Mein Ende ist vorbestimmt?!

Begonnen von Lina92, 04 Dezember 2016, 19:23:59

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Lina92

Ich bin schon lange am Ende und habe mittlerweile das Gefühl, dass es irgendwie vorbestimmt ist. Muss es. Ich bin 24 Jahre alt und seit über 6 Jahren (eig eher 8) ist mein Leben für mich die absolute Hölle. Von außen betrachtet vielleicht nicht, aber innerlich bin ich schon lange tot. Seitdem ich 18 bin, habe ich mehrere Suizidversuche hinter mir, alle leider gescheitert. Danach wurde es irgendwie immer noch schlimmer.
Ich habe zwar einen Job (der mich jeden Tag noch mehr sterben lässt, falls das noch geht), habe einen Freund, mit dem ich gerade ein Haus gekauft habe, aber ich kann einfach nicht mehr. Habe meine Drillkohle inkl. Zubehör jederzeit bereit, um sofort loslegen zu können. Hätte ich in den letzten Tage gerne durchgezogen, aber mein Freund ist zurzeit noch zu Hause. Er weiss von all dem und lässt mich leider nicht. Also muss ich noch warten, bis er abends/nachts wieder weg ist.

Wie machen das bloss andere? Wie schaffen sie das alles zu bewältigen? Jeden Tag auf der Straße sehe ich Menschen, bei denen ich mich frage, warum sie so glücklich ausschauen.

Ich denken jeden Tag an die Arbeit, kann deswegen kaum schlafen, male mir die schlimmsten Szenarien aus und denke nur ans Sterben.

Bleibt mir denn was anderes übrig? Nein, ich denke nicht. Es ist mal wieder beschlossene Sache.

Warum können andere leben? Kann nie nachvollziehen, wie ein Mensch nicht jeden Tag ans Sterben denkt. Am liebsten würde ich nicht alleine gehen, aber mir bleibt wohl auch da nichts anderes übrig.

Mein Freund ist mir auch keine große Hilfe. Er wirft mir dauernd vor, dass ich gar nicht versuchen will, etwas zu ändern. Dass ich nur rumjammere, mich mal nicht so anstellen soll. Aber ich habe es wirklich versucht, jahrelang. Ich bin einfach am Ende. Und "einfach mal weitermachen", so wie er es immer möchte, geht nicht.

Warum hat nie jemand einfach Verständnis, wenn man einfach nicht leben kann? Mein Ende ist wohl wirklich vorbestimmt, ich soll und darf nicht leben und dem muss ich folgen.


hardworking fool

Hallo Lina,

verzeih mir, wenn ich das erst was mir in den Sinn kam, niederschreibe. Es soll wirklich nicht herablassend klingen, aber das erste was ich dachte war: "Oh Gott, sie ist noch so jung." --- Na bravo, nach diesem Anfang kann ich eh nichts mehr schreiben was schrecklich nach "alte Oma lässt junges Mädchen teilhaben an ihrem reichen Erfahrungsschatz" klingt. Glücklicherweise bin ich dann doch noch nicht so alt. :-)
Es ist noch nicht allzu lange her, da war ich genau an dem gleichen Punkt wie du heute. Die Frage lautete damals eigentlich nur noch wann, das wie und wo hatte ich längst entschieden.
Und noch eine Parallele: Ich meinte auch, dass ich schon längst gestorben sei. An sich war ich nur noch eine komische Hülle, die merkwürdigerweise irgendwie weiterlief, ohne dass ich darauf irgendeinen Einfluss zu haben glaubte. Wie ein Auto mit angezogener Handbremse dessen Motor so lange weiter läuft bis das Benzin alle ist.

Merkwürdigerweise war genau das die Überlegung die mich immer wieder davon abhielt, den letzten Schritt zu tun. Ich war überzeugt davon, dass mich früher oder später eine Autobahnbrücke "mitnehmen" würde. Ich würde gar nicht selbst aktiv werden müssen. Es war nur eine Frage der Zeit. So wie ich damals über die Autobahnen und Landstraßen gebrettert bin ist es tatsächlich ein Wunder, dass ich heute noch da bin. Russisch Roulette am Steuer - ohne Rücksicht auf Verluste.

Irgendwann wurde ich dann im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Therapie gezwungen. Lange Zeit dachte ich, das sei reine Zeitverschwendung. Ich war längst gestorben, man hatte nur vergessen mich zu begraben. Was sollten ein paar 50minütige Gespräche daran ändern?!??

Lange Zeit hat sich auch nichts geändert. Ich überlegte mir nur immer wieder neue Methoden meinem Leben ein Ende zu setzen. Meine Therapeutin fand das wahrscheinlich ganz schrecklich, aber sie hörte mir tapfer zu und brachte mich unbeirrt zum Nachdenken. Irgendwann merkte ich, dass ich anfing die Dinge ganz anders zu sehen.

Heute bin ich heilfroh, dass ich damals auf sture Menschen getroffen sind, die sich weigerten mich aufzugeben als ich mich schon längst auf der Müllkippe sah.

Ich will dir keine Vorschriften machen, oder dir gar befehlen am Leben zu bleiben. Es ist deine Entscheidung. Aber ich würde mich freuen, wenn du dir erst einmal Zeit nehmen würdest, nicht das Leben. Nimm dir die Zeit über deinen Entschluss nachzudenken. Was würde es ändern, wenn du erst noch einmal abwartest? Vielleicht bis zum Jahreswechsel, vielleicht bis zu deinem 25. Geburtstag. Vielleicht gibt es doch noch irgendetwas, was du immer schon mal erleben wolltest. Dann tu es doch einfach. Nimm dir die Zeit, dir deine Träume zu erfüllen. Ist doch egal, was es kostet! Tu es einfach.
Kaffeetrinken auf dem Eifelturm - warum nicht? Heißluftballonfahren! Ein teures Vergnügen, aber was soll's? Mitnehmen kannst du die Kohle eh nicht.
Im Himalaya den Yeti besuchen - mir wäre es zu kalt, aber wenn du das tun willst? Es ist dein Leben!
Deinem Chef einmal so richtig die Meinung sagen. Unbezahlbar!
Einen wildfremden Mann in der U-Bahn küssen. Wenn er gut aussieht! Liebend gerne!
In der Fußgängerzone aus voller Kehle dein Lieblingslied singen. Vielleicht kommt zufällig gerade ein Talentscout vorbei. Wenn nicht, dann hat es wenigstens Spaß gemacht.
Es gibt so vieles, was du noch tun solltest bevor du wirklich am Ende bist.
Probiere es einfach einmal aus.

Alles Gute!
Fool

Lina92

Hallo Fool,

danke für deine Worte.

Ich denke nicht, dass das Alter unbedingt damit zu tun hat. Allgemein habe ich mir vorgenommen, nie älter als 30 Jahre alt zu werden. Mehrere Versuche scheiterten, manchmal war es knapp. Jetzt weiss ich, dass ich dieses Jahr nicht mehr zu Ende leben werde. Keiner kann mir mehr helfen, wie auch? Eigentlich müsste ich mir selber helfen können, aber alle Überlegungen enden nur mit einem einzigen Weg: dem Tod.

Ziele habe ich schon lange keine mehr. Spaß haben? Kann ich schon lange nicht mehr. Wenn mein Freund mit mir etwas unternehmen möchte, tue ich so, als hätte ich Spaß. Ihm zuliebe. Auch, um mir nicht wieder Vorwürfe anhören zu lassen, dass ich sowas nicht würdigen könnte. Aber materielles bedeutet für mich nichts. Ich wollte immer nur einigermaßen glücklich sein. Mit mir selbst, das Leben irgendwie überstehen.

Das mit dem Auto fahren kenne ich. Ich lasse es oft drauf ankomme, hoffe auch jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit einfach mal mi hoher Geschwindigkeit vom Weg abzukommen. Selber das Lenkrad zu verreißen, vom LKW zerquetscht zu werden.

Ich hatte mal einen Unfall und was ist passiert? Nicht viel, mein Auto kaputt, die Leitplanke und dn Baum hat auch erwischt, nr mich nicht.

Warum ich dann immer noch nicht tot bin? Weil ich wohl anscheinend noch ein kleines bisschen Hoffnung hatte, Hoffnung auf ein halbwegs erträgliches Leben ohne Selbsthass und Tötungsgedanken.

Aber ich bin mit meinen anderen Auswegmöglichkeiten am Ende, ich kann meine Existenz nicht mehr ertragen, nicht mehr hinnehmen und meine Arbeit (nein, es liegt nicht an Faulheit) nicht mehr ertragen. Die vermeintlichen Blicke dort, meine hässliche Existenz dort. Ich habe mehrmals deswegen meine Arbeitsstelle gewechselt, aber ich komme mit mir nicht zurecht.

Welchen Ausweg gibt es noch? Wohl keinen mehr. Muss es so schnell wie möglich tun, ich bin einfach nur traurig und am Ende.


hardworking fool

Hallo und guten Abend!
Gibt es wirklich nichts was du noch gerne mal tun würdest?
Bitte denk darüber nach.
Was dein Entschluß für deine Angehörigen bedeuten würde, kannst du dir wahrscheinlich vorstellen.
Warum hast du es eigentlich so eilig mit dem Sterben?  Es mag ja tatsächlich Gründe geben, aber hast du auch nach Gründen für das Leben gesucht? Ich meine, dass du nichts überstürzen solltest.Bis 30 hast du noch ein paar Jahre Zeit. Gönn sie dir. Was hast du denn schon zu verlieren? 
Gute Nacht und angenehme Träume.
Fool

Lina92

Hallo,

warum ich es eilig habe? Weil kein einziger Tag mehr erträglich ist und ich dieses Jahr nicht mehr erleben kann. Konnte heute wieder nicht zur Arbeit, dadurch wächst der Druck noch mehr und ich weiß, dass ich das nicht mehr alles ertrage.

Dass ich schon lange vor 30 sterben möchte, das habe ich schon lange. Heisst aber nicht, dass sich das nicht extrem weiter vorziehen kann.

Klar würde das einigen wenigen Angehörigen weh tun, aber sollte man ihnen zuliebe weiter leiden müssen? Wenn man es selbst nicht schafft, seine Situation einigermaßen zu verbessern? Ich finde es falsch, für andere Menschen weiter zu leben.

Ich hätte es wirklich nochmal versucht, aber ich habe keine einigermaßen zufriedenstellende Lösung gefunden. Warum sollte man immer weiterleben? Ich habe von einigen älteren Menschen gehört, dass es sich im Endeffekt überhaupt nicht gelohnt hat weiterzuleben, nur weil man dachte, dass es sich mit der Zeit noch gibt.

hardworking fool

Hallo Lina,

also ich kann dir nur eines mit auf den Weg geben: Es lohnt sich, weiter zu leben. Im Februar dachte ich auch, das habe alles keinen Sinn mehr. Das Leben schien mir unerträglich zu sein und genau wie dir war mir der Gedanke an meine Familie völlig egal.

Tatsächlich habe ich mich damals nur deshalb nicht umgebracht, weil mich meine Therapeutin gebeten hat noch ein bisschen zu warten. Irgendwie konnte ich ihr die Bitte nicht abschlagen und so versprach ich halt bis zur nächsten Therapiesitzung abzuwarten... usw.

Meinst du nicht, dass du mir zuliebe auch noch etwas warten kannst? Wenn du dich in den nächsten Tagen umbrächtest, könnte ich mir das nie verzeihen. Ich würde mir immer vorwerfen die falschen Worte geschrieben zu haben, bzw. die richtigen nicht gefunden zu haben.

Bitte!

LG Fool

Lina92

Hallo Fool,

danke für deine lieben Worte.

Keiner kann wirklich wissen, ob es sich lohnt weiterzuleben. Welchen Preis müsste ich dafür zahlen. Ich hatte ja bereits mehrere Suizidversuche. Danach hat man mir auch gesagt, dass es sich lohnt, weiterzumachen, weil ich doch noch so viele Jahre habe. Aber ich habe es nicht geschafft, für mich ist es immer schlimmer geworden.

Habe auch einen Arzt, mit dem ich seit dem Anfang in Kontakt stehe. War vorhin auch da, er hat mich bis Freitag krank geschrieben und mit mir bis dahin einen neuen Termin vereinbart. Er weiss von meinen immer präsenten Suizidgedanken, auch dass ich es jederzeit tun möchte. Musste auch oft versprechen, nichts zu machen.
Bis Freitag kann ich es evt. aushalten. Je nachdem was die nächsten Tage passiert (ich könnte wegen meiner Arbeit richtig Probleme bekommen), nehme ich es mir für das Wochenende vor. Da bin ich auch endlich alleine.
Bis dahin sind es ja noch ein paar Tage...

hardworking fool

Liebe Lina,
danke , dass du wenigstens noch ein paar Tage warten willst. Vielleicht kann ich dich ja doch noch überzeugen. :$
Ärger mit der Arbeit ist natürlich saudoof. Aber vielleicht ist das ja auch eine Chance. Vor drei Jahren musste ich einsehen, dass ich meinen absoluten Traumjob aufgeben muss. Damals dachte ich zum ersten Mal darüber nach Schluß zu machen. Dann bekam ich die Gelegenheit völlig neue Wege einzuschlagen - jobmaessig.
Lange dachte ich nun wäre alles noch schlimmer, aber irgendwann begriff ich, dass ich in dem Job tatsächlich etwas erreichen kann und nun bin ich wieder richtig zufrieden. Nicht ständig überglücklich, aber zufrieden. Das ist schon viel wert. Und ich bin wieder stolz auf mich. Mit 40 neu anzufangen ist eigentlich verrückt. Aber ich bin froh darüber. Und wenn ich es irgendwann nicht mehr aushalten kann, wird Suizid sicherlich nur noch die allerletzte Option sein.
Das Leben bietet so viele Möglichkeiten und wenn du nicht gerade massive Schmerzen hast, solltest du sie ausprobieren.
Lass dich überraschen! ;-)
Ganz liebe Grüße
Fool