überhaupt das Ziel sein kann. Deine alten Verhaltensmuster haben doch wahrscheinlich sehr viel zu deiner Depression beigetragen. Und Steady as she goes (Volldampf voraus) war schon bei der Titanic keine besonders gute Idee.

Vielleicht bin ich im Moment kein besonders gutes Beispiel da ich kurz davor stehe in eine Klinik zu gehen - was ja nicht wirklich dafür zu sprechen scheint, dass es mir besser geht - aber ich habe durch die Depression einiges gelernt, bin stärker als ich es jemals vorher war. Ich habe ganz viele Dinge erkannt die ich früher falsch gemacht habe. Jetzt geht es nur noch darum die dementsprechenden Konsequenzen zu ziehen und mein Verhalten und noch ein paar andere Dinge zu ändern. Das wird noch ein weiter Weg sein, aber ich bin zuversichtlich, dass er sich lohnen wird zu gehen. Zu meinem alten Ich möchte ich jedenfalls nie wieder zurück.

Nur so ein paar dumme Gedanken von einem alten Narren.

Violetta

Hallo Dominic,
bei meiner ersten Depression mit 24 Jahren gab es überhaupt keine erkennbare Ursache oder erkennbaren Auslöser. Depressionen haben meist einen körperlichen und einen seelischen Anteil. Wobei jeder Anteil groß oder klein sein kann. Gerade wenn eine Depression sehr schnell ohne erkennbare Ursache auftritt, kann eine körperliche Ursache vorliegen. (Ungleichgewicht von Serotonin, Dopamin, Noradrenalin und ein Dutzend anderen Botenstoffe im Gehirn.)
Auf jeden Fall solltest du so schnell wie möglich zu einem Arzt. Da Fachärzte lange Wartezeiten haben, kannst du auch erstmal bei einem versierten Allgemeinarzt versuchen, ein mildes Anti-Depressivum zu bekommen. Das kann dir helfen wieder aus dem Bett und unter die Dusche zu kommen, bis du bei einem Facharzt bist, der über einen geeignete Therapie entscheiden kann.

Meine erste Depression ging übrigens ohne weitere psychologische Therapie vollständig wieder weg. Erst über zwanzig Jahre kam es zu einer erneuen Depression.

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