Kein Mitgefühl mehr...

Begonnen von LostSoul, 02 Januar 2017, 13:45:55

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LostSoul

Hey ihr..

Wie ihr ja sicher mitbekommen habt, gab es in Istanbul zu Silvester einen Anschlag. Allgemein 2016 gab es ja mehr als genug solcher Terroranschläge in verschiedenen Ländern. Aber irgendwie berührt mich sowas überhaupt nicht mehr. Ich fühl mich irgendwie schlecht deswegen, als sei ich ein gefühlskalter Klotz, dass es mir so egal ist wenn unschuldige Menschen sterben. Aber irgendwie ist es mir einfach egal. Ich lese die Nachricht oder schaue es im Fernsehen und denke mir nur: Naja mal wieder etwas passiert, ist ja nichts neues mehr. Und ein paar Sekunden später hab ich es schon wieder vergessen und denke gar nicht weiter drüber nach, während die meisten Leute ihre Trauer bekunden und betroffen sind.. Ist mit mir irgendwas nicht richtig, weil ich so denke, oder geht es euch auch so?

LG LostSoul

Angst

Hallo LostSoul,

ich weiß nich ob du es gelesen hattest, aber als es hier in Berlin gewesen is, ging es mir ähnlich:

Zitat von: Angst in 20 Dezember 2016, 12:49:28
Ich frag mich warum mich der Vorfall von gestern nich sonderlich mitnimmt...
Also versteht mich nich falsch, mir tun die ganzen Opfer und deren Angehörige leid, selber habe ich mich ja auch umgehört, man macht sich ja sorgen um Freunde, Bekannte und Familie.
Vllt dringt es nich so dicht ran, weil ich schon seit Monaten mit den Gedanken spiele, dass es nich mehr lang dauert bis es die Hauptstadt erreicht...
Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich gestern und auch heute nich 100% davon überzeugt bin, dass es 'so ein' Anschlag wa... Ja der Täter soll ein Flüchtling sein, aber nich jeder von ihnen is fmfleich ein islamistischer Terrorist. Vllt wurde ja nur sein Antrag abgelehnt und er drehte durch.. Es wurden ja weder Schüsse abgegeben noch schrie irgendwer was auf arabisch..
Ich mag diese Medienpanikmache nich, aber es wird noch viel schlimmer kommen...

Das in der Silvesternacht was in Istanbul passiert is, habe ich zB nur am Rand mitbekommen, gestern kurz in den Nachrichten. Ja was soll ich dir sagen, es berührt nich mehr, vllt wirklich weil es sich häuft und man es ja 'kommen sieht' und wenn ich ehrlich bin, auf Berlin hab ich schon ne ganze Weile gewartet, dann als es passiert is... hm, ja dann wars halt da.
Ich kann verstehen dass du denkst du seist gefühlskalt, so geht's mir teilweise auch und ich hab es auch hinterfragt... is es wirklich so? Sind wir was das angeht empathielos? Ich bin mir nich sicher.. Als ich 2 Tage nachdem der LKW in den Weihnachtsmarkt is, durch die Stadt bin, wirkten viele Menschen auf mich auch eher 'normal und unberührt' als das sie schreckhaft oder gar ängstlich waren. Kla ich kann nur bis vorn Kopp gucken, aber das Verhalten seit dem Vorfall, hat sich in meinen Augen noch wirklich groß verändert und ich finde es heute sogar gut!

Alles Liebe, Angst
Jeder Mensch ist ein einmaliger Mensch und tatsächlich,
für sich gesehen, das größte Kunstwerk aller Zeiten.

~Thomas Bernhard~

hardworking fool

Man muss sich auch mal überlegen wie viele schreckliche Nachrichten jeden Tag auf uns einprasseln. Da stürzt in Bangladesh eine Fabrik ein, wir erfahren es brühwarm in der Tagesschau, in China entgleist ein Zug - schon sehen wir die Bilder im Internet, in Indien wird eine Europäerin vergewaltigt - die Zeitungen sind voll davon.
Früher hätte man vieles davon überhaupt nicht erfahren, aber heute heißt es nur noch "Bad News is good news."

Würde man nicht anfangen derartiges zu ignorieren, müsste man ja depressiv werden. ;-)

Wie wenig gefühlskalt wir wirklich geworden sind, merkt man sobald derartige Nachrichten etwas näher kommen. Der Anschlag in Istanbul hatte mich auch nicht so wirklich interessiert - aber gerade erhielt ich den Anruf einer Kollegin. Einer ihrer Freunde ist unter den Toten. Ich kannte ihn nicht und mit der Kollegin unterhalte ich ebenfalls kein sehr inniges Verhältnis - und trotzdem hat mich die Nachricht tief getroffen.

Alles in allem kann ich Angst also nur zustimmen. Ich finde es auch gut, dass wir gelernt haben gewisse Dinge auszublenden.
LG Fool

LostSoul

Danke für eure Antworten. Gut zu wissen, dass ich damit nicht alleine bin.
Das stimmt allerdings, heutzutage wird wirklich jeder Mist im Fernsehen berichtet, oft Dinge die uns hier in Deutschland gar nicht betreffen. Und in Zeiten von sozialen Medien wird das alles immer schlimmer und es kommt einem so vor, als gäbe es keinen Tag, an dem nicht irgendwas passiert.

Ich denke, es ist auch falsch, wenn man jeden Tag mit Angst durch die Stadt läuft und sein Leben nicht mehr so lebt wie vorher, wenn man sich nur noch Gedanken macht ob etwas passieren könnte. Dann haben die Terroristen das erreicht, was sie wollten. Wirklich berühren tut mich das ganze jedenfalls nicht mehr. Klar ist es schrecklich was passiert, aber dann müsste ich jeden Tag heulend in der Ecke liegen. Soviele Menschen, die jeden Tag an einer schlimmen Krankheit sterben oder einen Autounfall haben. Oder an Hunger sterben. Da würde man aus dem Trauern gar nicht mehr rauskommen. Deswegen lass ich das ganze lieber an mir abprallen. Klar, wenn man selbst betroffen ist sieht das wieder anders aus, aber ich denke egal durch was man einen lieben Menschen verliert, da wäre jeder traurig, ob es jetzt durch Terror passiert ist oder durch einen tragischen Unfall.

LG LostSoul

CynthiaIceQueen

Ging bei mir nicht anders, es ist auch schwierig da mit zu fühlen, du lebst da nicht und weißt nicht wohin dein Gefühl hingehen soll.
Ich lass es dann, mir noch weiter Gedanken zu machen. Mitfühlen durch ein Profilbild, fände ich auch nicht richtig, weil es sich nicht so anfühlt.
Es passiert soviel in der Menschheit, so schnell kannst du emotional nicht umschalten.
Weswegen ich mir eher Gedanken machen würde, wie distanziert ist man in der Nahen Umgebung.
Man kann sich ja nicht alles um den Hals binden.
Ich denke aber jeden kam ein kurzer Stiller Moment :"Oh" wenn man sich die Nachrichten Mal richtig angeschaut hatte :)