Einsamkeit, trotz super Lebensgrundlage

Begonnen von ?, 19 Dezember 2017, 10:09:52

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Hallo,

irgendwie fühle ich mich immer sehr einsam.
Kurz zu mir: Ü30, keine Partnerschaft, keine wirklichen Freundschaften, keine Kinder. Alles wohl auch nicht in naher Zukunft. Grundsätzlich genieße ich meine Freiheiten, die dadurch entstehen. Naja, denk ich zumindest.
Seit einigen Monaten habe ich nun auch einen Festvertrag, guter Verdienst, gute Stellung mit vielen Freiheiten.
Alle Bekannten/Freunde in meinem Alter leben in fester Partnerschaft, zum Großteil verheiratet, teilweise Kinder. Pärchen unternehmen viel mehr mit anderen Pärchen als mit einem Single. Interessen passen dann wohl besser. Auch Geschlechtergleichgewicht ist dann gegeben.
Wie auch immer. Ich freu mich für jeden, der sein Glück gefunden hat und freue mich ebenfalls sehr, eingeladen zu werden. Doch mich zieht es leider auch immer runter, zu sehen, wie schön es bei den anderen ist. Wärme durch Partner, durch Kinder, usw.
Da ich auch eine sehr einsame Position im Job habe (Einpersonen"team") und sehr viel zwischen Unternehmensstandorten reise, fehlt mir auch hier ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Ich komme in viele Abteilungen, in denen zumindest nach Außen ein "Team" besteht (Mir ist klar, dass es auch hier nicht immer harmonisch läuft).

Bin leider zu schüchtern und nicht der Typ, der einfach einen Partner findet. Da mir aufgrund der Familiengründung vieler Freunde und Bekannte auch die Kontakte flöten gehen, lerne ich durch diese auch keine neuen Menschen mehr kennen bzw. vor allem nur Pärchen. Fühle mich dann auch oft nur als 5. Rad am Wagen und meide einige Treffen.
Vor dem neuen Job, arbeitete ich in einem Team. Zugegeben, es war nicht das beste Funktionierende und es gab viel Neid und Anschwärzerei. Durch meine Art kam ich dennoch mit allen Zurecht und hatte neben meinem einsamen Privatleben wenigstens auf der Arbeit das Gefühl, soziale Kontakte zu haben.

Vielleicht bin ich auch einfach nur neidisch, auf das was sich andere aufgebaut haben. Seitdem ich klein war, war mir am wichtigsten 2 Kinder und eine kleine Familie zu haben.
Das Alter, in dem die meisten sich den Grundstein hierfür legen, ist an mir vorbeigezogen, ohne dass ich wirkliche Bemühungen gemacht habe. Liegt an meinem sehr zurückhaltenden Wesen und dass ich vor allem Neuen Angst habe und mir immer zu wenig zutraue. Dabei habe ich eigentlich keine Erfahrungen diesbezüglich gemacht. Immer wurde ich vom Gegenteil überzeugt, was ich alles geschafft habe. Denke immer, dass das, was ich kann/mache für JEDEN normal und einfach ist. Blockt an mir leider immer nur ab.

Vielleicht lege ich auch meine Schwerpunkte falsch. Besuche z.B. meine Oma im Altenheim. 3 Mal die Woche mindestens. Sie bekommt fast täglich Besuch und ist gut versorgt. Fühle mich dazu verpflichtet. Dabei denke ich mir manchmal, ich sollte mich mehr um mich kümmern. Naja, wenn da nicht viel ist, kann man sich doch auch um andere kümmern, die sich z.B. über Besuch freuen, oder? Bin da in der Zwickmühle. Umgekehrt habe ich auch Angst, alt zu werden. ich habe dann niemanden, der mich besucht oder meine Sachen klären kann, wenn ich es nicht mehr kann. Besuch gibt's auch keinen. Das ist die Folge von so einem, meinem Leben.

Musste das einfach mal von der Seele schreiben.
Ich weiß, es ist nie zu spät, hier dran etwas zu ändern. Ich weiß einfach nicht wie.




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Ich möchte nicht jammern, da ich weiß, dass es mir besser geht als vielen anderen Menschen.

Aber ich bin wohl auch nur egoistisch.

Bella

Hallo ?

Ich kann das alles sehr gut nachvollziehen, was du erzählst. Mir geht es sehr ähnlich, habe auch keinen Partner und keine Kinder. Habe es ganz ähnlich erlebt wie du. Du bist bestimmt nicht nur egoistisch, es ist doch verständlich, dass du dich nach Gemeinschaft und Liebe sehnst. Ich wünsche dir, dass du doch noch einen Partner oder wenigstens gute Freunde findest, die dir die Einsamkeit ein wenig nehmen. Und ich finde es übrigens schön, dass du deine Oma besuchst. Sie freut sich bestimmt auch sehr darüber.

Ich wünsche dir alles Gute
Bella
Ich kämpfe bis zum Sieg.

mitch (aus dem chat)

Hallo ? ,

auch ich finde nicht, dass Du egoistisch bist, und ich kann Dir sagen, es gibt viele Menschen in Deiner Situation, nur vielleicht nicht alle würden es so offen beschreiben und vielleicht manche es auch nicht ganz so empfinden. Man kann nämlich ganz schön "abhärten" dabei, so daß man es nicht so spürt, sondern verlagert auf andere Ebenen, oder man verdrängt es, bis es gar nicht mehr anders geht.

Was ich Dir aber schreiben möchte: schüchtern, zurückhaltend oder wie immer Du oder jemand anderes Dich sehen könnten, - ich denke, die heutige Zeit ist ein wenig sehr schnellebig, sehr sprunghaft, die Menschen oft unsicher, es kommt (auch auf Menschen in Partnerschaften z.B.) ständig so vieles auf sie zu.
Vielleicht bist Du einfach ein Mensch, der mehr Tiefgang hat, sich mehr Zeit für alles wünschte, oder mehr Gelegenheit, mehr Offenheit, Geduld ... es gibt vieles, das man vermissen kann.... um jemand bis hierher kennengelernt zu haben, mit dem Du gerade leben könntest.
Wenn... und auch damit bist Du sicher nicht allein, wenn dem so ist.

Soviel für heute von mir, liebe Grüße an Unbekannt,

mitch (aus dem chat)

P.S.: ich schreibe heute mal viel hier, was ich selten tue

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Hallo Bella und Mitch,

danke für euren netten Antworten.
Ich glaube, der Auslöser meiner Gedanken war mein Urlaub. Zumindest am Anfang merkt man diese Einsamkeit. Was soll ich unternehmen? Man sitzt viel alleine zu Hause. Ich bin ein Mensch, der sich alleine kaum zu rausgehen aufraffen kann. Nicht mal durch die Geschäfte bummeln macht mir alleine Spaß. Dann besorge ich nur das Nötigste. Das Ende von Lied ist, dass man dann viel zu Hause sitzt.

Ihr habt Recht, ich bin damit nicht alleine. Ich bin mir sogar sicher, dass ich es noch besser als viele andere habe. Es gibt auch Menschen ohne Job und ohne Kontakte.

Mitch, du hast Recht. Ich bin nicht oberflächlich. Daher suche ich auch immer mehr, wo andere einfach Spaß haben. Ich gehe heute Abend auch auf einen Geburtstag. Ich kenne die meisten Leute nur von anderen Geburtstagen und habe mit vielen noch nicht wirklich gesprochen. Ich freu mich, eingeladen zu sein, aber gleichzeitig ist sowas für mich oft langweilig, da viele Leute kurz dem Geburtstagskind zu Liebe kommen und nach einer Stunde wieder gehen. Da ich ihm näher stehe, bleibe ich natürlich auch länger. Aber diese Feiern laufen im Grunde immer gleich ab: Viele Gäste kommen 1-2 Stunden, wollen dann im Mittelpunkt stehen und gehen. Dann kommen die nächsten. Es gibt kaum ein Miteinander.
Ok, Jammern auf hohem Niveau. Ich bin inzwischen soweit, dass ich nichts mehr erwarte und mich einfach dazusetze und wenn man nett plaudern kann, dann ist es ein netter Zeitvertreib. Danach fühle ich mich auch oft gut, da ich Gesellschaft hatte.

Ich wünsche euch einen schönen Tag

Gast und Mitleser

Hallo Fragezeichen,

sieht ein wenig nach Torschlusspanik aus, so etwas kommt mir doch sehr bekannt vor, auch ich durchlebte genau diesen Lebensabschnitt. Nur war ich viele Jahre verheiratet und lebte an meiner Partnerin vorbei, wir hatten beide nur unsere Arbeit im Kopf, erzählten uns sehr viel, aber sehr wenig über uns selbst. An diesem Punkt ist letztendlich jeder für sich selbst gewesen, Einsamkeit machte sich in der Zweisamkeit breit. Irgendwann hatten wir uns völlig auseinander gelebt, die Ehe scheiterte nach fast 12 Jahren (keine Kinder). Wie Du siehst, kann man auch in einer Beziehung sehr einsam sein, also es gibt noch Hoffnung für Dich. Auch ich hatte mir mal eine kleine Familie gewünscht, inzwischen habe ich diesen Traum aufgegeben, habe zwar eine Freundin, jedoch werde ich ganz bewusst mein Dasein in meinen eigenen vier Wänden fristen, obwohl ich ständig mit einer eventuellen Eheschließung von ihr genervt werde. Man muss dazu sagen, ich hab sie schon sehr lieb, aber die Angst vor einen weiteren Scherbenhaufen zwingt mich geradezu ein Leben mit sicherem Hafen (meine eigenen vier Wände) zu bewahren. Ja, eigentlich habe ich auch alles, sichere Arbeit, eigenes Haus, aber inzwischen brauche ich auch einen Ort, wo ich auch mal in der Stille mein Leben überfliegen kann. Eine Beziehung ist schon etwas besonderes, einen Menschen, der dich wirklich liebt, ist etwas schönes, aber auch Erfahrung (siehe meine gescheiterte Ehe) kann in gewisse Isolation der eigenen Abgeschiedenheit münden.

Ich kann Deine Situation eigentlich sehr gut nachempfinden. Oft erhofft man sich einen Partner der Träume, dann funktioniert in der Regel nichts. Wenn du nicht damit rechnest, nichts erwartest, kommt es oft besser als man es sich erträumt hat.

Ich drück Dir mal beide Daumen, auch Du wirst Deinen Prinzen noch finden...

LG

Gast und Mitleser

mitch (aus dem chat)

Hallo ?,

auf einen Geburtstag gehen ist an sich eine schöne Sache. Wenn du dem Geburtstagskind doch näher stehst und inzwischen länger bliebst, bleibt Dir ja Zeit gegen die Einsamkeit.

Zu dem Punkt jammern auf hohen Niveau: ich nenne es nie so, Du fühlst Dich einsam, das ist nunmal nicht schön, so im Leben herumzulaufen, für einen selbst. Es gibt sicher auch wenige, denen es auch so wirklich recht ist (und zwar fern aller persönlichen Probleme, Störungen etc..).

Weiterhin wünsche ich viel Kraft und, dass Du doch irgendwie Menschen oder auch Gruppen findest, wo Du Dich nicht so allein und angenommen fühlst.

Lieben Gruß,
mitch

Deja

Hallo ?,

es gibt viele, denen es genau so geht wie dir, das Problem ist, niemand redet darüber. So als sei es verboten. Und so, als sei jemand, der allein ist, weniger wert als andere. So wird es uns vermittelt und so steckt es in unseren Köpfen. Ich befinde mich in einer aehnlichen Situation und versuche jetzt, dagegen anzugehen. Ich hab mir bewusst gemacht, das, wenn ich es nicht allein schaffe, rauszugehen, ich iwann zuhause anwachsen. Das ist wahrlich kein Zuckerschlecken, innerlich bin ich dabei so angespannt, das ich einfache Dinge übersehe. Aber wenn ich es bemerken und dagegen steuerte, dann hab ich ein Erfolgserlebnis und weiss, beim nächsten Mal....es ist alles gar nicht so schlimm, wie es in meiner Vorstellung erscheint. Natürlich...ich zitterte dabei, bin klitschnass und denke, omg, jeder sieht es, alle lachen ueber mich etcpp.
Aber dann mache ich den Realitätscheck vs. subjektive Wahrnehmung und tada...niemand guckt, niemand lacht, im Gegenteil, wenn ich etwas sage, entwickeln sich sogar kurze Gespräche. Wenn du interessiert bist, gebe ich dir ein paar Bsp.
Meine Motivation ist, ich warte nicht mehr, das jemand Zeit für mich hat, denn selbst wenn diejenigen Zeit hätten, scheuen sie meine Gegenwart. Warum das so ist? Weil ich wie du allein bin, nicht ganz gesund und somit alle anderen damit unbewusst und ungewollt in die Lage bringe, sich mit Dingen auseinander setzen zu müssen, die weh tun und die " gesunde" Menschen ganz weit von sich weg schieben, weil sie nichts damit zu tun haben wollen. So ist der Mensch gestrickt, er kann es nicht ertragen, wenn es anderen schlechter geht als einem selber, denn dann müsste man ja anerkennen, das es einem selber relativ gut geht. Und der Mensch möchte keinen Negativspiegel seiner selbst vorgehalten bekommen, soll heißen, wer will schon freiwillig mit Krankheit oder anderen Sorgen konfrontiert werden, wenn er es nicht unbedingt muss.
Alle denken, die arme Sau hats hart erwischt und alle denken im gleichen Augenblick, puh, wie gut, das dieser Kelch an mir vorbei gezogen ist. Bloss schnell weg, könnte anstecken.
Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das sich bei uns im Kleinennin unsrer krankheitsbedingten Isolation aeussert undim Großen zeigen uns das die Zustände in den Kliniken, Altenheimen, Menschen auf der Straße und es beginnt in Kitas und Schulen, wo fein saeuberlich getrennt wird nach der Groesse der Sparbuechse.

Gut, genug der Schreiberei!
LG Deja
Daher

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Hallo ihr 3.

Danke für euren Antworten :).

Klar kann man auch einsam sein, wenn man in einer Partnerschaft lebt. Diese hat zumindest den Vorteil, dass man nicht allein in den eigenen 4 Wänden hockt und wenigstens ein menschliches Wesen um sich hat. Aber umgekehrt kann einen eine Beziehung auch belasten, in der man nur nebenher lebt.

Schwierig, ob Einsamkeit mit einer Krankheit zusammenhängt. Sicher fördern einige Eigenschaften dies. Ob sich andere Menschen so davon abschrecken lassen? Dann wären es wohl eh keine guten Freunde, wenn sie so oberflächlich sind. Viele Krankheiten geben uns ja schon Eigenschaften, die andere abschrecken. Gerade psychische Krankheiten. Denke, dies steht eher im Vordergrund als die Krankheit an sich.

LG

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