Abgewiesen

Begonnen von Alias, 28 März 2017, 07:05:32

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Alias

Hallo,

Der Gedanke sich Hilfe zu suchen,  hat sich bei mir über Monate manifestiert. Wie bestimmt viele verstehen, kostete es mich sehr viel Überwindung meinen Hausarzt unter Tränen nach Hilfe zu bitten. Und zwar in völlig unverschnörkselten und klaren Worten. 
Es wurde mir weder eine Telefonnummer noch eine Anlaufstelle vermittelt. Auch keine Überweisung zum Fachmann oder entsprechenden Angeboten.
Er fragte mich hingegen ob ich eine krankschreibung bräuchte. Im Kopf entgegnete ich: ich brauche jetzt gerade Hilfe und keinen bedruckten zettel ohne weiteres prozedere.
Und möge das auch überempfindlich meinerseits sein, ich fühlte mich nachdem ich mir ein Herz gefasst hatte, abgewiesen und allein gelassen. Entblößt und beschämt weil ich mich grundlos geöffnet hatte und Probleme zugegeben hatte.

Ich habe zunehmend das Gefühl einzig meine geliebte Tochter und mein sehr verständnisvoller Mann halten mich davon ab, mein Leben zu beenden.
Und das erscheint mir zunehmend egoistisch.

PS: ich weiß ehrlich nicht was ich hier erwarte. Vielleicht geht es mir nur darum mich ein wenig zu entmüllen.

Ich wünsche jedem einen sonnigen Tag.
Vor wenigen Wochen sagte ein geistig gelehrter Mann (ich bin völlig ungläubig) im Beisein meines zu Hause verstorbenen Vaters: nehmt die sonne als sonne an.
Ich verstehe das bis heute nicht.
*Und warum mir das jetzt kommt, weiß ich nicht*

Liebe Grüße

hardworking fool

Hallo Alias,

das ist doch schon mal ein guter Ansatz. Hier ist wirklich ein guter Ort, die Seele mal ein bisschen zu entrümpeln.

Ich finde es sehr stark von dir, dass du dir Hilfe suchst. Schade, dass dein HA so wenig Verständnis gezeigt hat. Zum Facharzt kannst du aber auch ohne Überweisung gehen. Wenn du Suizidgedanken hast, solltest du das auch unbedingt tun.

Das Zitat ist schwierig. Vielleicht meinte er, dass man manchmal die Dinge einfach so akzeptieren soll wie sie sind.

Wie auch immer. Auf alle Fälle herzlich willkommen hier im Forum.

LG Fool

Alias

Danke für die schnelle und ermutigende Antwort.
Das mit dem stark sein, ist wirklich lieb und mit Sicherheit aufbauend gemeint... und jetzt bitte nicht falsch verstehen. Aber kennt irgendjemand das Gefühl, ständig so ein Lob zu hören und innerlich zu denken: nein. So stark wie du denkst bin ich nicht. Du weißt nicht wie ich abends zu hause sitz und an mir und allem zweifel.
Ich denke das rührt bei mir daher, dass ich als junge Mama in vollzeit eine Ausbildung abgeschlossen habe und seit ca. 1 jahr vollzeit im gelernten Beruf arbeite. Meinen Haushalt führe und trotzdem noch sehr bedacht darauf bin, genügend Zeit für meine kleine zu haben.
Weil alle erwartet haben, dass das so nicht funktioniert waren bekannte und verwandte sehr "beeindruckt" und "voller respekt".
Ich führe ein voll leistungsorientiertes leben. Komplimente beziehen sich nur noch auf Leistung.
Aber um ganz ehrlich zu sein, möchte ich mich nicht länger über Leistung definieren. Das gibt mir nichts mehr.

Ja ich zähle zu den Menschen die abschweifen... sorry ;)

hardworking fool

Hallo Alias,

vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich meinte das mit der Stärke anders. Viele kennen das Gefühl, dass ihnen alles über den Kopf wächst und sie eigentlich nur noch "funktionieren." Aber die wenigsten tun etwas dagegen.

Ich persönlich fand es viel schwieriger zuzugeben, dass ich ein Problem habe als irgendwie weiter zu kämpfen. Von selbst wäre ich auch nie zu einem Arzt oder Psychologen gegangen. Dass ich nicht mehr konnte, brachte mich nur dazu noch härter zu kämpfen und mich noch tiefer in die Sch**** hineinzureiten.

Wenn mir damals nicht meine Chefin die Pistole auf die Brust gesetzt hätte und mich gezwungen hätte mir Hilfe zu suchen ... wer weiß, ob ich dann heute noch hier wäre.

Klingt zwar bescheuert, aber es gehört viel Kraft dazu die eigene Schwäche zu akzeptieren. Der Schritt hinaus aus der Mausefalle ist sogar noch schwieriger.

Alles Gute!
Fool

Alias

Ich versuch mir die Pistole selbst aufzusetzen. Meine kleine Familie darf nicht unter meinen Problemen leiden.
Aber die "abfuhr" meines Hausarztes hat mich sehr entmutigt und zurückgeworfen. Ich hab ihn ja quasi ergebnislos angebettelt  ... 
Ich habe jetzt eine Therapeutin der Region  direkt per email kontaktiert und werde mal die Antwort warten.

Vielen lieben Dank...

hardworking fool

Ich drücke dir ganz fest die Daumen. Aber sei nicht zu verletzt, wenn du dir auch bei der Therapeutin eine Abfuhr einhandelst. Leider sind die meisten Therapiepraxen völlig überlaufen und einen Platz zu finden kann unter Umständen sehr lange dauern.

Möglicherweise ist es besser, es per Telefon zu versuchen.

Viel Erfolg!

Fool

Gast1988

Hallo Alias,

ich habe so eine ähnlich Situation erlebt. Ich habe heute meinen ganzen Mut zusammen genommen, bin zum Arzt gegangen und habe geschildert, dass ich nur noch müde sei und unter Tränen das ganze nicht mehr schaffe mit Überstunden. Antwortet er pampig, er habe eine 60 Stunden-Woche und wieviele ich überhaupt mache.

Im Gespräch kam heraus, dass die Depression von meinem Job herrührt und er mir jetzt eine AU-Bescheinigung bis nächste Woche ausstellt, um durchzuatmen und mir Zeit zu verschaffen, um Bewerbungen zu schreiben. Ist nur etwas schwierig, wenn der Selbstwert gerade ein wenig im Keller ist. Irgendwie kam es auch so rüber, dass eine Behandlung gegen Depression viel Bürokratie mit sich bringt und sich das gar nicht lohne. Ich komme mir jetzt vor wie ein Simulant und Weichei.

Irgendwie finde ich es aber gerade erleichternd, dass nicht nur mir so etwas passiert ist und wünsche dir viel Erfolg.

Felidae

Hallo zusammen, 

als ich damals meinem HA von meinen Depressionen erzählte, meinte der nur ganz entgeistert, dass ich doch alles habe, was man sich so wünschen kann und dass ich mir mal besser positive Gedanken darüber machen soll, wie schön das leben doch ist *spookie*

Als ich iwann versuchte, mich meiner oma anzuvertrauen, sah diese es als persönliche beleidigung und versagen ihrerselbst an, weshalb sie mein Problem einfach abstritt.

Selbst mein psychodoc .. *bitterlach* ok nee, komm einfach zum forumstreffen, dann erzähl ich den rest.

Alias

Propagiert wird ja mittlerweile folgendes:
Depressionen u.ä. sind heute voll anerkannt, gesellschaftlich akzeptiert und kein Grund mehr sich zu schämen oder zu verstecken.

Schade, dass das mit vielen Erfahrungen von Betroffenen kollidiert. Vermutlich reagieren die meisten Anlaufstellen... ob Arzt oder SelbsthilfeGruppe etc. aber richtig.

Traurig sind die negativen Erlebnisse ja vor allem deshalb, weil viele sehr lange für den ersten Anlauf brauchen, noch länger für einen Zweiten oder aber eine solche Reaktion das Zünglein an der Waage sein kann... vll sogar ein Triggern mit verheerenden Folgen.
Und dabei geht es dann nicht um Schuldzuweisung.
De facto muss jeder Patient erwarten dürfen, dass ihm gerecht begegnet wird.

Liebe grüße

Schnellantwort

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