Leer

Begonnen von Riese1974, 21 Oktober 2017, 03:43:15

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Riese1974

Hallo an alle,
dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum. Ich habe mich erst vor wenigen Tagen angemeldet. Dies wird ein langer Text und jeder liest ihn auf eigene Gefahr. Ich schreibe hier meine Gedanken nieder. Ich wäre froh wenn dies jemand von euch lesen und auch beantworten würde, aber ich will niemanden triggern.

Ich bin 43 Jahre alt. Bei mir wurden im Jahr 2007 mittelschwere Depressionen festgestellt. Im Jahre 2010 lautete die Diagnose dann schwere Depressionen. Ich war schon in zwei Kliniken, 2007 und 2013. Die Klinikaufenthalte waren schön, doch im Grunde waren sie nur Urlaub von meinen Problemen. Mir hat die Zeit dort gut getan, aber das Problem ist und bleibt der Alltag. Die Klinikaufenthalte waren eine Auszeit vom Alltag. Und auch wenn ich dort viele Angebote wahrgenommen habe und gesehen und erlebt habe was man alles machen kann, habe ich nichts davon in meinen Alltag mitgenommen. Ich schaffe es nicht all die Dinge in meinem Alltag zu platzieren. Entweder fehlt mir die Zeit, die Kraft oder die Motivation oder was ein Hauptgrund ist: Der Sinn dahinter.
Mein bester Freund hatte bei meiner Hochzeit im Jahre 2002 gesagt, das ich ein Suchender bin und das er den Eindruck hat das ich angekommen bin. Das dachte ich auch, doch es war ein Irrtum. Ende 2009 habe ich mich von meiner Frau getrennt und seit 2011 bin ich nun offiziell geschieden. Ich suche immer noch. Doch ich weiß nicht wonach ich suche. Ich denke in erster Linie suche ich nach dem Sinn. Den Sinn für das alles hier. Ich frage mich manchmal ernsthaft warum und für was soll ich all das machen? Ich habe keine konkreten Suizidgedanken, aber ich frage mich warum ich jetzt noch 20, 30 oder 40 Jahre weitermachen soll.
Wenn ich mir die Welt anschaue, dann gefällt mir nicht was ich da sehe. Es gibt sicherlich viele schöne Dinge, aber die schlechten und negativen Dinge werden immer größer und immer mehr. Ich habe immer öfter den Eindruck das ich nicht hierher gehöre. Ich versuche schon zu filtern, ich schaue so gut wie keine Nachrichten mehr, habe mich bei den meisten Gruppen auf Facebook abgemeldet und die meisten Kanäle auf Youtube aus meinen Favoriten rausgeschmissen. Ich war auch mehr als vier Jahre auf einer Ratgeberseite aktiv und habe dort Fragen beantwortet. Ich habe ja nun einiges an Lebenserfahrung und es hat mir Spaß gemacht anderen Leuten zu helfen und Ratschläge zu geben. Doch vor ein paar Tagen wurde es mir zu viel und ich habe mich abgemeldet. Ich konnte die ganzen Fragen nicht mehr lesen und wollte sie auch nicht mehr beantworten. Mir ist auch klar geworden, das es nach 10 Jahren Depressionen doch endlich mal für mich weitergehen muss. Doch so gut meine Ratschläge für andere waren, für mich selbst finde ich kein Rezept.
Ich sehne mich nach früheren Zeiten und wenn ich 20 oder 30 Jahre zurück denke, dann fühle ich mich gut. Ich lebe immer öfter in der Vergangenheit, an meine Großeltern die damals noch gelebt haben und an glückliche Momente. Sicher war damals auch nicht alles super, aber ich denke das sehr vieles besser war als heute. Die moderne Gesellschaft widert mich irgendwie an. Das ist krass, aber ich finde keine anderen Ausdruck um das Gefühl zu beschreiben. Ich war schon immer irgendwie ein Eigenbrötler und Einzelgänger, aber in den letzten Jahren ist es durch die Depression noch schlimmer geworden. Dabei habe ich schon Interesse an politischen und gesellschaftlichen Dingen. Dann fange ich doch wieder an Nachrichten zu schauen und Berichte zu lesen. Doch dann kommt der Punkt wo mich das alles runter zieht und ich gebe es wieder auf.
Ich denke mein Rückzug in die Vergangenheit kommt auch daher, weil es in meinem Hier und Jetzt keine positiven Erlebnisse und Ereignisse mehr gibt. Wenn mein persönliches Erleben im Hier und Jetzt positiver wäre, dann würden mich wahrscheinlich auch die äußeren Bedingungen nicht mehr so runterziehen. Ich hoffe irgendwie das es besser wird, aber ich glaube es nicht. Ich vermisse die Zeit als ich noch frei und unbeschwert war und die persönlichen und weltlichen Probleme mich nicht nieder drückten. Ich habe mit Sicherheit auch ein Problem mit dem Älter werden. In den letzten Jahren sind so viele bekannte Menschen gestorben. Menschen die man aus Kinder- und Jugendtagen kannte und die in gewisser Weise Wegbegleiter waren. Bud Spencer zum Beispiel. Oder Götz George. Wenn ich ihre Filme sehe, dann wird mir bewusst das diese schon 30 oder 40 Jahre alt sind. Und das sie jetzt tot sind. Immer öfter sehe ich Filme in denen ein Teil der Darsteller schon tot ist und da wird mir bewusst das ich selbst auch schon 43 Jahre alt bin. Damit bin ich nicht uralt und wenn Gott oder das Schicksal es so wollen, habe ich noch mein halbes Leben vor mir. Aber viele Dinge die mich bisher begleitet haben verschwinden aus meinen Leben. Meine Großeltern sind schon seit Jahren tot. Mein Vater ist 75 und meine Mutter ist 71 Jahre alt. Wenn sie beide sterben bin ich allein und ich habe niemanden mehr. Davor habe ich irgendwie Angst. Und ich habe auch irgendwie Angst mit 60, 70 oder 80 irgendwo einsam und allein zu sterben.
Es ist irgendwie so als ob ich bis vor 10, 15 Jahren ein Gerüst um mich hatte, ein Gerüst das mich stützte und begleitete. Und dieses Gerüst ist in den letzten Jahren nach und nach weg gebrochen. Geliebte Menschen sind gestorben, geliebte Tiere sind gestorben, geliebte Schauspieler und Musiker sind gestorben. Die Welt hat sich verändert, in meinen Augen nicht zum Besten. Wenn heute alles so toll ist, warum schütten sich immer mehr Menschen mit Alkohol und Drogen zu? Da stimmt doch was nicht.
Ich habe ein kurzes Interview mit dem Hirnforscher Gerald Hüther gesehen. Darin ging es um die Frage ,,Was ist dein Lebenssinn?" Das frage ich mich ständig. Darin sagt er das man versuchen soll seinem Dasein einen Sinn zu geben, das man für etwas lebt. Und das man sich fragen sollte wer man sein will. Doch wie man das erreicht und heraus bekommt, das weiß ich bis heute noch nicht. Ich bin komplett ahnungslos. Bei der Frage ,,Wer man sein will" stört mich irgendwie das selbst wenn man eine Antwort auf die Frage findet, das man da zwar dann versuchen kann so zu werden, aber in den allerwenigsten Fällen wird das gelingen. Weil es Umstände gibt, die man nicht beeinflussen kann und verhindern das man zu 100 Prozent so wird wie man will. Und meistens ist es doch so das wir fast immer etwas sein wollen was wir nicht sein können. Und bei vielen ist es auch der Grund weshalb wir krank geworden sind. Weil wir den eigenen Ansprüchen nicht genügten. Da bleibt dann noch die Frage nach dem Sinn. Wie gebe ich meinem Leben einen Sinn? Wie und wofür lebe ich überhaupt? Ich weiß es nicht. Und ich habe manchmal den Eindruck und das Gefühl das ich die Antwort nie finden werde.
Meine Mutter hat mir mal gesagt, das sie sich schon ihr ganzes Leben lang langweilt. Sie hat immer etwas gesucht was sie erfüllt. Meine Mutter hat viel ausprobiert, doch nichts gefunden was sie auf Dauer erfüllt. Die Sachen waren mal für eine gewisse Zeit ok, aber dann war es wieder vorbei. Ich glaube das ich das von meiner Mutter in gewisser Weise ,,geerbt" habe. Das macht mich traurig und irgendwie ist es entmutigend. Ich bewundere Menschen die einen Plan haben, die etwas haben für was sie brennen, für das sie leben, etwas wofür sie sich einsetzen, etwas das sie glücklich macht, etwas wo sie wissen ,,Genau das ist mein Ding". Ich habe so etwas nicht und ich wüsste auch nicht wo ich anfangen sollte mir der Suche.
Einer meiner größten Probleme ist wahrscheinlich das ich als Kind und Jugendlicher zum Teil nie ermutigt wurde etwas zu tun. Meine Mutter hat zwar schon versucht mich für verschiedene Dinge zu motivieren, aber meine Großmutter hat es irgendwie geschafft mich negativ zu beeinflussen. Vielleicht liegt es auch in meinen Genen. Vor einigen Jahren habe ich erfahren, das sich mein Großvater mütterlicherseits in den 1920er-Jahren aufgehängt hat. Er war depressiv. Mein Großmutter hat bei vielen Dingen gesagt ,,Ach was willst du damit?", ,,Das ist doch nichts?", ,,Das machst du eine Zeit lang und dann gibst du es wieder auf", ,,Das machst du eh nicht lange". Das sitzt irgendwie so tief drin in mir, das ich nicht weiß, wie ich es wieder raus bekomme. Teilweise denke ich selbst so.
Ich hatte jetzt Urlaub und ich wollte mal wieder etwas Sport machen. Doch im Urlaub bekomme ich oft den Arsch nicht hoch. Die erste Woche vom Urlaub geht gar nichts. Erst in der zweiten Woche werde ich etwas aktiv und ärgere mich das schon eine Woche rum ist. Und dann denke ich an die Zeit nach dem Urlaub. Ich stehe morgens um 04.15 Uhr auf und gehe um 05.15 Uhr aus dem Haus zur Arbeit. Nachmittags komme ich zwischen 17.15 und 17.30 Uhr nach Hause. Wenn ich noch einkaufen muss, wird es 18.00 Uhr. Da ich morgens so früh aufstehen muss, gehe ich dann meistens zwischen 20.30 und 21.00 Uhr schlafen. Sicher könnte ich dann noch Sport machen, aber oft fehlt mir einfach die Kraft, Energie und ehrlich gesagt auch die Lust und Motivation dazu. Aus diesem Grund habe ich dann in der zweiten Woche auch keinen Sport gemacht und jetzt ist Wochenende, der Urlaub ist vorbei. Und so geht es mit allem, alles bleibt wie es ist, nichts ändert sich. Dabei weiß ich ganz genau das sich was ändern muss, wenn es besser werden soll. Aber ich finde keine Lösung, keinen Ansatz. Und mir fehlt auch die Kraft un Energie die Dinge konsequent durchzuziehen und ich habe es auch nie richtig gelernt.
Doch es gab mal eine Zeit in der ich es geschafft habe. Vor 20 Jahren bin ich 2, 3 Jahre lang regelmäßig 3 mal die Woche ins Sportstudio gegangen. Ich war fit und hatte kein Übergewicht so wie heute. Wenn ich jedoch auf diese Zeit zurück schaue, dann kommt es mir manchmal vor wie ein anderes Leben. Auch bei anderen Situationen in meinem Leben ist das so. Ich frage mich dann wie ich das seinerzeit geschafft habe. Und ich frage mich was passiert ist, das ich es jetzt nicht mehr schaffe und wie ich es erreiche, damit ich wieder dahin komme.
Wenn mich heute einer fragen würde ,,Was würdest du gerne machen?" Ich wüsste keine Antwort. Ich komme mir vor wie ein Schüler der keine Ahnung hat und in der Schule vor eine leeren Schultafel steht. Wenn die Aufgabe lauten würde ,,Schreibe all die Dinge auf die dich interessieren, die dir Spaß machen", dann würde mir nichts einfallen. Ich habe durch viele Umstände mein Leben zurückgeschraubt und auf ein Minimum reduziert. Im Grunde ist es nur noch ein existieren und kein Leben mehr.
Die Klinikaufenthalte konnten mir da auch nicht weiterhelfen. Sicher fühlte ich mich in den Kliniken wohl und lebte dort auf. Bei meinem ersten Klinikaufenthalt habe ich so viel gelacht wie in den vorangegangenen 10 Jahren nicht. Das hat gut getan, auch bei meinem zweiten Klinikaufenthalt. Doch ich wußte das es daheim nicht mehr so sein wird. Denn da warteten all die unbeantworteten Fragen und ungelösten Probleme.
Und die Therapien haben mir auch nicht weiter geholfen. Die erste Therapeutin hat meistens nur zugehört und nur wenig gesagt. Da konnte ich zwar erzählen, aber eine Lösung habe ich dort auch nicht gefunden. Der zweite Therapeut, bei ihm hatte ich nur 10-15 Sitzungen, meinte immer ich sollte aktiv werden. Ich sollte rausgehen, mich ins Cafe hocken, spazieren gehen usw. Das war gut gemeint und schon gut, aber auch das brachte mich nicht weiter.
Das Problem ist auch das ich nicht der Typ bin, der sich alleine in ein Cafe hockt. Ich kann solche Aktivitäten auch alleine nicht genießen. Ich würde es dort nicht lange aushalten. Und einen Ausflug machen, sich etwas anschauen, etwas besichtigen, kann ich auch nicht allein genießen. Mir fehlt dann einfach jemand mit dem ich das teilen kann, jemand mit dem ich das gemeinsam genießen kann. Aber ich habe niemanden, ich bin alleine. Ich hätte schon gerne eine Partnerin, aber ich fühle mich nicht liebenswert. Ich fühle mich nicht fähig eine Partnerschaft zu führen. Ich hätte Angst das meine Erkrankung meine Beziehung belastet und das die Beziehung für mich eine Belastung wäre.
Ich bin bei einigen Partnerbörsen angemeldet. Aber wenn ich die ganzen Profile der Frauen sehe, dann verlässt mich der Mut. Teilweise haben die Frauen große Ansprüche, genau wie die Männer. Und: Wer will schon einen kranken Mann? Eine Partnerin würde mir mit Sicherheit gut tun, doch ich bezweifle das ich eine finden werde. Zumindestens nicht solange sich bei mir nichts ändert.
Ich denke auch manchmal das ich erst Mal dafür sorgen sollte das ich auf die Spur komme und ich mein Leben in den Griff bekomme. Erst wenn ich das geschafft habe, kann und sollte ich an eine Beziehung denken. Doch wie schaffe ich das, wie soll ich das schaffen? Ich weiß es nicht!
Hinzu kommt auch, das mich meine letzte ,,Beziehung" schwer mitgenommen hat, in vielerlei Hinsicht. Dank dieser letzten Beziehung wurden meine Depressionen schlimmer und dank dieser Beziehung bin ich auch in der Privatinsolvenz gelandet. Das heißt ich habe auch im Moment keinen finanziellen Spielraum. Das macht mir sehr zu schaffen und das lastet auf mir wie ein Betonklotz der mich nieder drückt. Zum Glück endet die Privatinsolvenz im August 2018. Ich habe also nur noch weniger als ein Jahr wo ich durchhalten muss. Aber diese Zeit wird noch sehr anstrengend. Und ich befürchte das wenn ich bis dahin kein Konzept, keine Lösung, keine Antworten auf meine Fragen gefunden habe, sich dann nicht viel ändern wird. Dann habe ich zwar mehr Geld, aber es geht weiter wie bisher.
Ich habe jetzt viel geschrieben und ich fühle mich leer. Danke an alle die das hier lesen. Ich würde mich über eine Antwort freuen.

hardworking fool

Hallo Riese,
ich habe mir mal deinen Beitrag kopiert damit ich nichts Wesentliches vergesse worauf ich dir antworten wollte. Also wundere dich nicht, wenn du häufig deine eigenen Worte lesen wirst.
Aber zunächst einmal herzlich willkommen hier im Forum.

Ganz kurz zu meiner Person. Ich bin 44. Die Diagnose Depression habe ich erst seit zwei Jahren, aber darunter leiden tu ich schon seit vielen Jahren. In vieler Hinsicht scheinen wir uns relativ ähnlich zu sein, wenn ich dich so lese.

Wenn du willst kannst du mir ja mal erzählten, was du für einen Job machst. Ich habe vor vier Jahren einen Jobwechsel angestrebt. Na ja, angestrebt ist das falsche Wort. Ich musste meinen Traumjob aufgeben und habe dann mit 40 nochmal die Schulbank gedrückt. Die Lehrzeit fand ich auch ganz gut, es ging mir besser da ich mit mehr Leuten zusammen kam – auch wenn sich die Kontakte auf die Ausbildungssituation beschränkten. Danach ging es mir deutlich schlechter. Ich wurde an einen Ort weit entfernt von meiner Heimat versetzt und musste meine Familie, meinen einzigen Halt, zurücklassen. Katastrophe. Trotzdem war der Job das einzige was mich dazu bringen konnte jeden Tag wieder aufzustehen. In meiner Arbeit sah ich wenigstens zum Teil das was auch du suchst: Sinn.

Das mit den Nachrichten finde ich eigentlich ganz gut. Ich habe es irgendwann auch nicht mehr ausgehalten all das Elend zu sehen. Früher habe ich nie die Tagesschau verpasst, die Zeitung immer von vorne bis hinten genauestens studiert und mich dazu im Internet informiert. Mache ich auch nicht mehr. Zu belastend.

Vielleicht ist das Motto was ich mir zugelegt habe etwas zynisch:
Bewahre dir ein schlechtes Gedächtnis und versuche eine partielle Blindheit zu entwickeln.
Damit meine ich, dass man sich an all das Schlechte was man erlebt hat möglichst nicht erinnern sollte und die Vergangenheit ruhen lassen soll. Außerdem sollte man die Augen vor all dem Schrecklichen in der Welt verschließen. Wohlgemerkt vor allem vor dem was man nicht ändern kann. Wenn man irgendwo etwas verbessern und helfen kann, dann sollte man das natürlich tun.

,,Ich habe ja nun einiges an Lebenserfahrung und es hat mir Spaß gemacht anderen Leuten zu helfen und Ratschläge zu geben." Der Satz könnte nun wirklich 1 zu 1 von mir stammen! :-))

,,Ich vermisse die Zeit als ich noch frei und unbeschwert war und die persönlichen und weltlichen Probleme mich nicht nieder drückten."
Hmmm. Ist das denn wirklich so? Waren wir früher unbeschwerter? Ich habe lange Jahre als Lehrerin gearbeitet und mich in dieser Zeit oft und gerne mit Schülern unterhalten, die mich oft an meine eigene Schulzeit erinnerten. Ich bin gerne in die Schule gegangen, war eine gute Schülerin, trotzdem weiß ich, dass ich oft morgens mit Bauchschmerzen die Treppen zu unserem Klassenzimmer hinauf stieg und voller Angst da hockte wegen irgendwelcher Schulaufgaben oder einfach nur weil ich dachte der Lehrer würde mich abfragen wollen. Das war damals auch kein Zuckerschlecken und die Kinder und Jugendlichen erinnerten mich immer wieder daran, dass auch die Jugendzeit nicht nur schön war und ist. Liebeskummer, Zukunftsängste, Unsicherheit im Sozialen, auch finanzielle Probleme, Streit und Schulhofrivalitäten. Damals wie heute. 

,, Ich habe mit Sicherheit auch ein Problem mit dem Älter werden."
Blöder Spruch: Jugend ist eine Krankheit die sich von Tag zu Tag bessert.
Aber jetzt mal ganz ehrlich. Möchtest du noch einmal 18 sein? Jobanfänger? Alles noch mal neu organisieren müssen? Wohnung suchen, von zu Hause ausziehen, Ausbildung machen, Bewerbungen schreiben.... Also wenn du mich fragst? Nicht für 1 Million! 

,,Meine Großeltern sind schon seit Jahren tot. Mein Vater ist 75 und meine Mutter ist 71 Jahre alt. Wenn sie beide sterben bin ich allein und ich habe niemanden mehr. Davor habe ich irgendwie Angst." Verständlich. Geht mir ähnlich.

Nur mal so eine Idee. Es gibt zumindest in größeren Städten auch oft so Freizeitgruppen für Singles wo man gemeinsame Unternehmungen machen kann ohne gleich den Druck zu haben, dass man da einen neuen Partner finden muss. Vielleicht wäre das ja was für dich.

Das mit dem Sinn des Lebens. Mich hat da meine Therapeutin mal ziemlich zusammen gefaltet als ich dieses Thema angesprochen habe. Sinngemäß meinte sie, ob es nicht auch eine Nummer kleiner ginge, ich müsse ja nicht gleich eine zweite Mutter Theresa, ein Gandhi oder eine neue Florence Nightingale werden (habe ich erwähnt, dass ich ein Helfersyndrom habe?). Für den Anfang sei es doch schon mal völlig ausreichend, wenn man abends sagen könnte, dass der Tag nicht schlecht gewesen sei und wenn man dann noch feststellen könne, dass man irgendetwas Sinnvolles getan habe, z.B. in der Arbeit, dann müsse das doch wohl reichen.
Interessanterweise hat diese Überlegung tatsächlich etwas die Luft bei mir herausgelassen. Im positiven Sinne. Der Druck einen metaphysischen Sinn des Lebens zu finden wurde dadurch weniger.
A propos Langeweile. Muss uns denn eine Tätigkeit auf Dauer erfüllen? Wenn sie es für wenige Augenblicke, Tage oder Wochen tut ist doch schon viel erreicht, oder? Leben im Augenblick erscheint mir viel sinnvoller als der Versuch die allein seligmachende Beschäftigung zu finden.

Witzig, ich hatte jetzt auch Urlaub. Montag geht es wieder los und ich habe nichts getan.
Kann mich deswegen aber auch nicht aufhängen. Ist halt so, manchmal braucht der Körper auch einfach nur Ruhe.

So, jetzt habe ich dich aber lange genug zugetextet.

Alles Gute!

Fool

Riese1974

Hallo Fool und vielen Dank für deine Antwort und Anregungen. Du hast mich auch keineswegs zugetextet!

Ich bin zum Glück Beamter, allerdings bei einem ehemaligen Staatsunternehmen. Ein Jobwechsel käme für mich nicht in Frage, denn wenn ich nicht die Sicherheit durch den Job gehabt hätte, dann wäre ich wahrscheinlich schon längst arbeitslos und wahrscheinlich auch schon längst nicht mehr da. Im Moment macht mir der Job sogar Spaß, nur die Pendelei in eine andere Stadt macht mir sehr zu schaffen. Durch meine finanzielle Situation muss ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Mir wäre es lieber ich könnte mit dem Auto fahren. Dann würde ich mich freier und unabhängiger fühlen. Ein Umzug kommt für mich nicht in Frage, denn der Konzern schließt gerne Standorte und schickt uns dann gern woanders hin. Das ist ein Stück weit auch Schikane. In meinen Augen ist es auch kein Job der Welt wert, das ich meine vertraute Umgebung verlasse und als Arbeitsnomade durchs Land ziehe. Ich versuche schon seit Jahren den Arbeitgeber zu wechseln, aber bisher hatte ich leider keinen Erfolg.

Das was deine Therapeutin in Punkto Sinn des Lebens gesagt ist, ist schon richtig. Aber als Mensch braucht man doch einen gewissen Sinn, einen Antrieb. Der muss nicht groß und universell sein, sondern kann auch nur einen Teil des Lebens und Tagesablaufs ausmachen. Wenn man eine Sache hat, die einen Sinn ergibt, dann fällt der Rest leichter. Es muss doch mehr Gründe geben um morgens aufzustehen. Es kann doch nicht nur de Job sein, Geld verdienen, Rechnungen bezahlen, Konsumieren. Ich brauche einen Antrieb weiter zu machen. Es muss sich was ändern, das weiß ich, aber die Frage ist wozu, wofür das Ganze. Hat das überhaupt einen Sinn?

Nein, 18 Jahre alt möchte ich nicht mehr sein. Zu mindestens nicht mehr in der heutigen Zeit. Sicher hatte die Kindheit und Jugend auch viele Dinge die nicht so toll waren, aber im Vergleich zu Jetzt sind diese Probleme gar nicht mehr so groß wie sie einem damals vorkamen. Ich meinte mit den Zeiten in denen man noch frei und unbeschwert sein konnte, die Zeit, in der man noch nicht so viel über alles nachdachte, wo man noch nicht so viel mitbekam, wo man viele Dinge auch noch nicht so durchblickte.

Zum Beispiel hatte ich bis ungefähr zum Jahr 2000 einen ganz anderen Blick auf meine Herkunftsfamilie. Für mich war die Welt größtenteils in Ordnung, auch wenn es Knatsch und Streit gab. Im Jahr 2000 lernte ich dann meine Ex-Frau kennen und da entdeckte ich erst was in meiner Familie alles falsch lief. Meine Großmutter war für mich früher die Größte, doch das änderte sich und ich entdeckte ihr wahres Gesicht. Und heute kann ich gar nicht fassen das meine Großmutter so gewesen ist. Das hat auch rückblickend ein Stück weit meine Kindheit zerstört. Die positiven Erinnerungen trugen auf einmal einen ganz bitteren Beigeschmack. Und das ist auch einer der Gründe für meine Depressionen.

Die Vergangenheit würde ich gerne ruhen lassen, aber sie holt mich immer wieder ein. auch weil ich Dinge getan habe die ich bereue. Ich habe Fehler gemacht und es fällt mir schwer mir diese zu verzeihen. Sie haben mein Selbstbild zerstört und meine letzte Freundin hat dazu wesentlich beigetragen. Das geht so weit das ich das positive Feedback das ich manchmal bekomme nicht annehmen kann. Ich halte mich für einen schlechten Menschen.

Das habe ich auch in dem Ratgeberforum gesehen oder wenn ich mich auf Diskussionen auf Facebook beteiligt habe. Ich konnte noch so viel Zuspruch erhalten, wenn da nur eine Meinung war, die Kritik übte oder negativ war, merkte ich immer wie innerlich in mir alles zusammenfiel. Ich habe mir oft vorgenommen das nicht zuzulassen. Manchmal ist mir das gelungen, aber oft kam in mir auch der Gedanke hoch, das dieser eine Mensch mit seiner Kritik mich durchschaut hat und erkannt hat das ich kein guter Mensch bin.

Ich klinke mich daher auch immer öfters aus solchen Diskussionen aus. Mein Profil auf der Ratgeberseite habe ich gelöscht. Das mache ich eine Zeit lang, bis mein Interesse und meine Neugier wieder groß genug sind und dann geht es wieder los. Und nach einiger Zeit hole ich mir wieder eine "blutige Nase". Sicher ist das ausblenden und das rausfiltern von negativen Einflüssen eine Schutzfunktion. Aber in gewisser Weise ist es doch auch eine Art Rückzug. Ich ziehe mich damit noch mehr zurück als ich es eh schon tue.

Ich denke das ich es auch immer noch nicht geschafft habe diese Krankheit als einen Teil von mir zu akzeptieren. ich kämpfe immer noch bewusst oder unbewusst dagegen an. Ich will einfach Gesund sein, ich möchte Normal sein. Was auch immer Normal bedeuten soll.

Freudestrahlend

Hallo Riese1974,
ich wollte nur kurz schreiben, dass ich mich in vielem, was du schreibst, wiederfinde. Das hat mir auf eine Weise gut getan (mich damit nicht mehr so allein zu fühlen) und andererseits frustriert (weil auch du keinen Ausweg für mich hast). Manchmal denke ich, es geht vielleicht darum, Dinge einfach anzunehmen. Und dann kommt es mir kurz darauf wieder nur wie eine hohle Phrase vor ...

Tut mir leid, dass ich nichts Konstruktiveres beitragen kann.
Most people do not listen with the intent to understand, they listen with the intent to reply.

Riese1974

Hallo Freudestrahlend,

danke für deine Nachricht.

Ich finde es auch gut zu wissen das ich mit meinen Problemen und Sorgen nicht alleine bin und das es auch andere Menschen gibt denen es ähnlich geht wie mir.
Von dem her war dein Beitrag schon konstruktiv.

Ja, mit Sicherheit geht es darum auch Dinge anzunehmen. Bloß wie man das umsetzen soll hat mir bis jetzt noch niemand sagen können. Sicherlich wäre es besser wenn man es täte, aber man ist mit der Erkrankung ja nicht unbedingt jeden Tag der selbe Mensch. Mal geht es gut, mal geht es schlecht.

Und genauso geht es mir mit dem Spruch das man die Dinge positiv sehen soll. Das klingt für mich auch wie eine hohle Phrase denn in meinen Augen würde ich dann ja so tun, als gäbe es keine negativen Dinge. Dabei sind die negativen Dinge ja da.

Felidae

Huhu,

darf ich kurz auch was dazu sagen - dass man sich nicht immer gleich fühlt, geht mir ganz genauso, manchmal können die Stimmungen sogar so schnell wechseln, dass ich selber gar nicht mehr so richtig mitkomme, das ist äußerst nervig und belastend.

Und hierzu...

"Und genauso geht es mir mit dem Spruch das man die Dinge positiv sehen soll. Das klingt für mich auch wie eine hohle Phrase denn in meinen Augen würde ich dann ja so tun, als gäbe es keine negativen Dinge. Dabei sind die negativen Dinge ja da."

...wollte ich sagen, dass natürlich die negativen Dinge da sind, aber ich denke, da (wir) ich mich meistens mehr auf negative Dinge konzentriere bzw. Negatives viel eher an mir hängenbleibt als Positives, finde ich es für mich persönlich wichtig, mich stärker auf die positiven Dinge zu fokussieren. Ich übe zb im alltäglichen Leben auch intensiv damit, also zb wenn ein Mensch mich geärgert hat (im Straßenverkehr, beim Einkaufen...), diese Gedanken immer mit irgendetwas Positivem abzuschließen, zb die oder der hat mich jetzt gerade ganz schön blöd angemacht (im Sinne von schimpfen, motzen, angemault werden), aber sein Motorrad, ihre Haare, sein Hut, ihre Figur gefällt mir sehr gut.

Oder dass man echt schaut, ob man irgendwas finden kann, was einem gefällt, zb das Café da drüben hat schöne Stühle, die sind bestimmt bequem, die Kassiererin hat ein schickes Kleid/Schal an, der Mann auf der anderen Straßenseite lacht mit seinem Kind, das tut dem Kind bestimmt gut, die Blumen im Park haben fantastische Farben....

Ich gebe zu, das klappt nicht immer, und ich muss es täglich üben, aber mit der Zeit wird es besser.

am Drücker

Hallo Riese,

auch mir geht es so, mich von Deiner Geschichte angesprochen zu fühlen, Ähnlichkeiten wieder zu erkennen, vermeintliche  Parallelen zu sehen. Es beruhigt mich zu sehen, dass es Leute da draußen gibt, denen es sehr ähnlich geht, das macht mich ein ganz kleines Stück ,,normaler".

Ich bin 50 Jahre, männlich, auch ein Riese und seit meiner Jugend ist Depression immer ein wiederkehrendes Thema. Ein anstrengendes Leben. Dann noch die manischen Zeiten, mit viel Euphorie und viel zu viel und zu hohem Tempo gegen die nächste Wand, dann wieder voll ausgebremst und frustriert ab in die nächste depressive Phase.

Vor vielen Jahren war es dann mal soweit, mit dem Leben bezahlen zu wollen. Das ist mir nicht gelungen und auch in dunklen Zeiten weiß ich, dass das gut so ist.

1995 ist es dann meiner damaligen Partnerin gelungen mich mit zur Ihrer Therapeutin zu schleifen, mit viel Skepsis ging es dann einige Zeit recht unregelmäßig an die Arbeit.

2004 dann ein großer Schritt: Therapie in Gruppe. 2006: 6 Wochen Klinikaufenthalt, genau wie bei Dir eine unerwartet großartige Zeit, mit vielen Anstrengungen und Schmerzen und großen Erkenntnissen und Lösungen, ich dachte ich hätte es geschafft. Kaum raus aus der Tür war alles weg, was eine Enttäuschung und was ein Absturz.

Genau wie jetzt wieder, aus dem Urlaub zurück ging es abwärts, zwei Monate habe ich anscheint nichts getan, mich kaum aus dem Haus bewegt. Essen, fernsehen, schlafen. Keine Arbeit, keine Menschen( außer meine Freundin), kein Sport. Bis ich endlich so am Boden war, dass ich bereit war ein zweites Mal in eine Klinik zu gehen.

Dieses Eingeständnis ist einen Monat her und seitdem ging es schmerzhaft und steil bergauf, Rückschläge inbegriffen. Viele, der in der Klinik und in Therapie erlernte Werkzeug konnte ich funktionierend anwenden. Zustände wie in den guten Zeiten in der Klinik, hier bei mir zu Hause, es ist großartig.
Was ich damit sagen will, wenn es etwas gibt, was ich über lange Zeit intensiv betrieben habe, worin ich trainiert bin, vielleicht sogar womit ich mich auskenne, dann ist es DEPRESSION.

Jetzt bin ich hier und Du suchst Rat, die Tatsache das Du lange Zeit Rat gegeben hast, finde ich interessant und hilfreich, das heißt Du kennst dich damit aus Ratgeber zu sein. Du hast die Chancen und die Gefahren dieser Tätigkeit erfahren und kannst vielleicht besser abschätzen, was ein guter Rat für Dich sein könnte.

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit Rat zu bekommen. Du übst Dich in Rat annehmen und ich mich in Rat geben. Auf Augenhöhe

Du suchst Antworten und ich kenne jetzt ein paar Möglichkeiten.
Mir ist klar das Bescheidenheit und Demut vertrauen bildendere Maßnahmen wären und  ich vielleicht überheblich klinge. Aber hey, Überraschungen haben die Chance mit dem unerwarteten Moment aus der Rutine zu kommen, das sich ewig wiederholende Kreiseln zu unterbrechen. Ich bin Manisch Depressiv, nicht mehr und nicht weniger, nicht besser und nicht schlechter. Du hast gefragt, ich habe eine Antwort und ich bitte Dich sie zu prüfen auf Herz und Nieren, sie auszuprobieren und herauszufinden. Es selber herauszufinden ist sowieso der einzige Weg, der meiner Meinung nach funktioniert.

Das sind hier nur meine Wahrheiten, Meinungen und sie sind nicht neu, ich finde sie so wertvoll und gut, sie teilen zu wollen, weil es das war, was ich auch gesucht habe , als ich mich hier oder anderswo nach Antworten umgesehen habe.

Wenn es Dich anspricht sag Bescheid.

1.   Tipp: Depression ist nicht nur ein Fluch sondern auch der Weg heraus.
               Gesetz der Polaritäten

Riese1974

Hallo und danke für eure Beiträge.

@Felidae: Ja, das ist eine gute Strategie. Ich versuche auch die positiven Momente, Augenblicke und Dinge zu sehen und mir bewusst zu machen. Doch es hilft nicht immer.

Ein Hauptproblem ist wahrscheinlich, das ich zu sehr auf das große Ganze blicke. Gegenüber dem großen Ganzen wirken diese positiven Dinge klein und fast unbedeutend.

Immer wieder beschäftige ich mich mit Politik und anderen gesellschaftlichen Dingen. Und oft bringt die Beschäftigung mit diesen Themen Frust, Ärger und andere negative Gefühle mit sich.
Aber ich beschäftige mich immer wieder mit diesen Themen, weil sie mich sehr stark interessieren und weil sie wichtig sind.

@am Drücker: Danke für deinen Beitrag. Aber ich habe ein Problem damit, denn ich weiß nicht recht wie ich ihn werten soll.

Zum einen klingt er wie der Beitrag eines Betroffenen zum anderen klingt er wie eine Werbebotschaft.

Sicher würde es mich interessieren was du für eine Antwort hast. Von dem her kannst du sie hier ja als Beitrag zu meinem Thema hinterlassen.

Wenn du mir jedoch irgendetwas verkaufen willst, dann vergiss es. Ich habe die Schnauze voll von Menschen die ihre Coaching-, Lebenshilfe- und Beratungspakete für 39,90 Euro verkaufen und
mit dem Elend kranker Menschen Geschäfte machen wollen. Wenn das alle so große Menschenfreunde wären, dann würden sie ihr Wissen kostenlos weitergeben, vor allem wenn sie selbst von einer psychischen Erkrankung betroffen waren oder sind.

Also, wenn du eine Antwort hast, dann würde ich sie sehr gerne hören. Wenn du mir was verkaufen willst, vergiss es!

am Drücker

Hallo Riese,
ich bedanke mich für Deine Rückmeldung, für Dein Interesse und Deine Offenheit.

Zur Beruhigung: an mich brauchst Du keinen Cent zu zahlen.

Beim Schreiben hatte ich ja schon erwähnt, dass mein Beitrag vielleicht komisch rüber kommt. Bin aber nicht auf die Idee einer Werbebotschaft gekommen. Wenn ich drüber nachdenke, ist was dran, es erinnert mich an meine Partnerin, die sich von mir unter Druck gesetzt fühlt, wenn ich Sie von etwas mich begeisterndes überzeugen will (z.B. Skiurlaub, oder Klettern). Dann  habe ich mir noch dieses Pseudonym ausgesucht. Klingt auch nach Druck, oder Drückerkolonne. Daher bitte um Nachsicht, als Ratgeber bin ich ein Anfänger. Das hatte ich ja auch schon erwähnt.
Mein Pseudonym spiegelt  die mich so oft quälende Situation vor der geschlossenen Tür wieder, es geht nicht weiter, ich ahne was auf der andere Seite erleichterndes sein könnte, aber ich stecke fest und trotzdem ist es wichtig dran zu bleiben, bis es dann endlich klick macht, der Drücker sich senken lässt und den Weg fei gibt.

Meine Idee für den Einstieg hier, ist die einer Kooperation, in diesem Sinne kostet es Dich schon was. Kein Geld an mich, Du bezahlst mit Teilnahme und Deinen Fähigkeiten.
So, wie Du schreibst, hast Du hier her gefunden weil Du als Ratgeber anderen helfen könntest, nur Dir selber nicht. Ich komme hier her als jemand der sich (endlich) selbst helfen konnte, aber anderen bisher noch nicht. Für mich könnte das zu einer WIN-WIN Geschichte werden. Wir machen hier was zusammen, ich lerne von Dir wie man Rat gibt und Du lässt Dir von mir helfen. All die, die sich das anschauen, haben vielleicht auch was davon und die die hier alles am Laufen halten haben ein Auge auf uns, für den Fall, dass es aus dem Rahmen läuft.

Einverstanden?

Dann mal los.

Die Polarität betrifft so gut wie alle Dinge unserer Welt, jedes hat seine zwei entgegengesetzten Seiten, da wo Licht ist auch Schatten, Schwarz und Weiß, Yin und Jang, etc. Um bei dem zu bleiben, was hier aufgetaucht ist: Mein Schatten ist zum Beispiel ein Betroffener ( also depressiv ) zu sein und mein Licht ist, mich hier mit einer möglichen Lösung hinzustellen. Ich bin also Segen und Fluch.

Als ich das einsehen konnte, wurde mir klar, dass sich das auch auf die Depression anwenden lassen muss.

Die Falle die ich und sonst auch fast alle machen, liegt in der Bewertung der Dinge. Depression z.B. ist eindeutig schlecht, ist krank, ist wahnsinnig schwer, will keiner haben und ich will es kaum jemanden wissen lassen. Indem ich meine Krankheit einseitig bewerte, mache ich das Dunkel ganz groß, es verdrängt das Helle und alles gerät aus dem Gleichgewicht. Ich schäme mich, habe ein schlechtes Gewissen, verstecke mich, mache mich fertig, krank und zerstöre mich, obwohl ich ja eigentlich unbedingt da heraus will. Kann ja gar nicht gehen, weil ich vor lauter großem Dunkel den kleinen Rest Helligkeit kaum noch erkennen kann.
Umgekehrt ist es genauso, wenn ich mich hinstelle und ich behaupte , ich weiß wie es geht und damit andere es mir glauben, es mir abkaufen, mache ich es groß, mache mich stark , mich perfekt dann verdränge ich die Zweifel und die Unsicherheiten, meine Ängste.
Das ist doch aber das Spiel was meistens von und gespielt wird, wir wollen perfekt sein, keine Fehler machen, ,,Du brauchst doch keine Angst zu haben", alles soll gut werden. Das Böse muss ausgemerzt werden.

Dadurch gerate ich und auch alles andere aus der Balance, das wäre so, als würde ich die ganze Zeit nur auf dem (guten) rechten Bein stehen wollen. Das gibt ziemlich schnell starke Schmerzen und es dauert nicht lange und ich breche zusammen.

Ergo: Das Problem erkennen, die Bewertung reduzieren und nach der entgegengesetzten Seite suchen, um es aus der verdrängte Ecke wieder neben die helle Hälfte zu stellen, damit wieder die Balance hergestellt werden kann.

Soweit für erste, ich bin gespannt auf die Resonanz.

Lieben Gruß

am Drücker

Hallo Riese,
um klarzustellen wie es ist, vorangegangenes habe ich mir nicht selber ausgedacht, ich habe es gefunden, auf der Suche nach Antworten. Mehr davon gibt es im ganz kostenlos im Internet, z.B.: https://dahlke.at/images/leseprobe_schicksalsgesetze.pdf.
Gute Reise, Riese....

Riese1974

#10
Hallo,
ich wünsche allen ein frohes neues Jahr. Vor allem viel Kraft und Gesundheit.
Ich bedanke mich bei am Drücker für seine Beiträge und Anregungen.
Die Feiertage waren soweit ganz gut. Leider hat sich der Sohn einer Arbeitskollegin kurz vor Weihnachten umgebracht. Diese Nachricht hat mich schon ziemlich getroffen.
Für das neue Jahr hatte ich viele neue Ideen und Motivation, aber an Neujahr kamen auf einmal dunkle Wolken in mir auf. Ich weiß nicht warum, vielleicht wegen der Arbeit, vielleicht auch wegen meinem Geburtstag am 02.01. Der gestrige Tag war dann auch tatsächlich der Horror. Ich hatte in der Nacht nur sehr wenig geschlafen und saß total gerädert vor dem PC und durchsuchte das Internet nach Adressen von Psychiatern. Ich war auch auf der Internetseite der ersten Klinik in der ich im Jahre 2007 war. Mir kam der Gedanke da wieder hinzugehen. Arbeiten war ich nicht.
Nachmittags war ich bei meiner Mutter und meinem Stiefvater. Das es mir richtig beschissen ging habe ich mir nicht anmerken lassen. Meine Mutter ist 71 Jahre alt und ich will sie nicht damit belasten. Ich weiß das sie das fertig machen würde, wenn sie wüsste wie es in mir aussieht.
Ich bin jetzt krank geschrieben und daheim und seit heute geht es mir wieder besser. Die Hoffnung und Motivation ist auf einmal wieder da. Ich weiß nicht was das die letzten zwei Tage war. Aber ich bin froh das dieser Schub wieder vorbei ist.




Bitte keine Details zu Suizidmethoden.

am Drücker

#11
Hallo Riese,
schön von Dir zu hören und auch Dir wünsche ich für das neue Jahr viele kleine Schritte in die Freiheit. Auch wenn Geburtstage für unser eins vielleicht nicht das Größte sind, herzlich Glückwunsch nachträglich.

Wenn Suizid seine Anonymität verliert und man denjenigen kennt, der sich dazu entschlossen hat, dann rückt es nah an einen heran. Mein Großonkel hat sich suizidiert und das wenigste, dass mir das sagt: Depression ist ein Teil meiner mütterlichen Linie, es erleichtert mich und ,,meine Schuld" an dieser Krankheit.
Das Du Dir vorstellen kannst nochmals in eine Klinik zu gehen, halte ich für eine gute Idee, wenn auch mich das gleiche ereilt hat, wie Dich, dass das Leben so, wie es in der Klinik war, draußen nicht funktioniert hat.

Heute hat sich das geändert und mir ist klar geworden, wozu der Klinikaufenthalt nötig war: Die Zeit in der Klinik machte mir lebendig, wie Leben für mich sein könnte, Du hast es doch schon erwähnt, wie sehr Du die unbelasteten Zeiten der Vergangenheit vermisst. Der Schutzraum Klinik hat es mir möglich gemacht, das wieder in die Wirklichkeit zu holen. Es ist wie ein Trainingscamp. Auf der einen Seite bin ich dort geschützt und hatte viele tiefere Kontakte zu Menschen, habe über mich selbst gestaunt, zu was ich als sozialer Teil einer Gruppe alles im Stande war und auf der anderen Seite war es die Gelegenheit mir weiter auf den Grund zu gehen.
Erst funktioniert es dann also in der Klinik. Danach gibt es vielleicht sowas wie eine Nachsorgegruppe und eine Therapiegruppe, wo es funktioniert und irgendwann funktioniert es dann vielleicht auch zuhause.

Da draußen in der Welt muss ich mir das alles schaffen, die Werkzeuge, die ich erlernt habe ernsthaft einsetzten und mir ein soziales Umfeld bauen und pflegen. Möglicher Weise ist das der Sinn, ein soziales Wesen zu werden. Was ich mal durchschaut habe, als Kompetenzen weiter zu geben, wäre dann auch noch ein möglicher Sinn.

Wir haben dieses Leben, es wurde uns gegeben, wir haben es uns geschaffen und wenn ich die Grenze des erträglichen noch nicht erreicht habe, bleibt es meine Aufgabe weiter zu machen, denn enden wird es sowieso und ich kann nicht mit absoluter Sicherheit sagen, was noch kommen wird.
Falls Dir die bisherigen Werkzeuge nicht für Dich taugten, hier noch ein weiteres Angebot:

Introvision von Frau Dr. Angelika C. Wagner Uni Hamburg

Ich drücke Dir die Daumen auf Deinen Weg

am Drücker