Ich will nicht mehr

Begonnen von Wiebke, 19 Dezember 2017, 16:59:04

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Wiebke

Ich brauche Hilfe, weiß aber nicht woher. Ich bin 19 Jahre alt und mach zur Zeit Abitur. Mein Leben war schon immer beschissen, nur Stress, nur Streit und kaum schöne Erlebnisse. Hatte nie ein festes zu Hause, bin immer von Mama zu Papa hin und her gewechselt, bis sie schließlich vor fast 5 Jahren starb. Ich vermisse sie so sehr... Was würde ich dafür geben sie noch einmal zu sehen.
Mein Leben hat einfach keinen Sinn. Ich hasse es zu leben. Wieso muss man auch leben? Um Pflichten zu erfüllen. Arbeiten gehen für ein bisschen Geld um zu überleben. Man wird zu allem gezwungen, nichts ist freiwillig. Dieser Druck... Ich halte es nicht mehr aus. Es schnürt mir die Kehle zu, das hier zu schreiben. Es ist ein leiser Hilferuf, weil ich lauter einfach nicht mehr kann.
Kann mich nicht irgendjemand retten... Ich fühle mich so ungeliebt und ungewollt. Kaum einer erkennt, dass ich es ernst meine, dass ich wirklich nicht mehr kann.

Ich hoffe auf Verständnis hier... Ich will nicht in die Klinik oder sonstiges, denn ohne meine Freunde wäre ich... Naja.

Chris

Hallo Wiebke,
es tut mir sehr Leid für Dich, dass Du Deine Mutter so jung verloren hast. Die meisten kennen solch ein Leben wie Du es hast nicht und können Dich daher nicht verstehen.
Ich hatte auch zu meiner Abizeit am stärksten mit meiner Krankheit zu kämpfen und sie und der ganze Druck haben mich so super fertig gemacht. Ich war auch so kurz davor und wollte nichts mehr machen. Danach hat sich erstmal nichts groß verändert, aber als ich die Wochen vor den Abiturprüfungen frei hatte, hat mir diese Ruhe, dieser andere Alltag mich wieder hochgeholt. Nach dem Abitur hatte ich dann erst einmal viel Zeit und Ruhe, welche ich so nötig hatte. Ich habe mich verändert und bekam meine Krankheit besser in den Griff und tat neue Dinge und mein Leben wandelte sich zum Besseren.
Halte durch, nach dem Abitur hast Du so viel Zeit und kannst machen was Du möchtest! Dich zwingt dann keiner dies oder das zu machen, Du kannst dann die Welt erst richtig entdecken. Deine Mutter hätte ganz bestimmt gewollt, dass Du Dich selber findest und das im Leben machst, was Dich erfüllt.

hardworking fool

Hallo Wiebke,

den Rat von Chris halte ich für sehr gut. Versuche bis zum Abitur durchzuhalten. Vielleicht geht es dir besser, wenn dieser Druck von dir genommen ist. Auf alle Fälle kannst du dann nach dem Abitur vieles ausprobieren. Du könntest z.B. ins Ausland ziehen, BuFdi machen, einfach mal gucken was dir liegt.

Ich wünsche dir viel Kraft. Halte durch, gib dem Leben eine Chance.

Fool

Wiebke

Eure Ratschläge sind wirklich nett. Danke.
Nur sind es bis zum Abi noch 2 1/2 Jahre (ich wiederhole momentan.). Ich verbringe schon 80 Prozent meines Lebens damit, durchzuhalten. Ich hab das Gefühl, meine Kraft ist aufgebraucht. Ich möchte hier wirklich nicht irgendetwas vorgaukeln oder übertreiben. Ich meine es wirklich ernst.

hardworking fool

Guten Morgen Wiebke,

ich bin mir sicher, dass keiner hier glaubt, dass du übertreibst, und ich habe auch keinerlei Zweifel daran, dass du es ernst meinst.

2 1/2 Jahre klingt natürlich erst mal sehr viel, aber vielleicht hilft es dir, wenn du die Zeit in kleinere Abschnitte unterteilst; z.B. durchhalten bis zu den Ferien (hoffentlich kannst du dich da etwas erholen) usw.

Du sagst, dass du nicht in eine Klinik willst. Warst du wenigstens schon beim Hausarzt? Vielleicht gibt es ja auch eine körperliche Ursache für deine Erschöpfung.
Ich fände es jedenfalls sehr schade, wenn du dein Leben wegwirfst ohne vorher alles probiert zu haben.
Alles Gute!
Fool

Chris960

Glaubst DU denn, dass es Dir viel besser ohne die Schule gehen würde? Vielleicht machst Du wenn es zu schlimm ist erst einmal eine Ausbildung oder was anderes. Ich würde Dir dazu aber wirklich nur raten wenn es anders nicht mehr geht, da Du mit einem Abitur schon mal eine gute Basis hättest.

mitch (aus dem chat)

Hallo Wiebke!

Ich kann Dich ebenso gut verstehen. Ich gehe auch davon aus, dass auch Menschen, die ihre Eltern noch beide haben und nicht hin- und herwandern mussten, Deine Schwierigkeiten verstehen, es genügt manchmal ein Ansatz von Verständnis.

Wie ich Dich lese, brauchst Du Unterstützung, und das geht auch mit einer ambulanten Therapie. Keine Sorge, Du bist nicht verrückt deswegen - und es muss auch nicht unbedingt jeder wissen in Deinem Umfeld. Sieh es so, als ob Du zum Optiker müsstest oder eine Mini-OP zum Beispiel beim Hautarzt bräuchtest. Wie auch immer - es ist ganz normal, dass man mal mit jemandem vernünftig reden können will.

Mein Rat ist nicht der, NUR durchzuhalten -Dir vorzunehmen. Sondern, auch mit einem Arzt darüber zu reden. Du bist ja nicht kurz vor dem Selbstmord (so scheint mir zumindest) - also könntest Du es folgendermaßen angehen: (entweder zunächst zum Hausarzt, oder gleich...) zum Psychiater zunächst du gehen, der berät Dich ein wenig, und Dir dort eine Liste von Psychotherapeuten geben lassen. Ein Psychiater könnte Dir auch einen Überblick geben, welche Arten von Therapie es gibt.

Es ist zwar ein Stück Weg, aber ich habe eine solche Liste einmal (obwohl ich mich genug auskannte eigentlich) in meiner Hausarztpraxis bekommen, denn ich hatte zu der Zeit keine Therapie vor - sie war aber hilfreich als kleiner Anstoß zu weiteren Schritten, und es waren nicht gleich so viele wie im Telefonbuch.

Man kann bei bis zu drei Therapeuten gleichzeitig Vorgespräche machen, wenn man das möchte. Ich nehme an, es kommt Dir dann auch darauf an, ob eine gewisse Grundsympathie da ist, beziehungsweise, bei wem Du Dich dann am besten fühlst oder am besten verstanden fühlst.
Man kann natürlich auch zunächst zu einem gehen.

Wenn man fühlt, man kann gar nicht mehr, geht auch immer etwas dringender. Auch ein Psychiater/eine Psychiatrin wird, wenn Du einen persönlichen Notfall hast, ans Telefon gehen und Dir gegegenbenfalls kurzfristig einen Termin geben.

Aber auch darüber hinaus: es gibt Hoffnung!

Alles Gute und viel Erfolg (erstmal nur für Dich selbst!) wünscht Dir
mitch (aus dem chat)

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