Das allein sein treibt mich zum Wahnsinn

Begonnen von kleine_Zwiebel, 09 März 2018, 18:50:23

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

kleine_Zwiebel

Hallo an euch,

ich habe mich wegen meiner ca seit 10 Jahren bestehenden Depressionen angemeldet. Ich bin an einem Punkt angekommen wo ich nicht mehr weiter machen kann wie vorher.
Leider habe ich die Gabe mich immer in die Personen zu verlieben die mir nicht das geben was ich brauche. Liebe, Nähe, Verständnis, Zweisamkeit, Zärtlichkeit, Zukunft und ein WIR Gefühl.

Nun bin ich also seit 11 Jahren ca Single und denke das wird eh nichts mehr. Ich habe alle Freunde in die Flucht geschlagen bis auf eine Freundin die aber leider selten meiner Meinung ist. Dadurch gibt es oft zusätzlich Probleme.

Dann gibt es da noch seit 8 Jahren einen Mann. Wir wollten uns beide aber durch meine Depressionen und seine oft eigensinnige Denkweise ist in den ganzen Jahren nicht wirklich was aus uns geworden.

Vor ihm hatte ich eine sehr unglückliche Bindung zu jemand wo mir durch eigene psychische Erkrankung jegliche Liebe entzog. Davon noch geschädigt konnte das andere nichts werden. Ich sehnte mich nach Nähe und Zweisamkeit, nach Kuscheln aber auch dort wurde ich zu oft abgelehnt. Dann begann das Spiel "komm her lauf weg" es war ein hin und her.

Ich habe dort immer gehofft endlich geliebt zu werden und habe mich die 8 Jahre selbst eingesperrt weil ich mich gebunden gefühlt habe ohne es wirklich gelebt zu haben.

Nun bin ich von ihm immer noch nicht weg aber der Kontakt ist weniger geworden.

Ich habe das Gefühl wenn ich in einer Beziehung wäre würde meine Depression viel besser werden.

Das ich allein leben kann und sein kann habe ich denke ich in den 11 Jahren bewiesen aber jetzt komme ich an einen Punkt an dem ich sage allein möchte ich nicht alt werden. Ist es berechnend wenn ich sage ich möchte einen Partner?

Wie kann man einem außenstehenden eigentlich erklären wie es bei einer Depression in einem aussieht? Ich bekomme nichts mehr auf die Reihe und weder er noch meine Freundin versteht was in mir wirklich vor geht. Beide sagen nur wenn ich nicht bald was mache sind die beiden auch weg.

Ich bin z.b. sehr ruhebedürftig und möchte viel zuhause sein. Aber es treibt mich auch raus weil ich es zuhause nicht ertrage. Aber wo anders fühle ich mich dann unwohl. Egal wo ich bin im Moment möchte ich immer da wo ich bin nicht sein.

LG Zwiebel

Topolino

Hallo kl. Zwiebel,

Wenn es wirklich nee Depression ist, wird diese durch eine Beziehung nicht besser, eher unter Umständen schwieriger für dich und deinen Partner.

Es tut mir leid dass ich dir das so knallhart sage.

Hast du Diagnose depri vom Fachmann? Bist du in Therapie u. Od. Nimmst Medi?

Lg
Topo

Ina

#2
 
Zitat von: kleine_Zwiebel in 09 März 2018, 18:50:23
Ich habe das Gefühl wenn ich in einer Beziehung wäre würde meine Depression viel besser werden.

Zitat von: Topolino in 09 März 2018, 21:01:27
Wenn es wirklich nee Depression ist, wird diese durch eine Beziehung nicht besser, eher unter Umständen schwieriger für dich und deinen Partner.

Das kann man so wirklich nicht sagen. Es stimmt zwar, dass Depressionen eine Beziehung / ein Zusammenleben erschweren können, man seinen Partner damit unter Umständen belastet und es zu neuen, anderen Problemen kommt, allerdings hängt es stark von jedem Einzelnen ab, wie sich die Depression auf die Beziehung auswirkt. Es kommt darauf an, wie man selbst, aber auch der Partner damit umgeht, wie vertraut man einander ist, ob man Unterstützung bekommt (und ob man diese überhaupt zulässt) usw.

Eine große Rolle spielt auch der Ursprung der Depression: Ist man depressiv geworden, weil man seit Jahren unter Einsamkeit gelitten hat, kann eine Partnerschaft sehr wohl dazu führen, dass es einem wieder besser geht, man wieder mehr am gesellschaftlichen Leben teilnimmt, mehr Struktur in seinen Alltag bringt, wieder ausgeglichener ist, Halt findet und somit stabiler wird.

Bei mir war es z.B. so: Meine erste Beziehung – da war ich gerade 18 – habe ich als meine "Rettung" empfunden, weil sich meine gesamten Lebensumstände dadurch komplett verändert haben. Alleine hätte ich das vermutlich nicht bewältigen können. Das sehe ich noch heute so. Nach vier Jahren ist die Beziehung dennoch auseinandergegangen und einer der Hauptgründe war wohl, dass wir beide depressiv waren und uns damit gegenseitig belastet und runtergezogen haben. Auf dieser Ebene konnte es mit uns beiden einfach nicht dauerhaft funktionieren – da hat alles Verständnis, Mitgefühl und gegenseitiges "Trösten" nichts gebracht. (Heute ist er der beste Freund und die sicherste Konstante in meinem Leben – das ist mindestens genauso wertvoll!).

Mein zweiter Partner hat mir kein bisschen Verständnis für meine psychischen Probleme entgegengebracht und auch kein Interesse daran gezeigt. Seine positive Art hat mich zwar manches Mal aufgeheitert und mein Leben in eine andere Richtung gelenkt, doch war diese letztlich keineswegs gut für mich und sein mangelndes Einfühlungsvermögen sowie der fehlende Wille (!), sich in mich hineinzuversetzen und sich mit meinen Gedanken und Problemen auseinanderzusetzen, haben mich im Grunde nur noch unglücklicher gemacht. Es war einfach nicht das Richtige für mich. Da mache ich ihm aber keinen Vorwurf – wir waren einfach zu verschieden. Eigentlich war es von Anfang an zum Scheitern verurteilt...

In meiner jetzigen Beziehung fühle ich mich zum ersten Mal wirklich geliebt und angenommen – und in diesem Zuge habe ich zum ersten Mal in meinem Leben sowas wie Lebensfreude empfunden. Ich bekomme (fast) alles, was ich brauche und mir wünsche und er bekommt dies ebenso von mir. Es passt, harmoniert, gibt Kraft, beruhigt und lässt uns in mancher Hinsicht regelrecht aufblühen. Wir ergänzen uns. verstehen uns oft ohne Worte, können Ruhe beieinander finden, uns aber auch gegenseitig motivieren, aufbauen und (unter-)stützen. Unsere Beziehung ist zwar ganz und gar nicht einfach und es liegen eine Menge Steine auf unserem Weg, aber das sind äußere Umstände / Einflüsse, die mit meiner Depression rein gar nichts zu tun haben.

Es ist also durchaus möglich, dass eine Partnerschaft sich positiv auf das psychische Wohlbefinden auswirkt und dabei hilft, seine Probleme anders zu bewerten und anzugehen, seinen Alltag anders zu gestalten, an sich zu arbeiten usw.! Man sollte sich nur nicht darauf verlassen, dass eine Beziehung allein DIE Hilfe ist und alle Probleme löst. Das ist wohl in den seltensten Fällen so. Einen Partner zu haben ist keine Garantie dafür, dass es einem besser geht, aber wenn es wirklich passt und er damit umzugehen weiß, halte ich die Chance nicht für gering. Man darf nur nicht aufhören, auch für sich allein zu versuchen, weiterzukommen und muss ggf. auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Ich wünsche Dir alles Liebe, kleine Zwiebel!

Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

kleine_Zwiebel

Hallo InaDiva,

so in etwa sehe ich es auch und meine es so. Ich bin 38 Jahre alt, ein Alter in dem andere lange Familie haben. Ich beneide wenn Kolleginnen erzählen wie stressig es ist die Kinder zu versorgen (zum Sport fahren, abholen, hier und da das..). Dann sage ich immer das hätte ich gerne. Ich glaube mit Aufgaben und nicht alleine wäre meine Depression bedeutend besser. Der Rest wäre sicher mit Therapie verbesserbar.
Bei mir ist das Bindungs und Autonomieverhältnis leicht gestört. Ich gerate immer an Partner die mich (so meine Empfindung) einengen. Wenn ich daran arbeite und das nicht mehr vorkommt denke ich kann ich ein relativ gesundes Leben führen.

LG

Felidae

Hallo kleine_Zwiebel, darf ich fragen, inwiefern Dich Deine Partner einengen? In welcher Hinsicht?

lg
Feli

kleine_Zwiebel

Zitat von: Felidae in 15 März 2018, 10:43:56
Hallo kleine_Zwiebel, darf ich fragen, inwiefern Dich Deine Partner einengen? In welcher Hinsicht?

lg
Feli

Hallo Feli,

es ist eine Mischung aus abgeschauten Verhalten von meiner Mutter und Partnern die mich bewusst einengen aus Angst verlassen zu werden.

Ich habe mich früher selbst eingeengt in dem ich z.b. immer zuhause sein wollte wenn man Partner heim kam und auch nichts mit anderen unternehmen wollte wenn er nicht mit geht. Das habe ich von meiner Mutter abgeschaut und dachte so muss das eben sein.

Dann habe ich zuletzt einen Partner gehabt der ein Kontrollfreak ist. Wenn ich nicht gleich auf ne Mail geantwortet habe war die Hölle los. Wenn ich nicht auf direktem Weg heim gefahren bin auch. Ich habe jeden Kontakt zu Freunden abgebrochen weil ich eh keine Chance hatte diese noch mal zu treffen denn wenn ich mich traf bestand er drauf das ich in der Zeit immer mit ihm mailte. So war es auch wenn ich bei meinen Eltern eingeladen war.
Wenn ich vielleicht gerne mal an einen See wollte sagte er ich könne zu ihm in den kleinen Pool. Als ich sagte ich möchte den und den Sport machen dann bestand er darauf nur mit ihm und mit anderen Leuten nicht. Ganz am Anfang meckerte er immer an meinem Gewicht rum, unterstellte mir ich mache Diät (ich habe Kleidergröße 40) und wäre nur noch ein Strich in der Landschaft. Wenn ich mal weniger gegessen habe weil ich einfach nicht so viel Hunger hatte fing er auch gleich wieder an mit der Figur.

Sind nur Beispiele.

LG

youandme

Hallo liebe kleine Zwiebel,

natürlich habe ich auch kein Patentrezept, möchte dir dennoch erzählen wie es bei mir war, denn ich sehe mich in deinen Worten wider. Zwar war ich nicht 11 Jahre Single, sondern nur zwei, aber davor war ich 3+6 Jahre mit einem Mann zusammen (es hat schon mit einem Hin und Her angefangen (die 3 Jahre)), die sowas von oberflächlich waren, dass ich nun im Nachhin denke, es wäre besser gewesen, es nach den 3 Jahren entgültig sein zu lassen. Leider habe ich das in den ganzen 6 Jahren nicht gemerkt; die Oberflächlichkeit war sehr einseitig; daher war die Trennung auch ein Rieseschock für mich. Egal.

Worauf ich raus wollte: Die zwei Jahre als Single bin ich auch durch alle Höhen und Tiefen, habe mich teilweise monatelang im Haus verkrochen, völlig depri, bis mir die Decke auf den Kopf fiel, oder bin tagelang um die Häuser gezogen, jede Party mitgenommen, immer die letzte, die ging, zig Dates gehabt, ... und immer auf der Suche nach einem neuen Partner. Ich dachte auch immer, dass mir ein neuer Freund einfach guttäte. Ein bisschen ausgehen, nicht übertrieben, und gleichzeit zuhause wohlige Ruhe und Zweisamkeit. Es klang so schön, so einfach. Dummerweise hat all das Suchen nichts genutzt.

Ich weiß auch nicht, wie es letztlich kam, aber irgendwann kam ich an einem Punkt an, an dem ich völlig mit mir im Reinen war. Das klingt schwülstig, aber mir fällt kein besserer Ausdruck ein. Ich war in Therapie, hab irgendwann ganz bewusst das Suchen nach einem Partner eingestellt, bin nur hin und wieder weggegangen, hab mich nicht schüchtern versteckt, bin aber auch nicht offensiv auf die Männer los, bin verreist (alleine!), habe mich zu Hause aber auch wohl gefühlt, habe für mich gekocht, öfter meine Eltern besucht,... so Sachen eben.
*)
Und dann - im Urlaub - hab ich ihn kennengelernt. Einfach und ungezwungen. Und vor allem ohne darauf aus zu sein, dass sich überhaupt etwas entwickelt. Wir haben uns vier Tage lang täglich mehrere Stunden unterhalten und haben so erst gemerkt, dass wir evtl. mehr füreinander übrig haben könnten.

Ich bin mittlerweile überzeugt, dass man zunächst erst mal selbst mit sich klar kommen muss und dann schafft man das mit dem Zusammenkommen auch leichter. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Zur Zeit komme ich auch nicht wirklich klar mit mir, kann nicht verstehen, wie mich überhaupt jemand mag. In so einem Moment jemanden kennenzulernen funktioniert meiner Meinung nach kaum. Jetzt - in einer Beziehung - kann der Partner auf jeden Fall eine Stütze sein. Klar, darf man ihm beim Kennenlernen nichts vormachen. Er soll ja keinen Schock bekommen, wenn er da eine offene, freundliche und lebenbejahende Frau kennenlernt und nach einem halben Jahr plagen sie Selbstzweifel und Depressionen. Man muss ja nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber wenn man sich gut versteht, kann man solche Wesenszüge durchaus bereits beim Kennenlernen ansprechen...

Uff - lange Reder kurzer Sinn: Was so viele sagen, nicht zu suchen, hat leider seine Daseinsberechtigung. Ich wünsche dir alles Liebe und Gute und drücke dir die Daumen, dass du bald trotz allem etwas Zufriedenheit und Ruhe in dir selbst findest.



*) Noch eine weitere Sache, die ich aber nicht gern als Grund angebe, da sie vielleicht fast schon missionierend klingt, daher nur als Fußnote hier: Mir hat auch der christiliche Glaube weitergeholfen. Ich war früher schon recht aktiv bei der Jugendgemeinde und dann aber jahrelang nicht mehr. Vor ein paar Jahren habe ich mit christlicher Meditation angefangen, später bin ich zufällig beim CVJM auf alte Bekannte gestoßen und hatte hier und da so ein paar Aha-Erlebnisse, die mir geholfen haben, mich auf mich selbst zu besinnen. Wie gesagt, ich bin hier nicht im Auftrag der Kirche. Ein mit-sich-selbst-zufrieden-sein kann man sicher auch auf anderem Wege finden.

Fühl dich gedrückt!