Muss dringend etwas ändern, nur wie und was?

Begonnen von Gedankenspiel, 03 März 2018, 11:42:01

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Gedankenspiel

Hallo zusammen,

ich weiß, dass ich mit den folgenden Zeilen vermutlich vielen hier "auf den Schlips" treten werde. Das ist in keinster Weise das, was ich will. Ich will das Thema auch nicht klein reden, oder lächerlich machen. Ich meine alles, was ich schreibe vollkommen ernst und sehe einfach keine andere Möglichkeit. Daher bitte: antwortet nicht mit Hass, ich wende mich ehrlich hilfesuchend an euch.

Ich leide seit Jahren an schweren Depressionen und bin auch in Behandlung. Vor ein paar Jahren war es so schlimm, dass ich nicht mehr leben wollte und auch nicht mehr konnte. Damals wurde ich das erste Mal in eine Klinik eingewiesen und danach hat meine therapeutische und medikamentöse Behandlung begonnen.
Seit dem war ich noch einmal in der Klinik und habe (zumindest sagt man mir das) auch Fortschritte gemacht. Meine Abstürze sind nicht mehr so schlimm und ich habe nur noch selten Selbstmordgedanken. Trotzdem, wenn ich mir mein Leben anschaue, dann ist es alles andere als erfüllend, oder auch einfach nur ruhig und irgendwie nicht das, was ich will. Ich weiß nicht, wo ich mit meinem Leben hin will. Diese Frage habe ich mir schon sehr lange nicht mehr gestellt. Aber ich habe das Gefühl, dass das, was ich im Moment tue, nicht das ist, was ich ein Leben lang tun möchte.

Jetzt wird meine Therapie bald auslaufen, weil die Kasse nicht mehr bezahlt. Ich habe große Angst vor der Zeit, die dann kommen wird. Ich habe Angst wieder rückfällig zu werden. Wieder keine Hilfe zu haben.
Immer wieder habe ich einfach nur den Gedanken, dass sich etwas ändern muss, dass ich aus meinem jetzigen Leben raus muss. Das eine krasse Veränderung her muss. Nur mit Veränderungen komme ich nicht gut zurecht, deswegen hänge ich auch so an meinem aktuellen Lebensstil, egal ob er gut oder schlecht ist.

Jetzt habe ich seit längerem den Gedanken eine Art "Schlussstrich" zu ziehen. Einen Selbstmordversuch zu unternehmen, aber den Notruf zu wäheln. Sodass ich einfach gezwungen werde aus meinem Leben rauszugehen. Dadurch wieder in die Klinik zu kommen und vll. kann man mir dort ja helfen.
Ich weiß, das klingt verrückt und es ist dumm, aber ich weiß nicht, was ich sonst machen soll. Und selbst, wenns "schief geht", ist mir das um ehrlich zu sein egal. Ich hänge nicht am Leben.
Ich weiß, es ist falsch so manipulativ zu denken, dass Selbstmord nicht als Hilfeschrei verwendet werden soll, dass man es anderen Betroffenen dadurch nur noch schwerer macht, aber ich weiß einfach nicht weiter.
Meine Arbeit laugt mich so aus, dass ich keine Kraft habe nebenbei andere Dinge zu probieren, quasi etwas zu finden, was mich erfüllt, ohne einen so dummen Schritt zu gehen. Ich bekomme es einfach nicht hin, mein Leben aus eigener Kraft zum positiven zu wenden. Aber ich will diesen Schritt auch nicht unbedingt gehen. Ich weiß, dass es dumm ist und dass ich meiner Familie damit sehr schaden werde...

Ich weiß einfach nicht weiter. Es muss sich etwas ändern, nur ich weiß weder was, noch wie ich es anstellen soll. Ich verfalle immer mehr in eine Art Starre, sodass es immer schwieriger wird andere Perspektiven zu sehen.

Aktuell ist es nur ein Gedankenspiel, eine Idee, es ist kein Vorhaben, kein tiefer Wunsch.

An manchen Tagen sehne ich mich danach zurück in die Klinik zu gehen, mich wieder auf mich konzentrieren zu können, wieder Kraft zu schöpfen. Gleichzeitig habe ich Angst vor den Konsequenzen. Auch wenn mich meine Arbeit belastet, habe ich Angst sie zu verlieren. Ich drehe mich nur noch im Kreis, sehe keinen Ausweg mehr und habe Angst, dass der Kreis irgendwann wieder zur Abwärstspirale wird.

Tut mir leid, das war lang und vermutlich auch ziemlich wirr. Danke, dass du bis hierher gelesen hast.

hardworking fool

Hallo!

Solche Gedankenspiele sind erstmal nicht so ungewöhnlich würde ich behaupten, aber du merkst doch selbst, dass das nicht der richtige Weg ist. Sonst hättest du nicht so geschrieben wie du es getan hast.
Die Möglichkeit dich selbst einweisen zu lassen hast du jederzeit und wenn du den Leuten sagst, dass du Suizidgedanken hast, dann wird man dich sicher nicht fortschicken.

Dass du Angst vor der Zeit ohne Therapie hast, kann ich sehr gut nachvollziehen. Genau so geht es mir im Augenblick auch. Was ich allerdings nicht verstehe. Du schreibst einerseits, dass du eine Veränderung brauchst, andererseits klingt es für mich so als wärest du mit deiner aktuellen Situation gar nicht so unzufrieden. Vielleicht brauchst du keinen radikalen Schnitt sondern vielmehr kleine Schritte. Vielleicht könntest du ja für eine Weile etwas weniger arbeiten. Dann hättest du mehr Zeit für die Dinge die du tun willst.

Die Option "ich lasse es mal auf mich zukommen" so nach dem Vorbild eines mittelalterlichen Gottesurteils halte ich allerdings für absolut inakzeptabel. Nicht nur weil du damit das Schicksal herausforderst, sondern weil du als denkender Mensch in der Lage sein solltest eine Entscheidung zu treffen. Ein bisschen leben und ein bisschen sterben, das funktioniert nicht.

Und ein erfolgreicher Suizid ist als Hilfeschrei höchst ungeeignet. Eine bittere Erkenntnis, aber eine die ich persönlich quasi aus erster Hand bekommen habe. In dem Fall war es sogar noch schlimmer. Es war wahrscheinlich sogar scherzhaft gemeint... Leider hat sich nur eine totgelacht.

Ich hoffe sehr, dass du dich für das Leben entscheidest.

Alles Gute!

Fool

Gedankenspiel

Hallo,

erstmal vielen Dank für eure ruhigen Antworten!

@oopopop: Medikamentös bin ich bereits eingestellt, ohne die Medikamente wären meine Gedanken wesentlich schlimmer und vermutlich auch nicht nur Gedanken. Ich weiß nicht, ob man an dem Rest noch etwas drehen kann / sollte.
Auch bin ich nicht sicher, wie eine opitmale Einstellung überhaupt von Statten gehen soll. Laut meinem Psychater ist das nur ausporbieren und ich habe jetzt seit ca. einem Jahr das erste Mal überhaupt ein Medikament von dem ich behaupten würde, dass es mir hilft.

@hardworking fool: Ich arbeite genau aus dem Grund schon nicht mehr in Vollzeit, aber ich habe es noch nicht geschafft etwas sinnvolles aus der Zeit zu machen. Wenn ich frei habe, bin ich einfach fertig und meistens mit meinem eigenen Alltag schon überfordert. Natürlich schaffe ich es irgendwie, deswegen magst du recht haben, dass viele kleine Schritte sinnvoller sind, als ein radikaler. Ich habe nur langsam keine Kraft mehr für die kleinen Schritte. Ich weiß einfach nicht, wie ich es angehen soll mehr Zufriedenheit in mein Leben zu bringen.

"Die Möglichkeit dich selbst einweisen zu lassen hast du jederzeit und wenn du den Leuten sagst, dass du Suizidgedanken hast, dann wird man dich sicher nicht fortschicken."
Das sehe ich mittlerweile leider anders. Als es mir damals so schlecht ging, habe ich bei meinem alten Hausarzt Hilfe gesucht (war zuvor umgezogen und hatte noch keinen vertrauten Hausarzt) Der hat mich sofort ins Krankenhaus geschickt. Dort hat man mich weggeschickt, weil ich nicht in der selben Stadt gewohnt hab. "Falsches Einzugsgebiet", vier Tavor hat man mir in die Hand gedrückt, ich solle etwas schlafen und dann in meiner Stadt Hilfe suchen. Dazu war ich damals aber nicht mehr in der Lage.
Ich habe riesen Glück gehabt, dass ich damals meine Eltern involviert habe und die mich nicht mehr aus den Augen gelassen haben und alles in die Wege geleitet haben, dass ich Hilfe bekomme.

Ich habe kein Vertrauen mehr in unser Gesundheitssystem. Ich habe immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass man keine Hilfe bekommt, wenn man noch in der Lage ist sich diese selbst zu suchen. Auch musste ich selbst damals wochenlang auf einen Klinikplatz bei mir warten. Bei einer Freundin habe ich mitbekommen, dass die Zwangseingewiesen wurde, als sie (nicht ernsthaft) mit Selbstmord gedroht hat. Da ging dann alles ganz schnell.
Nur wer noch suchen kann, der muss monatelang warten.

Klar verstehe ich, dass es Notfälle gibt, dass es Leute gibt, denen es wesentlich schlechter geht als mir, aber ganz ehrlich, ich will ja etwas dafür tun, dass es mir nicht wieder so schlecht, oder gar schlechter geht, nur dafür brauche ich Hilfe, ich weiß einfach nicht, wie ich es selbst anpacken soll.

hardworking fool

Hallo Gedankenspiel,

gerade musste ich unwillkürlich lachen. Das mit den kleinen Schritten hat mir meine Therapeutin auch versucht einzubläuen. Hat lange gedauert bis ich das auch nur annähernd akzeptieren konnte. Du siehst, ich verstehe dich sehr gut.

Es ist schade, dass du schlechte Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem gemacht hast. Ich habe da genau das Gegenteil erlebt. Ich hatte zwar auch das Problem, dass zwischen meinem Wohnort und dem Ort an dem ich mir erstmals Hilfe gesucht habe / suchen musste etliche km lagen (184 um genau zu sein), aber die Ärzte haben mir trotzdem geholfen und mich sogar an Ärzte hier bei mir zuhause vermittelt. Danach ging alles recht schnell. Trotz gesetzlicher Krankenversicherung.

Wichtig ist es nicht aufzugeben - auch wenn es schwer fällt. Auch wenn wir manchmal nicht mehr wissen warum.
Morgen ist ein neuer Tag.

Fool

Gedankenspiel

Hallo Fool,

vielen Dank für deine netten Worte.
Bei mir ist seit Freitag nur noch Achterbahn im Kopf und in den Gefühlen.
Jetzt grade geht es mir wieder nicht gut, heute Mittag hatte ich dafür einen sehr "lichten" und motivierten Moment.
Ich will mal schauen, ob ich mich bei uns in der Sozialeinrichtung (wo ich auch Klient bin) irgendwie engagieren kann. Neben der Arbeit noch etwas sinnvolles machen, das wäre vll. schon ein guter Schritt...

Dunkelblau

Hallo Gedankenspiel,
in einigen Gedanken habe ich mich gut wiedererkannt. Von der Hausärztin mit 10 Tagen und dem freundlichen Tipp, den Job doch zu kündigen, sie werde eine Bescheinigung erstellen, dass ich nicht gesperrt würde, abgespeist zu werden... Danach war die Ambulanz nicht wirklich zuständig, außer Medikamente, Hausärztin durch Blutuntersuchung und dauerhaft nicht arbeitsfähige Patientin irgendwie gestört. Therapie nicht wirklich in Sicht, in Monaten anrufen und mal schauen, auf Warteliste... Den Hunger habe ich ziemlich verloren. Durch mangelnde Bewegung habe ich abgebaut und frage mich, wie das alles werden soll. Mein 20 Minuten Sportprogramm ist nicht des Schreibens wert, aber immerhin habe ich mich schon mal aufgerafft.Ich sollte die nächste Zeit nutzen, fitter zu werden, sonst kann ich den Wiedeneinstieg komplett vergessen...

Schnellantwort

Name:
Verifizierung:
Bitte lassen Sie dieses Feld leer:
Geben Sie die Buchstaben aus dem Bild ein
Buchstaben anhören / Neues Bild laden

Geben Sie die Buchstaben aus dem Bild ein:
Wie heißt die Verpflichtung, dass Kinder in die Schule müssen?:
Tastenkürzel: Alt+S Beitrag schreiben oder Alt+P für Vorschau