Allein und einsam.

Begonnen von Elex, 06 August 2017, 15:50:20

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Elex

Hallo zusammen,
erstmal Danke fürs aufnehmen.
Ich hoffe es ist ok, wenn ich hier einfach mal frei heraus sag, wie ich zu meiner jetzigen Situation gekommen bin bzw. wie ich es soweit geschafft habe. Ich erwarte nicht, dass sich jemand hierzu äußert, denn Schuld an alledem bin ich selbst.

Angefangen hat alles kurz vor meinem 17. Geburtstag. Dort habe ich meine erste richtige Freundin kennengelernt.
Ich hab mich sofort in sie verliebt. Freunde und Familie wurden für sie links liegen gelassen, da sie meine ganze Freizeit in Anspruch nahm.
Teilweise habe ich sogar Leuten gedroht die schlecht über meine damalige Freundin gesprochen haben, es blieb aber zum Glück nur bei Drohungen.
Am liebsten würde ich alles rückgängig machen.. Das ich jeden erdenklichen Cent nur für sie ausgegeben hab, hat die Sache nicht gerade besser gemacht.
Nun gut, nach ca. 9 Monaten hab ich Schluss gemacht, weil sie dann endlich Mist gebaut hat, den selbst ich als Mist anerkannt hab.. eigentlich hätte ich dies schon viel früher erkennen sollen.

Da ich nun keine Freundin mehr hatte, meine alten Freunde nichts mehr mit mir zu tun haben wollten und die Beziehung zu meiner Familie auch im Keller war, hatte ich das erste mal den Gedanken, wie es so allein weitergehen soll.
Nach vielen harten Arbeitstagen und reichlich Schlaf, hab ich mich dazu entschlossen Rollenspiele zu spielen. Der Gedanke wieder "jemand" zu sein hat mir Freude bereitet. Ich habe damals keinen Anschluss mehr ins richtige Leben gefunden. Somit war das für mich eine Perfekte Lösung.
Gespielt habe ich ca. 5 Jahre. Mein Tagesablauf war in dieser zeit wie folgt: Arbeiten - spielen - schlafen. Mein Computer war mein bester Freund. Er hat nie Fragen über mein Leben gestellt sondern hat nur das gemacht was ich wollte, nämlich spielen.
Arbeitskollegen oder Leute die ich in meinen Spielen kennengelernt habe, habe ich nie die Wahrheit über meine Vergangenheit erzählt, weil ich mich für mein altes Leben geschämt habe. In der Arbeit war ich immer der lustige, durchgeknallte Clown der für jeden Spaß zu haben ist. Ich war auch gern Stütze für Leute die halt im Leben gebraucht haben. Als es ihnen dann aber besser ging, habe ich mich distanziert, weil ich sonst Dinge über mich hätte Preisgeben müssen die mir unangenehm sind.
Ingame hab ich immer zu den besten Spielern gezählt, der den Schwächeren geholfen hat (damit habe ich meine Nutzlosigkeit im normalen Leben kompensiert). Ich wollte damit Ingame zeigen, das ich etwas bin bzw. gern für andere da bin. Oft hat es auch funktioniert, ich habe Kontakte aufgebaut die aber nie lange gehalten haben, weil ich abermals Lügen über mich erzählt hab, wie bei meinen Arbeitskollegen, und mich distanziert habe.
Dadurch ist innerhalb der 5 Jahren ein riesiges Lügennetz entstanden, das vor ca. 3 Monaten zusammengebrochen ist. Mein lustiges, hilfsbereites und freundliches "Ich" ist somit verschwunden und was übrig blieb ist das nutzlose, lügen erzählende, emotionslose "Ich". Ich habe mittlerweile alle meine Fehler eingesehen, weiß jetzt aber nicht mehr weiter.
Das einzige worauf ich mich Momentan freue, ist das schlafengehen. Spaß an der Arbeit habe ich komplett verloren, ich bin zu antriebslos um etwas anderes zu unternehmen als auf der Couch zu sitzen. Dazu kommt noch, das ich vieles, was Leute reden, zweideutig verstehe und somit auf mich beziehe, obwohl sie gar nicht direkt mit mir reden. Dies erschwert Momentan auch noch das aufbauen neuer Kontakte zudem, das ich ungern über meine Vergangenheit rede.
Ich weiß selbst das ich "meinen inneren Schweinehund" überwinden muss und rausgehen sollte, aber irgendwie komm ich von der Couch nicht weg.
Ich bekomme seit meinem Zusammenbruch auch Tabletten verschrieben, die mich eher runterziehen als aufpushen, somit fällt es mir noch schwerer etwas zu unternehmen. In Therapie bin ich nicht, weil ich einem Fremden Menschen von Auge zu Auge nichts über mich erzählen kann. Hier zu schreiben kostet mich schon genug Überwindung.

Diese Geschichte kennt Momentan nur ein einziger. Seitdem ich sie ihm erzählt habe, weiß ich aber nicht mehr wie ich mich gegenüber ihm Verhalten soll. Er sagt mir immer, dass er mich als Freund ansieht, aber irgendwie kann ich das nicht glauben oder ich möchte es nicht akzeptieren, da ich mich als zu minderwertig fühle.

Meistens hätte ich am liebsten meine Ruhe vor allem und jedem, allerdings habe ich auch vereinzelte Tage, an denen ich mich nach jemanden zum reden sehne. Irgendwie sitze ich nun fest, da nichts mehr da ist, das mir halt im Leben gibt. Immer häufiger stelle ich mir die Frage: "Wofür bin ich überhaupt hier?"

Felidae

Zitat von: Elex in 06 August 2017, 15:50:20
Er sagt mir immer, dass er mich als Freund ansieht, aber irgendwie kann ich das nicht glauben oder ich möchte es nicht akzeptieren, da ich mich als zu minderwertig fühle.

Hallo Elex,

siehst Du ihn denn als Freund an oder kannst ihn als Freund akzeptieren?

lg
Feli

Köchlein

Hallo Elex,

schön das du da bist!
Mit 17 die falsche Freundin über alles zustellen kann passieren , Seine Eltern anzuzweifeln ist auch normal. Aber sie werden immer deine Eltern sein.
Vielleicht gebt Ihr euch eine Chance.
5 Jr. Rollenspiel da sehe ich mich der 40 jr. Comics und Kino verschlungen hat.
Heute würde man sagen es ist eine Sucht Vielleicht bist du Spielsüchtig das ist leider immer öfter der Fall, denke mal drüber nach.
Den Clown spielen nach außen und auf der Arbeit habe ich auch immer gemacht und mache es noch heute, Es gibt mir wohl etwas Sicherheit und lenkt von meinem Versagen ab. ( Obwohl ich eigentlich kein Versager bin nur glaube ich es nicht)
Es ist gut das du einen Freund hast, mein Tipp vertrauen Ihm was hast du zu verlieren?
Noch einen Tipp ,als ich keine Hilfe bekommen habe, habe ich mich an die Telefonseelsorge gewendet. Die gibt es auch als E Mail.
Da kannst du schreiben und lesen.
Ach ich bin 57 jr

Alles gute

Wolfgang