Freitod

Begonnen von Suicidegirl, 25 November 2016, 04:11:12

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Suicidegirl

Hey,
Hätte jemand Interesse  über den Freitod zu diskutieren ohne in Selbstmitleid zu versinken. Vor-und Nachteile erwägen etc.
Wenn ja, kannst du dich gerne bei mir melden.

#Denn angesichts des Elends
genügt ein weniges
und die Menschen werfen
das unerträgliche Leben fort.

Ina

Hallo Suicidegirl,

erstmal willkommen im Forum!

An sich finde ich es in Ordnung, über dieses Thema zu diskutieren; dazu beitragen möchte ich gerade dennoch nichts. Es ist mir allerdings wichtig, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass die Forumsregeln eingehalten werden müssen. Bezugnehmend auf Deinen Thread heißt das:

– Methodendiskussionen sind nicht erlaubt: Keine Anleitungen, Ideen oder gar "Empfehlungen", wie "es am besten klappt"
– Keine Verherrlichung oder Verharmlosung von Gewalt, Selbstverletzung und Selbstmord
– Keine Suizidankündigungen!

Wenn sich daran alle halten, kann hier sicher eine interessante Diskussion entstehen.


Liebe Grüße

Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Alana

Hallo Suicidegirl,

auch ein herzliches Willkommen von meiner Seite :-)

Um ehrlich zu sein, habe ich auch des Öfteren darüber nachgedacht, habe mir geschworen, niemals 30 zu werden (hat ja gut funktioniert...)
Ganz ehrlich: Es gibt immer ein kleines Lichtlein, eine leise Stimme, die Dich ins Leben ruft - fokussiere Dich darauf!
Aufgeben und dem Druck nachgeben ist sehr leicht, aber sich wieder ins Leben zu kämpfen zeugt an Stärke.

Alles Liebe
Alana

Suicidegirl

Es geht mir nicht dadrum hier Methoden Diskussion anzufangen, es geht mir dadrum das viele Menschen aus dem Affekt handeln und sich nicht wirklich über diesen Schritt Gedanken machen. Dieses Thema wollte ich mit diesen Beitrag anstoßen.

LostSoul

Hallo Suicidegirl.

Da sagst du etwas Wahres.. Aus dem Affekt handeln. Ich hab leider auch schon einen Versuch hinter mir und kann nun hinterher behaupten, dass es damals auch eher eine Kurzschlussreaktion war. Geplant hatte ich es nicht wirklich, obwohl ich mir schon oft Gedanken darüber gemacht hatte. Ich denke auch, die meisten Menschen wollen gar nicht sterben sondern einfach nur ihr Leben so wie es jetzt ist nicht weiterleben, sie wollen, dass sich etwas ändert in ihrem Leben. Bei vielen ist es sicher auch ein Hilfeschrei...

LG LostSoul

Suicidegirl

Wer soweit ist und diesen Schritt wohl überlegt begeht, da ist wohl nicht mehr von einem Hilfeschrei auszugehen. Wer wirklich Hilfe brauch kann sich die auch auf anderen Wege suchen anstatt so eine Entscheidung unüberlegt zu treffen. Ich finde da gibt es genügend Ansprechpartner und Hilfen solange man über seinen eigenen Schatten springen kann, aber natürlich gibt es auch diese Menschen die so eine Entscheidung wohl überlegt tun, nach einer langen Krankheit etc. etc. Und so etwas zu verurteilen ist falsch, meiner Meinung nach. Wer aus dem Affekt handelt macht ganz klar einen fatalen falschen Schritt, wer aber wohl überlegt handelt vielleicht den richtigen.

Adrenalinpur

Sehr komplexes Thema, ich finde es aber gut wenn ihr das diskutieren wollt, vielleicht können dann auch Angehörige das besser verstehen lernen, oder auch diejenigen die helfen wollen und / oder müssen

Suicidegirl

Leider, ist dieses Thema sehr komplex und wird von der Masse der Gesellschaft nicht verstanden oder sogar verurteilt. Einer der Sprüche die mir da direkt einfallen ist: "Am liebsten wäre ich Tod" sagte er. Es wurde ganz ruhig. Nur ein paar Vögel zwitscherten. Alle haben es gehört. Doch niemand sagte etwas. Jede 40sekunden versucht sich jemand auf dieser Welt selbst zu töten und alle fragen sich dannach wieso? Und genau dies ist das Problem.

Dime

Ich glaube, über Selbsttötung zu sprechen ist in unserer Gesellschaft auch deshalb so verpönt, weil es ein Scheitern der Gesellschaft selbst impliziert: Die Akzeptanz des freiwilligen Todes würde soziale und politische Strukturen ad absurdum führen, weil sie vom Wert des Leben und lebenswerten Leben innerhalb der Gesellschaft als Grundkonstante ausgehen.

"1977 hörte unser Land [die DDR] auf, Selbstmörder zu zählen. Selbst-Mörder. So nannten sie sie. Dabei hat diese Tat mit Mord doch gar nichts zu tun. Sie kennt keinen Blutrausch. Sie kennt keine Leidenschaft. Sie kennt nur das Sterben. Das Sterben der Hoffnung."
aus: Das Leben der Anderen

Trotzdem kann der Freitod natürlich nicht einfach nur rational erklärt werden. Bei Depressionen ist der gefühlte Wert des Lebens natürlich viel geringer, was aber nicht zwangsläufig ein dauerhafter Zustand sein muss.

hardworking fool

Ich weiß jetzt nicht mehr welcher Philosoph es war, aber irgendeiner hat mal gesagt:
"Der Gedanke an Selbstmord hilft einem durch manche durchwachte Nacht."
Das klingt nun erstmal völlig bescheuert und ziemlich absurd - ich muss allerdings sagen, dass ich das mittlerweile genauso sehe.
Ich habe mir lange überlegt wie ich "es" den tun würde- und damit meine ich nicht nur die spassigen Vorschläge in "Schwarzer Humor" sondern ganz konkrete, wirksame Methoden.
Meine Überlegung war, dass ich dann immer eine Alternative in der Hinterhand hätte; das Bewusstsein, das Leben nicht unendlich lange aushalten zu müssen, sondern die Situation beenden zu können wenn es nötig werden sollte, haben mir damals unendlich viel Kraft gegeben.
Heute bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass Suizid ein Fehler ist, aber wer bin ich anderen vorzuschreiben was sie tun oder lassen sollen?

LG Fool
Nachsatz: Ich bin nun einmal ein Narr deshalb ein dummer Spruch, der mir persönlich in meiner schwärzesten Zeit jedoch tatsächlich geholfen hat:
"Warum sich heute aufhängen, wenn es morgen vielleicht noch bessere Gründe dafür gibt?"

hardworking fool

Und noch ein PS
@Dime: Cooler Spruch. Hat mich zwar ziemlich weit an die Grenzen meines Lateins gebracht, aber er gefällt mir gut.
Erst gestern habe ich zu jemandem gesagt, dass ich manchmal sogar froh über die Depression bin, weil ich durch sie viel gelernt habe.
Also weiter ertragen und aushalten. Eines Tages wird es nützen.

Dime

@fool
Freut mich dass er dir gefällt :) Ist aus Ovids Amores. An guten Tagen hilft er mir, Freude an kleinen Dingen haben, die ein "normaler" Mensch meistens übersieht.
Außerdem benutze ich ihn als eine Art psychologischen Trick: Anstatt gegen den Schmerz anzukämpfen, versuche ich ihn als Teil von mir zu akzeptieren und von ihm zu lernen - bei großer Trauer oder starkem Schmerz heißt das also, dass etwas IN MIR groß und stark ist!

hardworking fool

@ Dime: Deine Einstellung zum Schmerz kann ich gut nachvollziehen.
Ich selbst habe das bei meinem Tinnitus gelernt, bzw. lernen müssen. Solange ich versuchte, ihn zu bekämpfen wurde er immer schlimmer. Irgendwann hatte ich dann nicht mehr die Kraft mich dagegen aufzulehnen und ich nahm ihn einfach hin. Ehrlich gesagt, glaubte ich damals dieses Pfeifen würde mich in den Wahnsinn treiben, aber oh Wunder, als ich den Kampf aufgab wurde es besser. Das Geräusch blieb zwar, aber ich konnte es als Teil von mir akzeptieren.
Heute habe ich nur noch selten ein Problem damit. Wenn der Tinnitus anfängt mich zu quälen, dann weiß ich, dass es Zeit ist einen Gang zurück zu schalten.

Adrenalinpur

Könntet Ihr bitte mal suchen, welcher Philosoph das geschrieben hat? Danke

Ina

 
"Der Gedanke an den Selbstmord ist ein starkes Trostmittel: Mit ihm kommt man gut über manche böse Nacht hinweg."

– Friedrich Wilhelm Nietzsche
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)