Bitte Rat

Begonnen von ..., 24 August 2017, 22:29:08

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Wie soll ich nur beginnen... Habe noch dazu eine paranoide Neigung, die es mir noch schwerer macht über mich zu erzählen... und außerdem ist es ein schwieriges Thema... und ich schäme mich auch... habe grad wieder Angst weiterzuschreiben... Ich sende es jetzt einfach mal und warte was passiert... Ich bräuchte so dringend Rat... Ist hier überhaupt jemand bereit meine Geschichte zu hören?

stern

Wenn du magst erzähl einfach mal
irgendwer ist immer da
stern(Admin)

hardworking fool

... Der Vorteil dieses Forums ist ja gerade, dass man hier so einiges erzählen kann was man sonst niemals über die Lippen bringen würde.

Keine Angst, hier beißt keiner. :-)

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Ich begann erst sehr spät zu sprechen (über 3), habe mich aus der stressigen Situation zwischen meinen Eltern selbst ausgeschalten. Ein naher Verwandter hat mit mir von etwa 8 bis 14 regelmäßig (ohne GV und Schmerzen) sexuelle Handlungen durchgeführt - mein Körper reagierte mit undefinierbaren Bauch und Magenproblemen und immer schlimmerer Inkontinenz - aber niemand hat was mitbekommen, ich war imma zuverlässig, brav und schweigsam wie ein Grab. Hatte immer gute Noten. Mit 15 begann ich zu kiffen und gab mich an viele unter meinem Wert her um vermeintliche Liebe zu erhalten. Ich begann auch zu ritzen, verachtete mich selbst, meine Mutter bezeichnete mich als Hure und Schlampe. Trotz allem machte ich mit 16 eine Lehrausbildung, war eine der besten Mitarbeiter und Schüler, machte meinen Abschluss und Firmenprüfung mit Auszeichnung. Mein damaliger Freund war einerseits lieber und verständnisvoller als alle andren, andrerseits gabs Momente, wo er mir ein Messer an den Hals hielt. War aba zurecht. Ich war für alle nach außen ein Vorzeigemensch, zu Hause ist es dann durchgebrochen mit mir. Alles an ihm ausgelassen. Geschrien, geschupft, den, den ich so liebte und brauchte am Meisten verletzt - kein Wunder, dass er zwischenzeitig durchdrehte. Dann verliebte ich mich in einen doppelt so alten verheirateten Bekannten - er sich auch in mich. Habe zu kiffen aufgehört, er zog zu mir, wir schauten gemeinsam Häuser an, ich wollte ihn heiraten. Doch plötzlich kam wieder mehr seine Frau ins Spiel, er fuhr mit ihr wieder Therme und Urlaub. Ich wollte nicht mehr leben, mein liebster Cousin unterstützte mich, umarmte mich immer, fuhr auch mit mir Therme... Er verstand mich, ich konnte mit ihm über alles reden... Leider wurde er keine 30... Ich ließ mich selbst einweisen. Über eine Bekannte lernte ich einen ziemlich fertigen, aba auch sehr lieben und doch verrückten Typen kennen. 10 Jahre on/off, ehemaliger Abhängiger, psychiatrische Aufenthalte beiderseits. In meiner Familie erkrankten und starben leider auch Leute in kürzester Zeit. Ich brach wieda zusammen, wurde als berufsunfähig erklärt, bekam etliche Medikamente und wurde immer zurückgezogener. Mein Blasenproblem machte es nicht leichter. Ich hatte Angst überhaupt noch rauszugehen, dachte alle reden über mich, wollte nicht mehr leben und dann meine letzte und einzige Rettung, ich bekam eine wundervolle, allerliebste Tochter. Ich liebe sie mehr als alles andre auf der Welt. Keine Medikamente mehr, alles hinter mir gelassen. Doch mein Rückzug blieb. Meine Inkontinenz bringt mich in die Isolierung, medizinisch wurde nichts gefunden, psychisch konnte ich es nicht auflösen. Ich wurde so oft gemobbt und lächerlich gemacht wegen meiner Blase, dass ich Angst habe rauszugehen. Ich trage Windeln, sieht man durch jeden Kleidung, ich schäme mich... Möchte aba meiner Tochter ein glückliches Leben bieten, wie stelle ich das jetzt an mit meiner Einschränkung?

hardworking fool

Hallo du!

Als ich deine Zeilen gelesen hatte, musste ich erst mal kurz nach Luft schnappen. Vor allem der Satz: "andrerseits gabs Momente, wo er mir ein Messer an den Hals hielt. War aba zurecht" hat mich tief getroffen. Allerdings hauptsächlich aus persönlichen Gründen, da ich so etwas auch einmal erlebt habe. Ich wäre jedoch nie auf den Gedanken gekommen das verdient zu haben. Egal. Es soll hier nicht um mich gehen.

Dann habe ich versucht deinen Text noch einmal in aller Ruhe zu lesen und mich auf das Positive zu konzentrieren. Ganz offensichtlich bist du viel stärker als du dir selbst zutraust, sonst wärest du nicht mehr hier. Außerdem hättest du es sonst niemals geschafft mit dem Kiffen aufzuhören. (Früher war ich auch der Meinung, dass Kiffen nicht so schlimm ist, aber das hat sich mittlerweile gründlich geändert. Habe zu viele Menschen gesehen die sich allein dadurch das Leben zerstört haben, gesundheitliche Probleme, vor allem aber auch Ärger mit dem Gesetz. Ist schrecklich wenn man junge Leute sieht die wegen "ein bisschen Gras" unter Umständen für Jahre ins Gefängnis müssen.)

Offensichtlich bist du auch alles andere als dumm, sonst hättest du deine Lehre nicht mit Auszeichnung abgeschlossen.

Wenn ich lese was du über deine Tochter schreibst, zweifle ich auch nicht eine Sekunde daran, dass du auch eine tolle Mutter bist.

Das mit der Inkontinenz ist natürlich ein Problem, aber ich bezweifle, dass das wirklich jeder sieht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es wenn überhaupt nur den allerwenigsten auffällt. So genau schauen die Leute ihre Mitmenschen gar nicht an.
Vielleicht solltest du dich nicht so sehr darauf konzentrieren, deine Blasenschwäche zu bekämpfen sondern darauf, selbstbewusst damit umzugehen. Die anderen sind auch nicht perfekt und haben alle ihre Macken, körperlich, geistig oder seelisch. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass das Problem irgendwann verschwindet wenn du es schaffst es als Teil deiner Selbst zu akzeptieren. Mir ging es so mit meinem Tinnitus. Ich wäre fast wahnsinnig geworden durch dieses ständige Pfeifen, habe unzählige Behandlungen versucht. Nichts half. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Irgendwann habe ich mir dann gesagt, dass ich genau zwei Möglichkeiten hätte: Entweder ich renne weiterhin von einem Arzt zum andern und kämpfe weiter gegen Windmühlen, oder ich gebe den Kampf auf und versuche damit zu leben.
Die Ohrgeräusche sind zwar geblieben, aber ich habe mich damit arrangiert und nehme sie oftmals gar nicht mehr wahr.

Alles Gute für dich und deine Tochter!
Fool

werauchimmer

Da Du ja mit Deiner Scham begonnen hast, möchte ich das auch tun.
Ich schäme mich Dir zu schreiben. Ich schäme mich mir heraus zu nehmen eine Meinung zu haben.
Ich schäme mich Dir etwas zu schreiben obwohl ich doch an anderer Stelle selbst Hilfe brauche.
Ich schäm mich.

:)

Ich empfinde sofort die grösse Bewunderung für Dich und muss Dir ehrlich sagen das ich wenn ich Dich lese, nicht eine inkontinente, schwache Person sehe, sondern einen Mensch der es trotz wiedrigster Umstände geschafft hat, sich über Wasser zu halten und nun bereit ist sich dem Leben zu stellen.

Du hast so viele Gründe Dich dem Leben zu verweigern, doch Du wählst einen guten Grund Dich dem Leben zu stellen.
All die armen Würstchen in Deiner Vergangenheit wissen gar nicht wen sie da verpasst haben.

Ich denke was Dir vielleicht Mut machen könnte ist einmal klar fest zustellen wofür man sich im Leben schämen sollte.

Muss eine Mutter sich schämen für die Liebe die sie Ihrer Tochter entgegenbringt?
Muss ein Mensch sich schämen durchgehalten zu haben im Ansicht grösster Widrigkeiten?
Muss ein Mensch sich schämen dessen Körper, dessen Psyche, Tribut fürs Überleben fordert?
Muss jemand wie Du, der sich dem Leben stellt und niemals aufgegeben hat, musst Du Dich dafür schämen?

Du hast einen Weg und eine Entwicklung hinter Dir. Du hast es nach all dem geschafft einem neuen kleinen Menschen das Leben zu schenken. Und Du bist immer noch da und fragst, wie es weitergehn soll.
Ich finde Du darfst Stolz auf Dich sein und brauchst Dich für nichts zu schämen.

Ich fühle von Herzen das Du mehr bist als deine Inkontinenz oder der hinter Dir liegende Missbrauch. Ich weiss aber aus meiner eigenen Geschichte wieviel Macht der ganze Mist unseres Weges über uns hat. Ich denke nicht das ein paar Sätze von mir alles gut machen, doch wenn Du nachfühlst wirst Du vielleicht empfinden das der Kern, die Scham, niemals etwas ist das wir mitbringen ins Leben. Scham ist immer aufgesetzt, immer von einer vermeintlich so intakten und sauberen Gesellschaft uns übergestülpt und genau da können wir ansetzen.
Die da draussen sind nicht gesünder als Du und Scham ist die Waffe uns zu kontrollieren.

Ich wünsche Dir von Herzen alles Liebe und das Du es mehr und mehr schaffst die richtigen Entscheidungen für Dein Leben zu treffen. Dazu sollte gehören raus zugehn und sich ohne Scham dem Leben mit Deinem Kind zu stellen und nach Eurem Glück zu greifen.
Nicht Deine Windel bestimmt wer Du bist. 

Alles liebe.

ps: wieder möchte ich mich entschuldigen für das so einfach dahingesagte. nichts erobern wir im leben leicht. nichts fällt uns in den schoss, dein leben zeigt jedoch das Du kraft hast und ich wünsche Dir das Du diese Kraft erkennst und sie für Euch beide nutzen kannst. du bist es wert mit dieser geschichte.

Es fällt mir ganz schwer das jetzt abzuschicken.

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Ich habe noch immer Gänsehaut und bin tief berührt von euren Antworten. Lieber Fool, lieber Wer auch immer, ich habe mich noch nie so liebevoll verstanden und aufgebaut gefühlt. Ihr gebt mir das Gefühl doch stärker zu sein, als ich selbst dachte. Den Rat mit dem Akzeptieren, anstatt wie du sagst, Fool, gegen Windmühlen zu kämpfen, klingt sehr befreiend und ich bewundere dich, wie du den Weg und den Umgang mit dem Tinnitus geschafft hast. Du scheinst auch viel erlebt zu haben... Auch die Erkenntnis, dass im Grunde niemand makellos ist. Und lieber Werauchimmer, ich bin auch so berührt von deiner Feinfühligkeit und der Gabe, mir auch eine neue Sicht zu eröffnen. Das Thema Scham im Allgemeinen betrachtet... auf diese Weise hab ich mich dem Thema nie genähert und plötzlich  kamen meine Gedanken ins Rollen, wofür schäme ich mich eigentlich. Und mit deinen Zeilen gibst du mir das Gefühl, eigentlich sehr stark zu sein. Ihr habt mir auch gezeigt, dass es Menschen gibt, die nicht abwertend reagieren. Ich hab mich noch nie getraut so offen zu sein, hatte Angst, und jetzt bin ich froh, mich geöffnet zu haben, dank euch. Ein Teil meiner Angst scheint schon mal überwunden zu sein. Und weil mir eure Worte so sehr geholfen haben, verewige ich sie mir in meinem Tagebuch. Dann kann ich immer wieder nachschlagen, wenn meine Selbstzweifel wieder überhand nehmen. Tiefsten Dank vom Herzen

hardworking fool

:-) Manchmal braucht man einfach nur jemanden der einem hilft die Augen zu öffnen.

Klingt zwar vielleicht komisch, aber deine Antwort war genau das was ich heute gebraucht habe. In letzter Zeit hatte ich immer stärker das Gefühl absoluter Wertlosigkeit. (Danke, liebe Familie!)

Wenn ich aber lese, dass meine Worte in dir etwas angestoßen haben, dann bin ich ja vielleicht doch nicht der dümmste Mensch des Universums. Danke!

Ganz liebe Grüße
Fool

...

Guten Morgen lieber Fool! Deine Zeilen geben mir immer wieder ein wertschätzendes Gefühl. Ich spüre und merke was für ein besonderer, wertvoller, intelligenter, einfühlsamer Mensch hinter deinen Zeilen steckt. Du hilfst so vielen Menschen hier im Forum. Du darfst beginnen die alten Glaubenssätze, die dir deine Familie zu Unrecht gab aufgeben und mit neuen ersetzen. Die wissen ja gar nicht was sie verpassen, mit ihrer Blindheit deine schöne Seele zu sehen. Klingt jetzt vielleicht komisch, was ich schreibe, aba so fühle ich es. Alles Liebe, bleib stark, Menschen wie dich braucht diese Welt

...

Ein paar Zeilen für meine Tochter, die grade durch meinen Kopf schweben:  Und plötzlich war alles still, plötzlich hielt die Zeit an. Ich fühle etwas, dass ich noch nicht kannte. Das Absolute Hier und Jetzt. Nichts zählt mehr außer diesem Moment. Ich spüre deinen kleinen, zarten Körper auf meiner Haut. Mein Herzschlag wird eins mit deinem. Ich sehe, spüre und höre nichts anderes, da sind nur wir zwei. Ich vergesse alle Schmerzen, nicht nur die der Geburt, sondern alles was meiner Seele bisher weh tat. Ich vergesse jede Angst, jeden Zweifel. Es ist nichts mehr wichtig, außer dir. Es ist nicht nur dein erster Moment im wahrhaftigen Leben, sondern auch meiner. Ich danke dir, dass du zu mir gekommen bist. Ich möchte dir Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit schenken. Ich möchte dein Begleiter sein. Ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst. Ich werde mich aba niemals aufdrängen. Du sollst dich frei entfalten, nicht erdrückt und eingeschränkt sein und dir trotzdem meiner Liebe immer sicher sein.

Felidae

Lieber Gast,

das sind wundervolle Worte der Liebe, die guttun, die ich selbst gerne so ausleben möchte, Worte, die einen zu Tränen rühren und einen im tiefsten Inneren berühren, es sind Worte der Annahme, des sich angenommen und geliebt und geschätzt fühlens, auch wenn man Probleme mit Empfindungen hat.

Und Deine Worte für Fool - wow! Haste gehört, dear Fool? ;) <3

Felidae

Hallo Wer-auch-immer,

also was das Schämen betrifft, ein damaliger lieber Freund hatte mal das hier in seinem Status stehen:

Ich schäme mich nicht, das machen andere für mich.

:D

Diesen Satz hab ich mir mitgenommen und hab ihn des Öfteren angewendet, wo für mich peinliche Situationen entstanden, beim Einkaufen, bei Gesprächen oder wo auch immer, wenn mir was passiert ist, was ich als peinlich empfand, also keine "großen" Sachen, so alltägliche Kleinigkeiten halt.

...

Feli, ich danke dir für den tollen Satz übers Schämen, den find ich klasse! Das hat so ein Augenzwinkern und das Leben braucht oft ein wenig Humor, das gefällt mir gut. Und ich danke dir für deine einfühlsamen Zeilen. Es ist ein sehr schönes Gefühl, dass meine Gedanken der Liebe dich bewegt haben. Liebe soll man teilen, denn bei Liebe ist es so, dass sie sich je mehr sie geteilt wird, vermehrt. Ich kannte dieses Gefühl früher auch nicht. Es ist überwältigend. Ich wünsche allen Menschen dieser Welt, die Liebe in ihren Herzen zu finden, in welcher Form auch immer. Mich hat sie in letzter Sekunde gerettet. Mir wurde damals gesagt, es sei so gut wie unwahrscheinlich, dass ich Kinder bekommen kann - ein Schlag ins Gesicht. Da war ich nun, keine 30, berufsunfähig, psychisch am Ende, dramatische Partnerbeziehungen, kein Selbstwert. Und irgendwie konnte ich meinen letzten Partner, trotz jahrelangen Hin und Her nicht endgültig verlassen, alle haben gesagt, es sei nicht normal, an dem Ganzen noch festzuhalten - aus irgendeinem Grund handelte ich fern jeder Vernunft, hörte auf mein für niemanden nachvollziehbares Bauchgefühl - und hätte ich das nicht getan, gäbe es meine Tochter nicht. Manchmal macht etwas erst im Nachhinein Sinn. Ich war so überwältigt schwanger zu sein und zugleich hatte ich Angst - Angst alles falsch zu machen. Ende des 8.ten Monats drehte der Kindesvater psychisch durch, sagte er schafft das alles nicht und teilte mir übers Handy mit, dass er sich... naja eh schon wissn, mags gar net aussprechen. Er tat es zum Glück nicht, fand ich tags darauf heraus. Doch durch den Schock bekam ich Vorwehen, ein paar Tage später ging es los. Und aus einer Fügung heraus, war der KV genau in dieser Nacht bei mir - ich hätte die Situation alleine nicht geschafft - vorzeitiger Blasensprung, über 3 Wochen zu früh, ab ins Krankenhaus. Ich hatte leichte Wehen und spürte, dass ich das schaffen werde, auf natürliche Art zu gebären, die wollten mir Wehen einleiten usw. Ich sagte, nur wenn Gefahr besteht, sonst warten wir - und alle sagten, es ist keine Gefahr, kann aba lange dauern alles, so würde es schneller gehen. Ich lehnte ab und musste den Kreissaal verlassen, obwohl ich bleiben wollte, nur Zeit brauchte. In irgendein Zimmer mit Fremden gesteckt, mitten in den Wehen, niemand war da - ich wurde imma wieda gefragt, aba ich lehnte eine Einleitung ab, da ja keine Gefahr bestand. 19 Stunden später nahmen sie mich doch wieder mit in den Kreissaal. Weitere 4 Stunden später, in denen fast mein ganzes Leben wie in Trance vorbeilief - überwältigende Gefühle - und mich schon fast die Kraft verließ, war sie da, auf natürliche Weise, ohne Einleitung oder Ähnlichem. Und es wurde plötzlich alles still, nichts war mehr wichtig, nur sie und ich und dieser Moment, in dem jeder Schmerz vergessen ist... So habe ich die Liebe gefunden. Ein sehr harter, dunkler Weg - doch umso überwältigender scheint für mich dieses Licht.

...

Aber einen Rat u.A. zum Thema Blase bräuchte ich noch... Es ist leider so, dass diese Pants (klingt irgendwie schöner als Windeln) extrem teuer monatlich kommen und ich schon in arge Schwierigkeiten finanziell kam. Dann hab ich mich bei einer Behörde erkundigt und die haben mir gleich einen Antrag geschickt, zwecks Zuschuss. Jetzt kommt nächste Woche so ein Gutachter auf Hausbesuch und ich habe solche Angst! Ich hab da tausend Angstgedanken. Was soll ich dem vorweisen? Ich hab keinen neuen Befund, weil ich mich nicht zugeben traue, wie schlimm es um meine Blase steht. Ich mag meine Ärzte alle echt gerne, sind sehr lieb. Ich tat mich leichter als sie mir fremder waren. Als ich merkte, dass z.B. mein Psychiater, Therapeutin, Frauenarzt Menschen sind, mit denen ich gut kann und sie mit mir auch (musste eh lange danach suchen) und je vertrauter es wurde, umso schwerer fiehl es mir, Dinge zu erzählen, die meiner Meinung nach, das Bild, das die von mir hatten zerstören würde. Ich würde das gute Verhältnis gefährden. Als mich meine Therapeutin lobte, dass ich in gutem Zustand sei, traute ich mir bei der nächsten Sitzung nicht zu sagen, dass meine Ängste wieder verstärkt auftreten. Und dann die Angst: Was ist, wenn von der Behörde alles neu geprüft wird und ich meine Berufsunfähigenleistung verliere, weil ich ja weder zu Therapeuten, noch Ärzten ehrlich bin. Und die größte Angst von allen, die mich auch hemmt Hilfe zu holen - ich hab sogar Angst es nur zu denken, mir wird grad übel - was ist, wenn sie mir meine Tochter... auf Grund meiner Einschränkungen... vor allem der Psychischen... Im Krankenhaus war ich die Einzige, die ihr Baby nicht extra, sondern im gleichen Bett schlafen haben wollte. Das Baby ständig im Körperkontakt hatte, kein einziges Wickeln, Waschen oder Kinderarztuntersuchung jemand andrem überließ oder nicht dabei war. Auf Grund meiner Geschichte, wusste ich, wie wichtig es war, ihr eine sichere Bindung und Urvertrauen zu geben. Sie war dort mit Abstand das ruhigste, entspannteste Baby von allen. Ich wollte mit ihr so schnell wie möglich nach Hause - Tausend Steine vom Krankenhaus in den Weg gelegt. Irgendwann hoben sie meinen psychiatrischen Akt aus, stellten mich auf Grund meiner "Vorgeschichte" als nicht fähiger Mutter da, holten Psychiater, die den Auftrag hatten, mich so lange zu entmündigen, bis sie meine Tochter mir weg.... ich kann es nicht aussprechen. Und da kam wieder das Glück. Der Psychiater sagte, ich sei völlig in Ordnung und denen hier passt scheinbar nicht, dass ich anders bin, wie die andren Mütter, die wortlos über sich und ihre Babys alles ergehen lassen. Ich war früher auch sozusagen, wortlos, doch seit meiner Tochter, spreche ich, für sie und kämpfe. Ich war immer unterwürfig aus Angst, doch für sie wollte ich kämpfen. Dann riefen sie einen zweiten Psychiater, weil sie dem ersten nicht glaubten. Der kam und sah mich mit meiner Tochter auf mir liegen, trat zurück, er wolle die Bindung nicht stören, es sei alles gut mit mir. Dann riefen sie eine Sozialarbeiterin... Und seit dieser Geschichte habe ich höllische Angst meine Tochter zu ver.... Ich kanns nicht aussprechen. Das wäre mein Ende, mein  absolutes Ende. Das alles machte mich paranoid, vertraue keinem mehr. Und jetzt bin ich hier bei euch gelandet, ich hab sonst niemanden mehr, mit dem ich über meine Ängste reden kann...

werauchimmer

Ich sitze hier und heule.

Ich sitze hier und heule aus Freude und über die Schönheit Deiner Worte.
Es ist so unglaublich schön wie Du das alles beschreibst. Auch das Abschlussbild, Du mit Deiner Tochter auf Dir, Urvertrauen, Sicherheit, Schutz.

Es ist phantastisch zu fühlen das Du verstanden hast was man Dir genommen hat und nun wie eine Löwin dafür kämpfst das Deine Tochter genau das bekommt. Hammer.

Und jetzt hoffe ich das es nicht zu hart wird; Du darfst Dich nicht verstecken.
Du hast so eine Entwicklung mitgemacht und Du darfst auf keinen Fall verstecken wie Du aus dem ganzen herausgekommen bist.
Wenn ein Psychiater, ein Richter, ein Sozialarbeiter, diese Worte von Dir lesen würde und nicht verstehen würde was Du geleistet hast und wer Du heute bist, dann würde er auch nicht verstehn wer Du bist wenn Du ihm eine, in Deinen Augen perfekte Lüge auftischt.

Ich kann Dir aus meiner Geschichte mit Amtsärzten nur sagen, und ich versicher Dir das es so war, das nur die Wahrheit mich gerettet hat.
Es ging immer um Glaubwürdigkeit und die erreichst Du nur mit allen Emotionen.
Wenn ich zb Angst hatte vor einem Amtsarzt Termin, habe ich mich gleich am Anfang vor dem Arzt nackig gemacht. Ich habe gleich gesagt, ich entschuldige mich jetzt, aber ich habe seit Wochen Angst vor dem Termin. Ich vertraue Ihnen nicht, aber ich weiss auch sie sind nicht mein Feind.
Das hat immer das Eis gebrochen und ab da war das was ich erzählte einfach echt für meinen Gegenüber.
Nur wenn wir uns wirklich zeigen werden wir gesehn.
Ein so simpler Satz vielleicht, aber für mein Leben das essentzielle.

Deine Worten zeigen das du Dir Deiner Geschichte und der Situation klar bist. Das Du Verantwortung übernimmst. Das Du Dir bewusst bist. Das Du Deine Bedürfnisse und Nöte kennst. Das Du Dich stellst. Mehr kann man als Mensch nicht tun.
Das Dich Deine Angst auffrisst kennen Wir glaube ich alle selbst nur zu gut, doch weiss ich heute für mich das Unehrlichkeit mir und meinen Bedürfnissen gegenüber nie geholfen hat.
Wenn ich etwas erreichen will, muss ich mich so zeigen wie ich bin. Natürlich mit meinen Schwächen, aber eben auch der Klarheit über meine Situation bescheid zu wissen. Das bedeutet eben auch Kontrolle zu haben und nicht im freien Fall zu sein.

Ich will Dir auf keinen Fall raten das Du jetzt genau so wie ich damit umgehn musst, ich wollte Dir nur zeigen wie ich es erlebt habe.
Einen Weg müssen wir immer selber finden, nur finde ich Dich so klar und kraftvoll wenn Du Dich zeigst, das ich mich über die Reaktionen der bestellten Psychologen auf Dich überhaupt nicht wundere.
Du bist rundum in Ordnung.

Ich wünsche Dir überquellendes Glück und Mut für Dich und Deine Tochter, Du hast das verdient, so wie wir alle. <3

lg

ps @felidae ich kann mich pünktchen nur anschliessen. Du fühlst Dich beim lesen immer so unendlich leicht und schön an. eine echte inspiration Du bist. dafür wollte ich einfach mal dankeschön sagen, mit ganz viel zucker oben auf. <3


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