Ich möchte einfach nur mal alles los werden

Begonnen von Ayudar, 02 Juli 2017, 20:02:38

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Ayudar

Hallo zusammen,
ich (27 Jahre) möchte mir einfach mal alles von der Seele schreiben. Ich habe momentan das Gefühl dass mir einfach niemand helfen kann und ich das Schlechte an mich ziehe. Außerdem suche ich für alles immer die Schuld bei mir.
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.
Meine Mutter hat mal so schön zu mir gesagt dass ich immer ,,Sozialprojekte" an Land ziehe. Damit meinte sie dass meine beiden Ex-Freunde ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen haben, häufig von zu Hause rausgeflogen sind, kein Geld verdient haben und sich auch noch bei mir Geld ,,geliehen" haben. Anfang 2011 habe ich mich deshalb von meinem letzten Ex getrennt. Einfach weil wir zu unterschiedliche Lebensansichten hatten, und er mir nicht gut getan hat. Er hat mich ständig runter gezogen. Eine Woche nachdem ich Schluss gemacht habe, hat mich seine Mutter verzweifelt angerufen weil sie nicht wusste was sie mit ihrem Jungen noch anstellen soll. Er saß den ganzen Tag heulend in seinem Zimmer. Das durfte ich auch im Hintergrund mithören. Sein Weinen liegt mir jetzt noch in den Ohren und es tut mir weh wenn ich daran denke. Aber ich konnte in der Situation einfach nicht helfen. Ich musste mich schützen. Durch Bekannte habe ich erfahren dass er auch heute sein Leben noch nicht im Griff hat. (Da frage ich mich manchmal ob ich das evtl hätte verhindern können :/)
Ende 2011 habe ich dann meinen heutigen Ehemann kennengelernt. Er steckte damals in einer Scheidung. Die war ziemlich heftig. Die Ex hat ihn bis auf die Unterhose ausgezogen, es gab viele Gerichtstermine und sein Kind kann er bis heute nicht sehen. Wir haben das zusammen durchgestanden. Und Ende 2012 sah es so aus als ob jetzt alles besser werden kann.
2013 kommt dann eine meiner 4 beste Freundinnen bei einem Autounfall um's Leben. Kurz darauf mussten sich 2 der verbliebenen 3 besten Freundinnen in stationäre psychische Behandlung gegeben (Depressionen,...) Ich habe einen Job angenommen, der mich nicht glücklich gemacht hat und bei dem ich mich das gesamte Jahr durchgekämpft habe.
Anfang 2014 habe ich einen Jobwechsel hinbekommen. Und zu Beginn sah auch alles super aus. Unsere finanziellen Sorgen wurden allerdings immer größer, da, durch die Scheidung von meinem Mann, plötzlich Summen aufgetaucht sind die er begleichen musste die seine Ex verbockt hat. Und diese Summen konnten wir einfach nicht aufbringen.
2015 haben wir dann trotz aller Nöte geheiratet weil wir wussten das wir zusammen alt werden möchten und irgendwann eine Familie gründen wollen. Und 2015 war auch wirklich ein sehr schönes Jahr.
Leider ging es 2016 nicht gerade schön weiter. Meine Eltern haben sich getrennt, was ein rießen Schock für mich war, mein Mann ist in die Privatinsolvenz gerutscht, mein Opa ist nach einem Sturz verstorben und unser Kinderwunsch hat sich einfach nicht erfüllt (in Anbetracht der finanziellen Lage vielleicht auch nicht das dümmste). Außerdem wurd ich bei meinem Job klein gehalten, es wurde einem nichts zugetraut und ich wurde ständig runtergezogen. Ich kam sehr oft weinend nach Hause weil ich einfach nicht mehr konnte. Kurz um, das Jahr 2016 war der Horror. 
2017 musste deshalb ja besser werden. Es sah zu Beginn auch echt gut aus. Ich habe meinen Job nach 3 Jahren gewechselt. Durfte mir aber noch anhören dass meine Kündigung an mir liegt, das ich mein Leben nicht auf die Reihe bekomme und das ich mir doch psychologische Hilfe holen sollte. Sehr nett sowas gesagt zu bekommen. Mein neuer Job ist auf jeden Fall um Welten besser. Ich habe meinen alten Beruf aufgegeben und bin jetzt einfach nur glücklich da wo ich bin. Die finanziellen Sorgen nehmen jedoch einfach kein Ende. Das Geld das wir haben reicht vorne und hinten nicht aus. Obwohl wir auf Sparflamme leben.
Wir haben jetzt schwarz auf weiß das wir auf normalem Wege keine Kinder bekommen werden, sondern nur über künstliche Befruchtung (was für uns aufgrund der finfanziellen Situation erst mal nicht in Frage kommt)
Und jetzt muss ich mir auch noch mega Sorgen um meinen Ehemann machen. Letztes Wochenende sagt er auf einmal zu mir das ihm alles zu viel wird. Das er alleine sein muss, sein Leben sortieren muss, das Dämme und Mauern brechen die er über Jahre aufrecht erhalten hat. Seitdem redet er nicht mehr wirklich mit mir, schläft nicht mehr mit mir im Schlafzimmer und lässt mich nicht mehr an sich teilhaben. Ich weiß einfach nicht warum... er sagte es habe nichts mit mir zu tun. Sondern mit Sachen von früher (er war Soldat und auch im Einsatz). Aber ich kann einfach nicht aufhören mir Gedanken darüber zu machen was ich falsch gemacht habe. Dieses Wochenende hat er sich jetzt in professionelle Hilfe begeben. Sie empfehlen ihm in stationöre Behandlung zu gehen. Sein Verständnis für Emotionen sei stark beschädigt.
Vermutlich kann ich für die ganze Situation nichts. Es gibt wahrscheinlich nichts was das hätte aufhalten können. Dennoch frage ich mich was ich hätte anders machen können oder sollen. Ob ich ihm eine gute Ehefrau war. Ich habe ihn immer unterstützt. Egal was war. Und ich unterstützte ihn auch jetzt. Er ist einfach der Mann den ich über alles liebe, mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Aber ich habe gerade solche Angst ihn zu verlieren. Er lässt mich einfach nicht an sich ran, sagt er braucht Zeit für sich, Abstand. Und ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich möchte ihm die Zeit geben. Und den Freiraum. Es heißt doch auch so schön das man freilassen soll was man liebt...
,,Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer."  (Konfuzius)
Das etwas mit ihm nicht stimmt habe ich schon vor 3 Jahren bemerkt. Da hat es begonnen das er verschlossener wird, antriebslos, das er seine Emotionen nicht mehr so gezeigt hat und auch auf meine Emotionen nicht mehr adäquat hat reagieren können. Aber das war nicht dauerhaft, es war immer mal wieder, sporadisch. Schon da habe ich mir Sorgen gemacht. Habe ihn gefragt ob er nicht mal Hilfe suchen möchte. Aber damals war das für ihn nur dummes Gerede von mir. Sachen die ich mir einbilde... Vermutlich ist auch das vollkommen normal. Deshalb bin ich auch so froh das er sich jetzt Hilfe holt. Von sich aus. Aber er kann mich doch nicht einfach aus seinem Leben ausschließen =(

Ayudar


hardworking fool

Hallo! Ich finde es toll, wie du für deinen Mann da bist. Was du schreibst klingt nach posttraumatischer Belastungsstorrung. Die zu behandeln ist nicht leicht aber möglich. Du wirst viel Geduld brauchen
Wichtig ist aber, dass du begreifst , dass du keine Schuld trägst.
Ich wünsche dir und deinem Mann viel Kraft und Ausdauer. Alles Gute, Fool

Ayudar

Es tut einfach soooooo sehr weh!!
Mein Mann ist jetzt wieder zu Hause. Aber er ist nicht mehr mein Mann. Er hat keinerlei Emotionen und er sagt das ihm alle Menschen gleichgültig sind, incl mir, das er weder Liebe noch Hass empfinden kann und nicht mehr zwischen gut und böse unterscheiden kann. Das es ihm egal ist ob da jmd stirbt oder nicht. Und die Ärzte hätten zu ihm gesagt das es unfair sei eine Beziehung zu führen wo er doch keine Liebe empfinden kann?! Ich bin gerade nur am weinen. Auch das macht ihm nichts aus, damit kann er nichts anfangen. Auf die Frage ob er mich evtl trotzdem kurz in Arm nehmen könnte meinte er: nein, das geht nicht. Er kann damit nichts anfangen.
Der Mann den ich über alles liebe, sitzt bei mir im Wohnzimmer und ist irgendwie doch nicht mein Mann. Ich liege jetzt weinend in meinem Bett und wünsche mir einfach nur eine Umarmung von ihm, aber er kann es nicht. Es tut sooooooooooo doll weh!!! Ich möchte stark sein! Ich liebe ihn momentan auch stark genug für uns beide, aber wenn er nicht weiß ob er mit mir weitermachen möchte?? Gibt es irgendeine Stelle an die sich Angehörige von PTBS Patienten wenden können? Ich glaube ich werde Hilfe brauchen! 😭😭😭😭

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