Depression... Ich kann nicht mehr...

Begonnen von LostSoul, 27 September 2016, 00:12:45

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LostSoul

Guten Abend erstmal..

Normalerweise schreib ich nie in irgendwelchen Foren, lese eigentlich immer nur mit. Aber mittlerweile frisst es mich innerlich auf, so dass ich mir mal alles von der Seele schreiben muss. Zu meiner Person: Bin weiblich, 21 Jahre, wohne mit Partner zusammen und bin in einer Ausbildung.. Ich leide schon seit ich 13 bin unter Depressionen, wahrscheinlich ausgelöst durch jahrelanges Mobbing, verarscht, benutzt und enttäuscht werden von Mitmenschen und das zieht sich bis jetzt hin und nimmt einfach kein Ende. Freunde  habe ich keine, die Leute bei denen ich dachte es wären welche erwiesen sich als falsch.. Denn als ich Hilfe brauchte war keiner mehr da, ich wurde von einigen ignoriert und andere sagten mir direkt ins Gesicht, dass sie mit meinen Problemen nichts zu tun haben wollen und dass es sie nervt.. Die einzigen Menschen, die ich in meinem Leben habe, sind meine Eltern (die aber weiter weg wohnen, da ich wegen meinem Freund umgezogen bin) und eben mein Freund.. Mittlerweile habe ich die dritte Ausbildung, die beiden davor habe ich abgebrochen, jedes mal wegen regelrechter Demütigung von Kollegen und von der Chefin, ich hab es einfach nicht mehr ausgehalten und bin irgendwann zusammengebrochen. In meiner jetzigen Ausbildung verstehe ich mich zwar mit allen, habe versucht Anschluss und Freunde zu finden, aber von Männern werde ich oft nur aufs eine reduziert und es stellt sich schnell heraus was sie wirklich wollen und andere Frauen haben trotz meiner Versuche auf sie zuzugehen und vielleicht mal was nach Feierabend zu unternehmen kein Interesse an mir... Ich fühle mich so unendlich einsam und innerlich leer, weil ich niemanden habe, mit dem ich reden kann. Mein Freund kann es nicht nachvollziehen warum es mir so schlecht geht, hab schon oft ohne Erfolg versucht es ihm irgendwie zu erklären.. Ich merke wie mein Leben immer mehr den Bach runter geht, ich an nichts mehr Freude habe, jeden morgen aufwache und mich immer wieder frage "Wozu das ganze noch?" Ich habe Selbstmordgedanken, ich habe auch schon sehr oft Planungen gemacht, den Gedanke dann aber wieder beseite gelegt, denn ich kann es meinen Eltern einfach nicht antun. Damals mit 13 wollte ich mich schon einmal umbringen, es war ein Schock für sie, über den sie bis heute noch nicht richtig hinweg sind..

Zeitweise war es mal besser geworden und ich konnte wieder Lebensfreude empfinden, aber seit ungefähr einem halben Jahr wir es immer schlimmer, ich denke nur noch nach, Tag und Nacht. Könnte nur noch heulen, was ich sobald ich allein bin auch meist tue, oft stundenlang.. Schlafen kann ich schon lang nicht mehr richtig, brauche Stunden um einzuschlafen und wache dann trotzdem fast jede Stunde auf und bin am nächsten Tag wie gerädert. Da ich einfach nicht mehr konnte hab ich mich entschlossen zum Psychiater zu gehen, hab erstaunlicherweise schnell einen Termin bekommen.. Weil ich selbst für meine Arbeit keine Kraft mehr habe (Arbeite in drei Schichten) habe ich mich erstmal für drei Wochen krank schreiben lassen. Das Gespräch mit der Psychiaterin war kurz und schnell wurde mir ein Antidepressiva verschrieben. Venlaflaxin... Nun liege ich wieder hier auf meinem Sofa, sehe die Tablettenschachtel vor mir und denke mir "Warum??" Warum kann ich nicht einfach normal sein, warum brauch ich nun diese Chemiekeulen damit mein Gehirn wieder richtig funktioniert? Als ich den Beipackzettel gelesen hab ist mir schon kotzübel geworden.. Ich habe unendlich Angst ein anderer Mensch zu werden, Angst vor den starken Nebenwirkungen.. Das einzige was ich will, ist nach sovielen Jahren Leid endlich wieder glücklich zu werden, ein normales geregeltes Leben zu führen so wie es die anderen auch können.. Und nicht abhängig von Tabletten zu sein, aber ich weiß wenn ich es nicht probiere wird es nie besser.. Ich bin verzweifelt und habe gerade wieder Gedanken wie "Einfach ins Auto setzen und alles beenden". Ich weiß mittlerweile keine Lösung und allein der Gedanke, was die Antidepressiva aus mir machen löst in mir Panik aus, könnte jetzt schon wieder durchdrehen vor Angst.. Hatte damals schon einmal Mirtazapin bekommen und jeden Tag ca 20 Stunden durchgeschlafen nach den ersten Tagen der Einnahme. Nach dem aufwachen war ich dann nochmal mehr als 24 Stunden neben der Spur, fühlte mich wie von der Realität gelöst als ob ich in einer anderen Welt wäre und hängen geblieben bin.. Damals hatte ich schon solche Panik, dass ich nun verrückt geworden bin und will auf keinen Fall wieder in solch einen Zustand kommen..

Wie genau mir nun jemand hier helfen kann, weiß ich leider auch nicht. Text ist auch sehr lang geworden, sorry.. Vielleicht hat ihn sich trotzdem jemand durchgelesen und ein paar aufbauende Worte übrig..

Danke schon mal dafür.

LG

hardworking fool

Guten Morgen LostSoul,
willkommen im Forum und danke für Deinen langen Beitrag. Ich hoffe, dass es Dir nach dem Schreiben besser geht.

Ich bin zwar mittlerweile ziemlich müde, aber ich werde es mit den aufmunternden Worten versuchen.
Zum einen sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die ich durchaus als positiv werten würde:
1. Du hast dich an einen Spezialisten gewandt und dir selbst Hilfe gesucht. Das ist beispielsweise etwas was ich nicht allein geschafft habe. Mir musste erst jemand anderes sozusagen die Pistole auf die Brust setzen.
2. Das mit der derzeitigen Ausbildung klingt doch gar nicht schlecht. Manchmal dauert es halt länger Anschluss zu finden. Ich selbst habe seit knapp einem Jahr einen neuen Job und weiß wie schwierig es ist. Mein Rat: Hab Geduld.
3. Du schreibst selbst, dass es Dir schon mal phasenweise besser ging. Du weißt also wie sich das anfühlt und du wirst sehen irgendwann wird es dir auch wieder gut gehen.
4. Last but not least: Du bist nicht allein, hast deinen Freund und deine Eltern.

Was die Antidepressiva angeht. Ich habe da mittlerweile auch so einige Erfahrungen. Mirtazapin war für mich ein Alptraum. Schlafen konnte ich trotzdem nicht, dafür hätten mich die Nebenwirkungen beinahe im wahrsten Sinne des Wortes in den Selbstmord getrieben. Im Moment nehme ich Venlafaxin und ich muss sagen, dass mir das ziemlich gut hilft. Die Nebenwirkungen sind auszuhalten, eigentlich habe ich nur mit Mundtrockenheit und etwas stärkeren Monatsblutungen zu kämpfen. Den verminderten Appetit werte ich als absolut positiv da ich dadurch schon einige überschüssige Kilos verloren habe.
Du solltest Dich aber unbedingt auch um eine Psychotherapie bemühen. Psychiater haben zu wenig Zeit zuzuhören und arbeiten hauptsächlich mit Medikamenten. Eine wirkliche Besserung kann meines Erachtens nur durch eine Therapie erreicht werden. Ich bin jedenfalls hellauf begeistert von meiner Therapeutin. Ich habe zwar immer noch nicht begriffen was sie eigentlich mit mir macht, oft scheinen wir über ziemlich nebensächliche, ganz alltägliche Dinge zu sprechen, aber irgendwie geht es mir danach immer viel besser.
Noch ein kurzer Gedanke. Meinst Du, dass du zumindest übergangsweise vom Schichtdienst befreit werden kannst, oder vielleicht immer nur die gleiche Schicht übernehmen kannst? Ich bin ja kein Arzt, aber ich glaube es wäre schon wichtig, die Medis immer zur gleichen Zeit nehmen zu können. Ich hatte mit dem Mirtazapin nämlich das gleiche Problem.
Soviel für den Moment. Alles Gute für Dich! Fool

Harmonie

Guten Morgen LostSoul,
ich schließe mich den Worten von hardworking fool an...

Was ich noch mal erwähnen möchte, ist, dass du keine Angst vor der Medikamenteneinnahme haben solltest.
Jeder, der Antidepressiva nimmt - garantiert die meisten hier im Forum...haben einige vorher länger ausprobieren müssen, um die Passenden zu finden - so war es auch bei mir...
Leider ist es so, dass sie Nebenwirkungen machen können, die aber nach ein paar Wochen verschwinden sollten.
Sollte die Nebenwirkungen nicht verschwinden, solltest du mit deinem Arzt darüber sprechen.
Vielleicht kannst du dir die Nebenwirkungen etwas notieren, damit du das mit dem Arzt besprechen kannst.

Bitte hab Geduld bei der Einstellung der Medikamente, sie werden dich unterstützen!
Auch ich empfehle dir eine Therapie zu machen.

Alles Gute wünsche ich dir!

Junehoney

Lostsoul,
schön, dass du den Mut hast dich hier mitzuteilen. Vielleicht hilft dir das Scheiben etwas.
Ich kann mich den anderen anschließen und dir sagen. Du bist nicht alleine. Wir alle hier kennen diese quälenden depressiven Gedanken.
Mir ging es ähnlich wie dir, gemobbt und alleine gelassen, habe ich bereits mit 15 Jahren einen Suizidversuch unternommen. Mich dann für meine Kinder (mit 16 wurde ich schwanger) alleine da raus gekämpft und nun wieder eine Depression.
Ich kann gut verstehen, wie alleine du dich fühlst. Ich kenne dieses Gefühl zu gut. Misstrauen und Verunsicherung bei jedem sozialen Kontakt.
Vor 3 Monaten habe ich mich endlich getraut Hilfe anzunehmen und eine Therapie zu machen. Es ist immernoch ein Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt mich mit zu teilen und gleichzeitig Angst vor Verletzung. Aber es tut auch so gut, dass mich endlich Jemand ernst nimmt und mir helfen möchte.
Ich hoffe du findest einen guten Therapeuten. Vertrauen kann man neu lernen, sagt meine Therapeutin.
Alles Gute für dich!

LostSoul

Guten Morgen, oder eher Mittag mittlerweile...

Vielen Dank an alle, die mir geantwortet haben, tut gut zu lesen, dass man mit seinen Problemen nicht alleine ist. Die Nacht war mal wieder die Hölle. Trotz des Valdoxan, was ich zum schlafen nehmen soll, hab ich kaum ein Auge zubekommen.. Im Gegenteil, hatte Herzrasen und bin die halbe Nacht in meiner Wohnung auf und ab gelaufen vor Unruhe. Eigentlich hätte ich nun schon längst die Venlaflaxin nehmen sollen, aber nach dieser Nacht hab ich noch mehr Angst vor Antidepressiva..

Vorhin habe ich mich erstmal um einen Termin bei einem Psychotherapeut gekümmert und glücklicherweise in drei Wochen auch schon einen bekommen, da ich mir denke, dass allein die Einnahme von Tabletten die Ursache für meine Depression auch nicht ändern wird.. Wie ihr ja selbst schon geschrieben habt, dass mir eine Therapie empfohlen wird. Hoffe so sehr, dass es etwas bringt und ich irgendwann wieder ein normales Leben führen kann.

Das mit dem Hilfe suchen.. Nun ja so komplett allein hab ich es auch nicht geschafft. Erst als ich gemerkt hab, dass sich meine Mitmenschen immer mehr von mir abwenden durch mein Verhalten und die extremen Stimmungsschwankungen und ein Bekannter mir empfohlen hat, zum Psychiater zu gehen habe ich den Schritt gewagt. Bin ja auch einerseits froh darüber aber andererseits hab ich so eine unendliche Angst vor dem was kommt.. Meine Psychiaterin hat mir auch empfohlen, in eine Tagesklinik zu gehen, allerdings steht dann meine Ausbildung auf dem Spiel und ob das der Sinn der Sache ist, dass ich dann mit bald 22 Jahren nochmal von vorn anfangen muss mir eine Ausbildung zu suchen?

Mit Mirtazapin konnte ich sehr gut schlafen, zu gut. Aber wie schon geschrieben, hatte damals das Gefühl als löst sich mein eigenes Ich auf.. Dachte wirklich ich werde irre. Davor hab ich eben Panik, dass mir wieder sowas passiert und wenn man im Internet so über Venlaflaxin liest... Da wird einem ganz anders. Vorallem wenns ums Absetzen geht, soll ja ziemlicher Horror sein.. Das schlimme ist eben auch, dass ich viel allein zu Hause bin und sobald ich Nebenwirkungen bekomme, die meine Psyche verändern, richtig schlimme Panik bekomme.. Mein Freund war heute auf Nachtschicht und als die innere Unruhe angefangen hat durch das Antidepressiva, wusste ich nicht wie ich die Nacht überstehen soll wenn das alles noch schlimmer wird. Fühl mich dann so hilflos und verloren. Glaube wenn die ersten Wochen immer jemand bei mir wäre, würde ich besser mit der Tabletteneinnahme klarkommen....
Durch das Venlaflaxin hat man weniger Appetit? Wäre in meinem Fall nicht gerade förderlich, bin von natur aus schon sehr schlank und kann eigentlich den ganzen Tag essen was ich will und nehme nicht zu (zu guter Stoffwechsel haben die Ärzte mal gemeint).

Das mit dem Schichtdienst geht leider nicht, gibt auch niemanden bei uns der nur die Frühschicht machen kann.. Es wird eben immer gewechselt, jeder hat seine Maschine und die muss dann eben auch besetzt sein zur entsprechenden Schicht.

Danke nochmal für die netten Worte, hat mir ein Stück weit geholfen und würde mich freuen, wenn weitere Antworten folgen.

LG


hardworking fool

Hallo VerloreneSeele,

ob das mit dem Appetitverlust jeden trifft, weiß ich nicht. Normalerweise führen die meisten Antidepressiva zu Gewichtszunahme. Ich würde es einfach mal ausprobieren. Möglicherweise musst du erst einmal eine ganze Reihe von Medikamenten versuchen bis du das richtige findest. Venlafaxin ist jetzt das 5. Mittel welches ich ausprobiere. Ist auch alles eine Sache der Dosierung. Bei mir waren es jetzt 75mg, aber ich hab's wieder auf 37,5mg reduziert. Zur Unterstützung scheint das bei mir zu reichen, allerdings habe ich auf die letzten "Medikamententests" auch ziemlich heftig reagiert. Weniger körperlich, aber psychisch. Das mit der Abhängigkeit ist meines Erachtens kein allzu großes Problem wenn man nicht gerade innerhalb von 24 Std von der Maximaldosis auf Null herunterfährt. :-)

Das mit der Ausbildung ist natürlich ein Problem. Eine Tagesklinik ist sicher eine Möglichkeit, aber ich würde es erst einmal mit einer ambulanten Psychotherapie probieren. Ich wünsche dir sehr, dass die Chemie zwischen dir und deinem zukünftigen Therapeuten stimmt. Dann ist so eine "Redekur" tatsächlich erstaunlich effektiv.
Sei mir nicht böse, aber irgendwie musste ich kurz grinsen als ich deine Worte gelesen habe. "mit bald 22 Jahren nochmal von vorn anfangen" Natürlich ist so ein Neuanfang alles andere als leicht und du schreibst ja auch, dass es dir in der jetzigen Ausbildung besser geht, aber es wäre auch kein Beinbruch noch einmal von vorne anzufangen. Es ist jedenfalls möglich. Mit 22 hatte ich noch nicht einmal meine 1.Ausbildung beendet, meine 2. Ausbildung habe ich mit 40 angefangen. Du siehst also, dass es immer einen Weg gibt - solange man sich nicht aufgibt.
Ich wünsche Dir, dass du deinen eigenen Weg findest, mit oder ohne Hilfe von außen. Toi, toi, toi!
LG Fool 

LostSoul

Ja, das kenn ich noch vom Mirtazapin, hatte innerhalb eines Monats 5 Kilo zugenommen. War das einzig positive für mich, wollte schon immer gerne mal paar Kilo mehr wiegen. Aber will nicht wissen, was es noch für Ausmaße angenommen hätte, wenn ich es weiter genommen hätte. Hab damals einfach aufgehört, bin nicht mehr zum Psychiater gegangen und dachte es wird schon alles so wieder werden und das ich gar keine Therapie brauche, sondern mich einfach zusammenreisen muss.. Tja und nun hab ich wohl die Quittung für diesen Abbruch bekommen.

Ich hab ja jetzt erstmal 37,5mg bekommen.. Sollte es eigentlich morgens einnehmen, mittlerweile haben wir Mittag und weiß nicht, ob ich lieber bis morgen warten soll. Hab wirklich zuviel Respekt vor solchen Pillen und wahrscheinlich auch zuviel schlechtes im Internet gelesen. Genau das, was man eigentlich nicht tun sollte. Hoffe ich schaff es noch, mich zu überwinden damit anzufangen... Am liebsten wäre es mir, wenn ich von ganz alleine da raus komme, aber das schafft wohl so gut wie niemand, der an Depressionen erkrankt ist..
Hattest du auch so ein Gefühl, dass dein Ich sich auflöst und du irgendwie in eine andere Welt abgedriftet bist? Ist ein echt beschissenes Gefühl.. Klar kanns mit dem neuen Medikament jetzt anders werden als damals, aber das hängt mir irgendwie immer noch nach..

Ja werde es auf jeden Fall erstmal mit ambulanter Therapie probieren.. Leider noch drei Wochen hin bis dahin. Die Therapeutin hab ich in einer Psychiatrischen Institutsambulanz gefunden, die machen dort auch Psychotherapie wurde mir gesagt.. Bei allen anderen niedergelassenen Psychologen hätte ich sonst Wartezeiten von einem halben Jahr.. Danke dir und ja ich hoffe auch, dass die Chemie stimmt und sich dann endlich etwas ändert in meinem Leben..

Naja, wenn man schon mehrere Ausbildungen begonnen und wieder abgebrochen hat fühlt man sich mit fast 22 trotzdem alt. ^^ Geht halt eher um dieses Gefühl, noch nichts in meinem Leben auf die Reihe bekommen zu haben. Wenn ich andere sehe, die mit 22 schon einen festen Job haben, seit paar Jahren arbeiten und ich stehe immer noch am Anfang.. Konnte es mir auch schon von vielen Leuten anhören, dass ich nichts hinbekomme, selbst die Eltern meines Freundes sind dieser Meinung.. Und meine Eltern wären sicher auch enttäuscht wenn ich wieder etwas abbreche.. Andererseits wünsche ich mir einfach nur einen Neuanfang, ein komplett neues Leben..

Danke dir, tut gut mal mit jemanden über seinen ganzen seelischen Müll reden zu können. ;)

LG

hardworking fool

Hello again,
na, das ist doch mal eine gute Idee das mit der Institutsambulanz. Ich hatte damals auch ziemliches Glück nahezu sofort (ebenfalls etwa nach drei Wochen) mit der Therapie anfangen zu können. Ein Vorteil meines "Privatknasts" da arbeiten auch Psychologen und Psychiater. :-) Geht doch nichts über gute Beziehungen.
Die 37,5mg sind offenbar die übliche Einstiegsdosis. Negative Auswirkungen auf meine Selbstwahrnehmung hatte ich dabei nicht. Anfangs wurde ich vielleicht ein bisschen euphorisch, aber das ist nun ganz sicher eine ausgesprochen angenehme Nebenwirkung. Ich fühlte mich eher wieder wie mein altes Selbst. Ein wunderbares Gefühl.
An deiner Stelle würde ich jetzt aber tatsächlich bis morgen warten, sonst könntest du Probleme mit dem Schlafen bekommen.
Ich kann dir nicht versprechen, dass das Venlafaxin bei dir hilft, eines ist jedenfalls sicher. In der Packung wird es keinerlei Wirkung entfalten. :-) Wenn du merkst, dass es nichts für dich ist, kannst du es jederzeit absetzen. Nach nur kurzer Einnahme wird es garantiert keine negativen Absetzsymptome geben.
Ach so, ich biete mich gern als seelischer Mülleimer an. (Auch dafür hätte ich vor der Therapie keine Kraft gehabt.)
LG Fool

Harmonie

Hallo LostSoul,
was mir auffällt, ist, wie unsicher du bist, was die Einnahme von Antidepressiva betrifft - zu recht, machst du dir Gedanken und googelst oder liest Beipackzettel!
Allerdings musst du dir im Klaren sein, dass dort ALLE Nebenwirkungen, die jemals irgendwer bekommen hat, aufgelistet werden müssen - ABER KEINES der genannten auf DICH zutreffen müssen!

Du hast keine Kinder, denke ich mal, oder sonstwen, den du rund um die Uhr zu Hause versorgen musst?
Da wäre wirklich nachzudenken, ob du zur Einstellung der Medikamente entweder in einer Tagesklinik oder stationär "betreut" untergebracht, eine gute Unterstützung hättest.
Du hast dort immer Ansprechpartner, Schwestern, Pfleger, Therapeuten, Ärzte usw. und eben auch "Gleichgesinnte"...vielleicht ist das doch ein Weg für dich, damit du dich in der momentanen Situation nicht zu sehr allein fühlst.

Lass es dir mal durch den Kopf gehen...

Deine Gesundheit steht an erster Stelle!
Was nützt eine Ausbildungsstelle, wenn du dort nicht arbeiten kannst...weil du krank bist...




Junehoney

Hey lostsoul.
In 3 Wochen! Da ist doch super! Ich habe 4 Monate gewartet.  Aber es hat sich gelohnt.

Antidepressiva nehme ich übrigens nicht. Auch aus Angst und weil Studien sagen, nur bei schweren Depressionen sollte man welche nehmen und selbst dann helfen sie nur einem Teil der Patienten. Bei mittelgradigen oder leichten kann auch Psychotherapie reichen. Ich kann ja immernoch welche nehmen, wenn es nicht reicht.

Und das mit der Ausbildung: wenn du es schaffst, mach es weiter. So wie du erzählst, gibt es dir bestimmt ein gutes Selbstwertgefühl, wenn du es wirklich schaffst! Und Arbeit kann auch Stabilisieren. Ich bin nun seit 12 Wochen zu Hause und ab nächster Woche arbeitslos. Mache dann erstmal nur einen Minigolf und Prüfungsvorbereitung (Weiterbildung). Aber ich habe keine feste Alltagsstruktur mehr. Das ist echt hart, denn ohne Struktur grübelt man noch mehr.
Aber an sich, bist du natürlich jung. Und selbst ich mit 30, mache jetzt nochmal einen Cut und fange neu an. Manche auch noch später. Manchmal braucht man halt ein Reset.

Heute habe ich mit meiner Therapeutin über Selbstvorwürfe gesprochen. Das war hart, aber aufschlussreich. Sie meinte, das sei eine Form der Gefühlsregulation. D.h. Hinter den Selbstvorwürfen stehen vermiedene Gefühle. In meinem Fall Scham, Schuldgefühle, Angst und Trauer. Sie hat mich ermutigt, mal darüber nachzudenken statt über die Vorwürfe und damit ins Fühlen zu kommen.
Ich dachte nachher: stimmt. Im Grunde bringt die depressive Leere und das Grübeln auch mit sich, dass man das Schmerzvollle nicht spüren muss. Ich geh also mal auf die Suche danach :-)


hardworking fool

Hey June!
Minigolf klingt aber auch nicht schlecht. Hab ich seit Jahren nicht mehr gespielt. :-)

Also ich bin wirklich kein Freund von Medikamenten (oder Ärzten - wenn ich ehrlich bin), normalerweise nehme ich nicht einmal Aspirin, Paracetamol oder andere frei verkäufliche Pillen, aber manchmal sind sie eben doch hilfreich. (Sowohl die Ärzte als auch die Medis)
Harmonies Idee mit der Tagesklinik zur Einstellung finde ich deswegen eigentlich ganz gut. Zu bedenken ist allerdings, dass es unter Umständen sehr lange dauern kann bis das richtige Mittel in der richtigen Dosis gefunden wird.
Egal wie du dich entscheidest, LostSoul, ich hoffe, dass du den richtigen Weg findest.
LG Fool

Junehoney

Tagesklinik ist natürlich auch gut. Allerdings habe die auch meist Wartezeit.
Der Vorteil wäre auch, du könntest eine kleine Auszeit nehmen....In der Zeit bist du ja AU geschrieben.

LostSoul

Guten Abend, sind ja doch noch ein paar Antworten, freut mich sehr.. :)

@hardworking fool: Ja, das war wohl wirklich Glück, dass ich doch noch so schnell einen Therapeuten gefunden habe.. Habe aber auch lange genug rumtelefoniert, teilweise wurde ich unfreundlich abgefertigt am Telefon, was mich wieder total runtergezogen hat. War dann froh, als endlich jemand zeitnah einen Termin hatte.. Hat auch gute Bewertungen im Internet, deswegen bin ich recht zuversichtlich.. Weiß jemand, ob die Psychotherapie in der Institutsambulanz genauso gut ist wie bei einem niedergelassenen Therapeuten?

Ok das klingt ja gar nicht so schlecht, euphorisch zu werden wäre wirklich eher eine positive Nebenwirkung. Aber jeder reagiert eben anders auf Medikamente. Werde es morgen früh auf jeden Fall mal wagen eine zu nehmen und dann drüber berichten.. Auch wenn ich immer noch ziemliche Angst habe, aber sterben werd ich wohl nicht davon...

@Harmonie: Ja da hast du recht, bin wirklich sehr unsicher und der Gedanke, dass in meinem Gehirn irgendwelche Vorgänge verändert werden macht mir Angst.. Kenne auch leider jemanden, der durch Antidepressiva richtig gefühlskalt geworden ist und auch jetzt nachdem er sie schon lange nicht mehr nimmt einfach nur noch ein Eisklotz ist dem alles egal ist.. Ich weiß, kann auch tausend andere Gründe für so eine Entwicklung geben, aber ich hab einfach Panik davor, auch so zu werden...

Nein ich habe keine Kinder.. Das stimmt allerdings, die Ausbildung bringt nichts wenn ich ständig krank bin und es mir so elend geht.. Es ist ja nicht nur die Psyche, sondern auch körperlich. Durch die schlaflosen Nächte bin ich nur noch erschöpft und ständig krank, hatte jetzt jeden Monat eine Erkältung, hab ständig Kopfschmerzen, Bauchschmerze, etc... Körperlich konnte bei mir nix gefunden werden deswegen ja auch die Überweisung meines Hausarztes zum Psychiater..

@ Junehoney: Ja woanders hätte ich auch mehrere Monate warten müssen, hab wirklich alle abtelefoniert die ich im Internet gefunden habe.. Ist einfach schrecklich, wenn man krank ist aber solange auf Hilfe warten muss..
Hmm die Angst, dass es überhaupt nichts bringt, die Tabletten zu nehmen hab ich eben auch. Halte auch nicht viel von Psychopharmaka, gerade weil man soviel schlimmes darüber hört. Aber ich werde es trotzdem wenigstens einmal probieren und schauen ob es etwas bringt, absetzen kann ich sie immer noch..

Das ist ja das Problem, es fällt mir jeden Tag so schwer aus dem Bett zu kommen, gerade zur Frühschicht. Dadurch dass ich nachts kaum schlafen kann, bin ich Tagsüber wie gerädert, krieg meine Arbeit kaum mehr auf die Reihe und denke eigentlich die ganzen 8 Stunden auf der Arbeit nur noch und kann mich auf nichts konzentrieren. Zur Nachtschicht ist es am schlimmsten, bin immer todmüde und schlafe oft fast ein, vorallem frühs auf der heimfahrt, hatte auch schon mehrmals Sekundenschlaf, weil ich körperlich so sehr erschöpft bin... Ich wünschte ich könnte die Ausbildung einfach zuende bringen aber momentan schaff ich es einfach nicht.. Nächste Woche haben mein Freund und ich eigentlich einen Urlaub gebucht, ich hoffe, dass ich dann etwas Ablenkung bekomme und mich wenigstens ein bisschen erholen kann... Wenn ich weg vom Alltag bin kann ich oft meine Sorge für kurze Zeit vergessen, das dauert dann aber meist nur wenige Tage, bis die negativen Gedanken wieder kommen...

Also bringt dir die Therapie auf jeden Fall etwas so wie du schreibst? Das ist ja meine letzte Hoffnung, dass sich überhaupt noch etwas bessert. Und ich denke, gerade wenn man mit einer neutralen Person mal über all seine Sorgen reden kann und einem neue Wege aufgezeigt werden, wie man seine Probleme lösen kann, dass sich das positiv auf einen selbst auswirkt...

LG LostSoul


hardworking fool

Hallo LostSoul,

Schichtdienst ist echt hart. Es soll ja Leute geben für die Nachtschichten ein Klacks sind, aber irgendwie kann ich das nicht glauben. Nicht auf Dauer. In meinem Job gibt es tatsächlich viele, die sich darum reißen weil's mehr Kohle bringt, aber ich find's nur furchtbar. Dabei muss ich keine Maschinen bedienen, bei mir geht's nur um Überwachung, aber da darf man natürlich trotzdem nicht schlafen.
Im Moment wäre das für mich leider kein Problem. Ist ziemlich wurscht, was ich tue, ob ich frei habe, Tagschicht oder was auch immer: Ich kann einfach nicht schlafen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen gravierenden Unterschied macht zu was für einem Therapeuten man geht. Eigentlich glaube ich nicht einmal, dass die verwendete Methode so absolut entscheidend ist. Gut, eine klassische Psychoanalyse im Sinne Sigmund Freuds wäre wahrscheinlich nichts für mich (ich schaue den Leuten gerne ins Gesicht, wenn ich mich mit ihnen unterhalte und vor Fremden auf der Couch rumflätzen?? Bitte nicht.) aber auch die kann helfen.
Mein Problem ist, dass ich nur alle zwei Wochen zur Therapie gehen kann. Wenn dann noch ein Urlaub dazwischen kommt, dann kann so eine Therapiepause ganz schön lang werden. Da war ich dann schon ganz schön froh über meine chemischen "Krücken." Ich freue mich jedenfalls schon auf morgen. Dabei bin ich anfangs mit ebenso viel Begeisterung zur Psychotherapie gegangen wie zu einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. :-)

Nur nicht unterkriegen lassen! Fool

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