Frage nach Suizidmethoden in der Therapie

Begonnen von hardworking fool, 21 Juni 2017, 10:33:20

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hardworking fool

Hallo!

Was mich wirklich interessieren würde ist die Frage nach Suizidgedanken im Rahmen der Therapie. Täusche ich mich oder ist die Frage; "Haben Sie Selbstmordgedanken?" gewissermaßen Standard?
Obwohl? Ich kenne mittlerweile 3 Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie. 2/3 davon haben mir die Frage nicht gestellt.

Wie schaut es aber nach der Frage nach konkreten Plänen aus? Oder anders herum gefragt, ist das noch normal, wenn eine Therapeutin fragt: "Wie wollen Sie sich denn umbringen?," dir Antwort aber dann völlig unkommentiert stehen lässt?

Liebe Grüße
Fool

Ina

Hallo Fool,

dass Therapeuten und auch Psychiater nach Selbstmordgedanken fragen, ist wohl Standard.

Die Frage "Wie würden Sie das denn machen?" sollte ich ebenfalls beantworten und nachdem ich meine damalige angedachte Vorgehensweise geschildert habe, war "Mh-mm, ja..." – begleitet von einem Nicken (Klischee erfüllt^^) – die einzige Reaktion. Was sollte ein/e Therapeut/in aber auch dazu sagen? Dass er / sie die Methode für sicher hält oder eher meint, dass das so nicht funktionieren kann, wird man wohl nicht zu hören bekommen. Zu viel Anteilnahme und Mitgefühl wäre wahrscheinlich auch nicht gut, da es sehr polarisierend wirken kann. "Es" aus Rücksichtnahme oder weil man ein schlechtes Gewissen hätte, nicht zu tun, ist nicht Sinn der Sache (wobei es bei manch einem vielleicht doch Sinn machen würde, um zumindest ein bisschen Zeit zu überbrücken, bis der- / diejenige etwas stabiler ist). Sich in seinen Plänen bestärkt zu fühlen schon gar nicht.

Mein erster Therapeut sagte mal (nicht in Zusammenhang mit dieser Frage): "Ich könnte es verstehen, wenn sie sich schon längst umgebracht hätten.". Ich habe mich dadurch verstanden, aber nicht in meinem Vorhaben bestärkt gefühlt, denke aber, dass eine solche Aussage bei jemand anderem ganz andere Auswirkungen haben könnte. Finde ich von daher nicht besonders "geschickt".

Ich vermute, genaueres Nachhaken dient einfach nur dazu, herauszufinden, ob es "nur" Gedanken sind oder tatsächlich schon ein geplantes Vorhaben ist, also wie konkret / akut / ernst die Lage wirklich ist.

Was für eine Reaktion hättest Du Dir von Deiner Therapeutin gewünscht bzw. besser gefunden?


Liebe Grüße

Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

hardworking fool

Hallo Ina,

danke für deine Rückmeldung. Eigentlich war ich nur neugierig wie das bei anderen so ist.

Was für eine Reaktion ich erwartet habe? Gute Frage. Allerdings weiß ich jetzt nicht wirklich wie ich sie beantworten soll, ohne gegen die Forumsregeln zu verstoßen. Vielleicht hätte ich eine genauere Rückfrage bzgl. des "wie?" erwartet. Keine Ahnung.
Wenn ich ehrlich bin... Ich glaube, dass meine Therapeutin am Montag viel zu sehr mit der Frage beschäftigt war ob sie mich nicht doch einweisen sollte, um irgendetwas kommentieren zu können. Und der Grund warum sie es nicht getan hat ist eigentlich banal. Glücklicherweise war es mir gelungen sie davon zu überzeugen, dass im Moment keine akute Gefahr ist - weil ich momentan nicht an dem Ort bin den ich mir ausgesucht habe. Das klingt vielleicht irre (ist es auch), aber sie weiß welche Bedeutung dieser spezielle Platz für mich hat. Und ich könnte mich nie zu Hause umbringen, da ich um jeden Preis verhindern wollen würde, dass mich mein Sohn findet.

Manchmal frage ich mich ja schon. Es heißt immer, wenn man einen Menschen auf Suizidpläne anspricht würde man ihn keineswegs erst auf den Gedanken bringen... Ich weiß nicht, ob das wirklich in jedem Fall stimmt. Bei mir war es so, dass ich vor der Therapie wirklich bescheuerte Risiken eingegangen bin - offensichtlich das Produkt einer gewissen Todessehnsucht. Aber erst als ich konkret danach gefragt wurde und im Brustton der Überzeugung sagte "Natürlich denke ich nicht an Suizid. Ich kann mich gar nicht umbringen weil ich noch gebraucht wurde" fing ich an darüber nachzudenken und konkrete Pläne zu schmieden.
Genauso seit Montag. Zwar hatte ich über die Methode durchaus schon nachgedacht, aber seit dieser Frage denke ich darüber nach, wie ich die Methode verbessern könnte, sozusagen narrensicher machen. "Fool-proof!"

Allerdings habe ich am Montag auch begriffen, dass so konkret meine Selbstmordgedanken auch sein mögen, die Tatsache bestehen bleibt: Ich will gar nicht sterben. Ich kann nur nicht aufhören darüber nachzudenken wie ich mich am besten töten kann.
Und deshalb bin ich meiner Therapeutin unendlich dankbar, dass sie anfangs einen Anti-Suizidvertrag von mir verlangte.  I may be a fool - but I always keep my promises.

Alles Gute!

Fool

hardworking fool

PS: Den Suizidvertrag habe ich allerdings nach eigenem Gutdünken umformuliert. Soviel Selbstachtung hatte ich dann doch noch, dass ich die Entscheidung über Leben und Tod nicht von einem banalen Formblatt abhängig machen wollte.


hardworking fool

Es ist irgendwie absurd. Meine Therapeutin fragte mich in der letzten Sitzung wie ich mir mein Leben (wieder) nehmen könne. Gemeint war, was ich tun müsse um wieder wirklich zu leben. Die Frage war also durchaus lebensbejahend gemeint. Tatsächlich denke ich seitdem aber nur noch über effiziente Methoden nach.

Ich hasse es, wenn ich meine Gedanken nicht kontrollieren kann, wenn ich nicht mehr ich selbst bin, nicht nach meinen eigenen Wünschen handle - aber so sieht nun einmal mein komplettes Leben aus. Ich weiß nicht, was ich will, was ich brauche, was ich gerne hätte.

Wenn ich nur wüsste wer ICH bin!

LG Fool

PS: Hallo Amins. Ich weiß nicht, vielleicht wäre es besser diesen Thread zu löschen. Ist doch alles nur irres Geschwafel.


-Sachmet-

Moin Fool,

in der Hoffnung, dass es jetzt doch nicht gleich gelöscht wird, so irre finde ich die Fragestellung nämlich nicht, hat deine Therapeutin doch jetzt vielleicht geschafft, ob so beabsichtigt oder nicht, etwas zu konkretisieren? Wie leben? Wie sein? Eventuell ist es ja garnicht so verkehrt, dass dein Kopf jetzt erstmal wieder seine gewohnten Schienen befährt, effiziente destruktive Lösung, weil er die vielleicht einfach gut kennt? Da du dich aber mit diesen Gedanken doch in einen Austausch wagst, besteht ja die Möglichkeit, mit der Zeit einen anderen Weg ins Dickicht zu suchen? ;c)
Bezüglich der Frage, dir dein Leben "wieder" zu nehmen, hattest du denn schon, wenn auch vielleicht lange her, einen Plan oder eine Idee von dir und deinem Leben?

Ich bin jetzt auch schon 43, habe mein halbes Leben eigtl nur destruktiv gelebt, nichts erreicht, aber so nach und nach doch Ideen entwickelt, zwar scheitere ich regelmässig an mir, aber ich sehe es inzwischen recht locker, schliesslich lebe ich noch ;c) und an sich bin ich mit der Idee von meinem Ich recht zufrieden, auch wenn es nicht so läuft, wie ich es mir so ausmale.

Im geistigen Rucksack habe ich auch "meine" konkrete Ausstiegstheorie, mit Ort, Methode etc, Plan Z sozusagen, sollten alle anderen Pläne durchs gesamte Alphabet inklusive Umlauten und Sonderzeichen doch an die Wand fahren. Das ist für mich einfach extrem beruhigend und Stütze.

Liebs Grüssle

Sachmet
Es gibt andere Welten als diese

nubis

Zitat von: hardworking fool in 21 Juni 2017, 22:15:03
PS: Hallo Amins. Ich weiß nicht, vielleicht wäre es besser diesen Thread zu löschen. Ist doch alles nur irres Geschwafel.

Keine Sorge: da hatten wor schon ganz andere 'Irre' hier ;-)

Ich finde die Beiträge jedemfalls keinesfalls als 'Geschwafel' und gedenke nicht etwas zu löschen - es sei denn, du möchtest es aus persönlichen Gründen explizit.

Dafür musste ich da schon etwas grinsen:
Zitat von: -Sachmet- in 22 Juni 2017, 07:30:24
Im geistigen Rucksack habe ich auch "meine" konkrete Ausstiegstheorie, mit Ort, Methode etc, Plan Z sozusagen, sollten alle anderen Pläne durchs gesamte Alphabet inklusive Umlauten und Sonderzeichen doch an die Wand fahren. Das ist für mich einfach extrem beruhigend und Stütze.

So geht es mir auch :-) ....denke auch, so ungewöhnlich ist das nicht, so ein 'Notfallplan für wenn gar nichts mehr geht'.

Ich hatte mal in einer Anwandlung von 'du-brauchst-das-nicht-!' meinen Notfallplan entsorgt - und habe (abgesehen davon, dass ich es noch 2 mal aus dem Müll gefischt, hin- und hergerissen angeglotzt und schließlich doch weggeworfen habe) habe ich mich so unwohl und unsicher gefühlt, dass ein neuer 'Notfallplan' mit neuen Mitteln entstanden ist ...der jetzt geduldig im Keller der Dinge harrt, die da kommen mögen.

Es beruhigt einfach, es dort zu wissen - und vielleicht ist seine Aufgabe damit auch schon erfüllt :-)
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

hardworking fool

@Nubis: Nöö, nicht aus persönlichen Gründen. Ich war mir nur nicht sicher, ob diese Diskussion in diesem Rahmen sinnvoll ist. Ihr habt mich allerdings mittlerweile vom Gegenteil überzeugt.

@Sachmet: Ja, ich hatte einen Plan und ich habe ihn auch gelebt. Jahrelang habe ich darauf hin gearbeitet mir diesen Wunsch zu erfüllen - und als ich mein Ziel erreicht hatte merkte ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. 10 Jahre lang lebte ich so glücklich und zufrieden im Bewusstsein das erreicht zu haben was ich wollte und tat wovon ich immer geträumt habe - und was ich mit Abstand am besten kann.
Leider muss man aus Träumen manchmal auch aufwachen.

Was den "Notfallplan" anbelangt. Vielleicht hatte Nietzsche doch gar nicht so unrecht. "Der Gedanke an Selbstmord hilft einem durch manch schlimme Nacht." Eine Zeitlang habe ich das Problem eher philosophisch betrachtet, im Augenblick beschäftigt mich die technische Seite, die praktische Umsetzung. .... Ich schätze mal, dass das nicht wirklich das war, was meine Therapeutin mit ihrer Frage beabsichtigt hat. ^^
Einigermaßen beruhigend finde ich jedoch, dass ich auf eine Frage bisher noch keine befriedigende Antwort gefunden habe: Warum willst du dich umbringen?
Auch auf die Frage, "Warum denkst du ständig über Selbstmord nach?", habe ich noch keine zufriedenstellende Antwort gefunden. Was ich dann doch eher verstörend finde.

Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag!

LG Fool 

Felidae

Nur ein kleiner Tipp am Rande - man könnte doch auch umsteigen aufs chinesische Alphabet, da gibt's wesentlich mehr Möglichkeiten als beim deutschen.

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Liebe Fool, darf ich Dich an dieser Stelle eine Frage fragen (nicht ganz uneigennützig) - Ich weiß nicht, wie alt Dein Sohn ist, aber angenommen, ER erzählt Dir eines Tages von seinen eigenen Selbstmordplänen und gesteht Dir, seiner Mama, dass er ständig über Selbstmord nachdenkt. Wie würdest Du reagieren oder was würdest Du tun?

lg
Feli

hardworking fool

@Felidae: Gute Frage! Auch wenn ich im Augenblick nicht verstehe, inwiefern sie dir nützt.

Falls mein Sohn mir gegenüber Suizidgedanken äußern würde, würde ich das auf alle Fälle sehr ernst nehmen. Ich würde versuchen mit ihm darüber zu reden, seine Gründe erfragen, schauen ob es vielleicht andere Lösungen gibt. Wahrscheinlich würde ich ihm auch erzählen wie das bei mir war und warum ich es nicht getan habe.
Falls ich den Eindruck hätte, dass meine Hilfe nicht ausreicht, würde ich versuchen ihn davon zu überzeugen, dass er therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen soll.


Felidae

@ Fool

Ok.. vielen Dank für Deine Antwort! :)

hardworking fool

@Felidae: Ich verstehe immer noch nicht so richtig was du mit deiner "nicht ganz uneigennützigen Frage" bezwecken wolltest. Nur noch ein kleiner Nachsatz: Ich würde keinesfalls so reagieren wie meine Mutter. Nämlich gar nicht.

nobodyisperfect86

Hallo Fool,

meine eigene Erfahrung nach wurde ich jedes Mal danach gefragt, ob ich suizidale Gedanken und/oder Absichten hätte. Dazu muss man aber auch erwähnen, dass bei 3 von 5 stationären Aufenthalten bei mir ein Suizid-Versuch vorausgegangen war. Daher fragt mich das jeder Therapeut oder Arzt danach, wenn er die Diagnosen und Berichte meiner Krankengeschichte gelesen hat. Zudem kam dann immer die Frage, ob ich den Versuch nachträglich bereuen würde. Darauf meinte ich wahrheitsgemäß, dass es bei mir darauf ankommt, wie es mir geht. Wenn ich schlechte Phasen haben, dann finde ich es schade das es nicht geklappt hat und geht es mir einigermaßen gut bin ich froh, dass er nicht geklappt hat.

Und schon mal Entschuldigung für meine schlechte Grammatik und Rechtschreibung.

Gruß

nobodyisperfect

hardworking fool

Hallo Nobodyisperfect,

das ist eben das was mich wundert. Mich hat nur eine einzige Ärztin je nach Suizidgedanken gefragt - und selbst die hat die Frage nie wiederholt und fiel aus allen Wolken als ich ihr später davon erzählte.

Also ich persönlich bin froh, dass es bei dir nicht geklappt hat und ich hoffe, dass du das dauerhaft genauso siehst. Tu mir aber bitte einen Gefallen. Entschuldige dich nicht mehr für sprachliche Fehler.
1. gibt es viele die weit mehr Fehler machen
2. wer hier einen Fehler findet kann sich freuen und darf ihn behalten
3. dadurch bringst du die Leute erst dazu danach zu suchen

Ich finde sowieso, dass das, was man schreibt, wichtiger ist als das, wie man es schreibt. Aber ich bin halt auch kein Deutschlehrer.

Danke für deinen Beitrag!
Fool

Topolino

Also, ich habe ja mehrere Psychiater, Pychotherpeuten und auch meine HÄ durch.

Mich haben ALLE auf meine Suizid Gedanken direkt angesprochen und bei jedem musste ich entweder in die Hand oder schriftlich versprechen dass ich mir Hilfe suche wenns soweit ist. Bis auf der HÄ war dies mit einem Wort erledigt diese hat aber nachgebohrt und mir nich so ganz geglaubt- hmmm...,

Nur meine Thera bei der ich gelandet bin, ist dies verbal noch nicht auf den Tisch gekommen habe zwar zig Fragebögen ausgefüllt wo auch diese Frage auftrat und ich mit Ja beantwortete, aber außer bei der vorletzten Sitzung kam dies nie aufn Tisch. Und da auch nicht direkt, sondern nur als sie mich fragte was ich möchte und ich antwortete "nur noch Ruhe, nichts mehr fühlen, hören, riechen od. Handeln müssen" meinte sie nur @dann wären sie Tod und dabei kann sie mir nicht helfen.

Das wars dann auch. Dies alles hat sich wie ihr ja wisst in den letzten Monaten so ereignet. Dran denken tue ich nach wie vor, auch gibt es einen Plan aber sonst