Reha bei Depressionen - Erfahrungen?

Begonnen von LostSoul, 06 Januar 2017, 10:17:35

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

LostSoul

Meine Psychiaterin hat mich gestern gefragt, ob denn auch eine Reha für mich in Frage kommen würde. Ich hab nicht wirklich drüber nachgedacht und einfach ja gesagt. Hatte von euch schon mal jemand eine Reha? Bringt es etwas? Und wie lange geht sowas? Ich hab eigentlich nicht wirklich Lust darauf über einen Monat von zu Hause weg zu sein, das würde mich total aus der Bahn werfen. Also wenn ihr Erfahrungen damit habt, dann her damit.  ;)

LG LostSoul

Crying Angel

Hallo LostSoul,

Ich war vor 5 Jahren das letzte mal in psychosomatischer Reha.
Ich habe von der Rentenversicherung erstmal 4 Wochen genehmigt bekommen und würde dann bei mir auf 6 Wochen verlängert, ist aber bei jedem anders.
Ich habe in der Reha gelernt, meine Grenzen zu testen, zu erfahren, wie belastbar ich bin. Ich habe gelernt auf mich zu achten und mit Skill um zu gehen. In der Einzeltherapie konnte ich anfangen, meine Probleme zu bearbeiten.
Ansonsten hat man in der Reha meist auch Einzelgespräche, Gruppentherapie, Bewegungstherspie, evt. Gestaltung-/Ergotherapie und noch weitere Anwendungen je nach Klinik und Patient.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen, wenn du noch Fragen hast, dann frag ruhig!

Lg Michi
Auch kleine Veränderungen können glücklich machen ;)

LostSoul

Hey Crying Angel.

Danke für deine Antwort. Da weiß ich schon etwas besser bescheid jetzt. Hab mir unter einer Reha oder Kur immer etwas anderes vorgestellt, aber das kommt dann wohl auch auf die Krankheit an, weswegen man dort hin geht.
Was genau ist an der Reha aber nun der Unterschied zu einem Psychiatrie Aufenthalt? Und kann man am Wochenende heim oder ist man wirklich ganze 6 Wochen am Stück weg von zu Hause? Ich bin halt jemand, dem es schwer fällt, aus seinem gewohnten Umfeld gerissen zu werden. Mir ging es damals (gut da war ich auch erst 13) auch schon extrem schlecht, als ich "nur" 2 Wochen in der Psychiatrie war und bin dann vorzeitig entlassen worden, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe.

LG LostSoul

Crying Angel

Hallo LostSoul,

Der Unterschied liegt einmal beim Kostenträger und es wird versucht deine Belastbarkeit zu testen.
Also man ist auch an den Wochenenden in der Klinik.
Wie gesagt, die Dauer hängt von der Bewilligung ab, du kannst aber z.B. mitbestimmen, ob du eine Verlängerung möchtest oder nicht.

Lg Michi
Auch kleine Veränderungen können glücklich machen ;)

Sonnenschein

Moin, LostSoul!

Ich war im Herbst 2010 zur Reha, in Bad Wildungen, für 6 Wochen.
Es war die Hölle. Mir geht es da, wie dir. Nicht aus der gewohnten Umgebung raus und schon gar nicht so lange!!!
Ich hatte ein mal die Woche ein Einzelgespräch und zwei mal die Woche Gruppengespräche. Von den 12 Gruppengesprächen, habe ich an zwei teilgenommen. Also, nur die erste Woche. Es zog mich nur noch mehr runter, auch noch das Leid der anderen mit in mein Päckchen dazu zu packen. Ich habe genung eigene Sorgen.
Nach zwei Wochen Einzelgespräch, sagte mir die Psychologin, dass die Traumata so tiefgründig sitzen,das das in der Reha nicht möglich ist zu "heilen", das soll ich ambulant zu Hause machen, in einer Langzeitpsychotherapie.
Ich musste trotzdem die restlichen 4 Wochen dort bleiben,sonst müsste ich die Kosten dafür übernehmen.
Das einzig positive an der Reha waren, Die Bäder, die Massagen, die Moorpackungen und ich habe nette Leute kennengelernt.
Diese ganzen Anwendungen, wie Bewegungstherapie, Nordic Walking, PMR, Autogenes Training, Ergometer fahren und noch diverse anderen "Therapien", habe ich nur sporadisch mitgemacht.

Ich hoffe, ich muss nicht nochmal zur Reha.

Liebe Grüße

S

LostSoul

Hmm, das schreckt mich dann ja schon wieder ab. Vorallem weil ich eben ein Mensch bin, der schlecht allein in einer neuen Umgebung sein kann, und dann auch noch wochenlang von zu Hause weg. Stell es mir sehr schwer vor. Vielleicht wäre ja, wenn die Therapieangebote dort eh ähnlich sind, eine Tagesklinik doch die bessere Lösung für mich. Denn wenn man nicht mal sagen kann, dass man abbricht, ohne alles bezahlen zu müssen, dann macht mir das schon wieder Angst...
Danke trotzdem für eure Antworten Crying Angel und Sonnenschein.

LG LostSoul

melj.

Man kann auch ambulant Reha machen.

Reha ist eher dafür da seine Belastbarkeit und Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen

LostSoul

Das ist dann aber eher eine Tagesklinik, wenn man ambulant Reha macht oder?

Leah

Hallo LostSoul,

mich schickte die Krankenkasse 2007 zur Reha (war im Krankengeldbezug). Hatte zu der Zeit massive Probleme mit "unter Menschen sein", geschlossenen Räumen, überhaupt allein vor die Tür zu gehen. Außerdem war mein Sohn zu der Zeit 15, lebte in einer kriselnden Beziehung eben auch durch meine Erkrankung....mußte dort hin, sonst hätte ich kein Krankengeld mehr bekommen (wie soll das gehen alleinerziehend)...also alles ganz negativ, angstbesetzt...die Reha wurde soviel besser als ich dachte. Was da direkt an Therapien lief, Einzeltherapie, Gruppentherapie, Vorträgen, Entspannungssachen, Sport...das brauchte Zeit, bis es in Ansätzen wirkte...aber der Austausch mit den Mitpatienten (vornehmlich im Raucherpavillion), das Verständnis für alles das was zuhause "Macke, dämlich, unverständlich" war, war großartig und half sehr. Zu begreifen, zu sehen, zu fühlen...man ist nicht allein, man wird angenommen als der, der man ist...tat unheimlich viel, stärkte auf Dauer das Selbstwertgefühl. Leider hatte ich dann beim Sport einen Achillessehnenriss und mußte die Reha abbrechen und war traurig darüber (obwohl ich zuvor alles versuchte, da nicht hinzumüssen). Ende 2007 war ich dann noch mal da zur Reha, habe mich darauf gefreut. Therapiemäßig waren Veränderungen ( es kommt immer auf den Therapeuten an), vieles was in Vorträgen gesagt wurde oder bei der, ich weiß nicht mehr genau wie das hieß...war z.B. bauen sie sich einen sicheren Ort...als man ihn gebaut hatte, sollte man die Vor und Nachteile des Ortes nennen...jedenfalls die Erkenntnisse die man bei der Therapie zog, kamen einem erst  später zuhause wieder hoch (teilweise heute noch) und man konnte reflektieren, was ändern etc. Ich habe dort viele liebe Menschen getroffen, mit einigen stehe ich noch heute im Kontakt. Für mich war die Reha gut, sinnvoll und es hat mich weitergebracht.
Tagesklinik...sollte ich auch mal hin, später dann...wollte ich nicht. Für mich hätte das nur mehr Stress bedeutet, mein Leben zuhause muß ja auch weiterlaufen...habe von Leuten gehört die in der Tagesklinik waren, denen half es nicht, war nur Mehrbelastung.
In der Reha fand ich gerade gut, nach der Therapie Zeit für mich zu haben. Also eben auch mal einen Abend nur im Bett zu liegen oder rauszugehen. Ganz nach meinen Bedürfnissen, ohne Rücksicht nehmen zu müssen auf Kind und Partner.
Liebe Grüße Leah

masa

Hallo Lost..,
jeder kann Dir hier positives und negatives berichten. Ich war bis jetzt einmal in einer Psychatrie in Königstein, wegen Suizit und das 11 Wochen. Dann 8 Wochen in einer Psychosomatischen Klinik in Bad Bergzabern, 5 Wochen in einer Psychosomatischen Klinik in Bad Nauheim. Dann war ich noch 16 Wochen in einer Psychosomatischen Tagesklinik in Bad Kreuznach. Gerade bin ich auf der Suche nach einer Psychosomatischen Klinik, die auch was von Fibromyalgie versteht.
Es kommt viel auf Dich an, ob der Aufenthalt Dir was bringt. Du solltest Fich auf die Therapie einlassen und mitmachen. Klar ist es nicht einfach, z.B. in einer Gruppe seine Probleme zu erzählen, oder deren Probleme zu hören. Dem einen liegt das, dem anderen nicht. Hier ist es ähnlich einer Gruppentherapie. Einer erzählt von deinrn Problemen und die anderen versuchen mit ihren Erfahrungen zu helfen. Dort ist allerdings ein Therapeut dabei, der die Gespräche leitet. Oft ist es auch in Gruppengesprächen so, das der Therapeut das Thema vorgibt und die Patienten diskutieren darüber. Es wird niemanden gezwungen da mitzumachen. Man sollte aber schon hingehen, alleine um zu zeigen, das man den Willen hat etwas in der Reha zu erreichen.
Es gibt aber auch unterschiede zu Kliniken. Vielleicht hilft auch mal auf www.klinikbewertungen.de zu schauen. Da sollte man aber nicht alles glauben was da so steht.
Ich freue mich auf die nächste Klinik. Da ich keine Reha mache (da ist der Kostenträger die Rentenversicherung ) und deshalb auch keinen Rehssntrag stellen muss. Kann ich mir eine Klinik aussuchen und meinem Therapeuten und Psychater zeigen. Wenn die einverstanden sind, bekomme ich von dem Psychater eine Einweisung und das muss/solldann die Krankenkasse genehmigen. Die Barmer GEK hat mir noch nie was abgelehnt.
Dir gebe ich den Rat, das Du mal nach einer Tagesklinik in Deiner nähe suchst. Du wohndt nicht zufällig in der nähe von Bad Kreuznach, da ist eine DRK-Tagesstätte die richtig gut ist.
Lg Martin