Tagesklinik? Welche Erfahrungen habt ihr?

Begonnen von Marlen86, 21 August 2016, 12:39:43

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Marlen86

Guten Tag.
Ich leide seit 2012 an Depressionen und möchte nun nach Rücksprache mit meiner Psychiaterin eine Tagesklinik aufsuchen.

Zum Informationstag war ich bereits. Hier wurde mitgeteilt, dass alles in Gruppen absolviert wird. Hierunter zählt wirklich alles, auch Befundgespräche mit dem Arzt. Dies wundert mich sehr, dass sowas privates öffentlich besprochen werden soll. Daher weiß ich nicht, ob diese Klinik die richtige ist. Termin zum Vorgespräch habe ich am 7.9. Danach erfolgt noch ein Aufnahmegespräch und dann die Wartezeit von ca. 8 Wochen, ehe man mit der Therapie starten kann.

Nun wäre meine Frage, welche Erfahrungen habt ihr mit Tageskliniken?

Gibt es vielleicht jemand, der mir für Berlin welche empfehlen kann?

LG aus Berlin
Marlen

melj.

Hallo,

ich war letztes Jahr für 3,5 wochen in der TK. Bei uns wurde auch alles in Gruppen gemacht auch die Visiten. Ich fand das am Anfang sehr befremdlich aber wenn man mal was besprechen wollte, was die anderen nichts anging konnte man auch ein Einzelgespräch vereinbaren.

Die anderen Gruppen fand ich teilweise schwierig, weil wir sehr dominante dabei hatten, die die ganze Stunde für sich beansprucht haben.
Es gab aber auch einmal in der Woche Einzelgespräche aber das fand ich zu wenig.

Mein Fazit am Ende war, es war eine schöne Auszeit vom alltag, es hat mir auch nicht geschadet aber gebracht hat es auch nichts.

Ich möchte dich aber ermutigen diesen Schritt trotzdem zu gehen, denn jeder empfindet das anders. Vielleicht ist das für dich genau das Richtige.

Probier es aus und wenn es nichts ist, dann gehst du einfach wieder.

So habe ich es auch gemacht.

Ich wünsche dir alles Gute, so oder so.

LG
mel

Harmonie

Hallo Marlen,
Du hast ja noch ne Weile Zeit und Termine in der Klinik, um es dir nochmal gut zu überlegen und Fragen zu klären.

Was ich mir NICHT vorstellen kann, ist, dass Befundberichte in Gruppensitzungen besprochen werden, es sei denn, DU sprichst etwas dort in Gruppensitzungen selbst an.

Mein Erfahrung war, dass leider nur eine Einzelsitzungen in der Woche (also 50 min) mit dem Therapeuten stattfanden   - fand ich zu wenig -   was aber wohl in Tageskliniken üblich ist.

JustMe

Ich war 3 x in einer Tagesklinik und habe davon leider nicht profitiert. Im Gegenteil, mir ging es dort jeden Tag schlechter und ich brauchte nach der TK jedes Mal Wochen und Monate um mich wieder selbst aufzubauen.

Die wöchentliche Arztvisite fand bei uns auch in der Gruppe statt. Dabei wurde aber nur über Medikamente, Nebenwirkungen, manchmal Laborwerte, etc. gesprochen. Da ich keine Medikamente nahm, habe ich da meist mit offenen Augen gedöst. ;-) Ich weiß aber, dass es auch Personen gab, die noch in Einzelgesprächen mit dem Arzt (sehr kurz) gesprochen haben. Das war also durchaus möglich, wenn auch die Ausnahme. Einzelne "Therapie"gespräche gab es nur wenig, 1x (selten 2x) die Woche 20-30 Minuten. Allerdings auf allergeringstem Niveau. Krankenpfleger(innen) mit Extraschulung oder Ergotherapeuten. Alle sehr nett und sympathisch, allerdings auch hoffnungslos zeitlich und thematisch überfordert. Ich glaube, ich habe öfter die Pfleger über ihren zeitlichen Stress, Überstunden oder Problemen mit Mitpatienten sprechen hören als dass ich selbst ein Thema eingebracht habe.^^

Ich denke es hängt sehr davon ab, wie sonst dein Tag aussieht und wo deine Probleme liegen. Ich war damals gewöhnt 6 Tage die Woche (mindestens 10 Stunden) zu arbeiten und hatte keinerlei Ängste oder Probleme in Gruppen. - Es war für mich extrem deprimierend 5 Tage die Woche nix zu tun und das laute Klagen einzelner Mitpatienten auf Dauer zu ertragen...  Manchmal dachte ich, da läuft so eine Art geheimer Wettstreit, wem es denn nun gerade am schlechtesten geht. Ja, es wurde sogar sehr häufig gestritten... Ich habe keine Ahnung wie man sich überhaupt über solche Dinge streiten kann... Die einen wollten nicht mit spazieren gehen (Pflichtprogramm), die nächsten keinen Gemeinschaftsdienst machen (Miniaufgaben wie Blumen gießen oder Tisch decken). Dann wieder Leute, die zu >allen< Gruppen zu spät kamen (Keine Ahnung wie man das an so einem Ort schafft). Oder Leute, die in den Gruppen ihre persönlichen Reibereien austrugen. Dann noch die, die JEDEN Therapeuten und jeden Arzt ununterbrochen beanspruchten, ohne die Bedürfnisse der anderen auch nur wahrzunehmen. :((

Und auch wenn es nicht so klingt... ich habe JEDES MAL sehr nette Menschen kennen gelernt. Mit manchen bin ich auch nach weit über 10 Jahren noch locker befreundet. DOCH ich gehe nicht in eine Klinik um Menschen kennen zu lernen, das kann ich überall... Von daher würde ich nie wieder meine Kräfte so verschwenden.

ABER anderen hat der Aufenthalt geholfen oder gut getan. (Nicht allen...)
Kliniken unterscheiden sich teilweise sehr stark in den angebotenen Programmen und der tatsächlichen Umsetzung... Muss jeder für sich selbst ausprobieren und entscheiden.

Viel Glück!
justme



Marlen86

Danke für Eure Rückmeldungen.

Ich werde morgen noch eine weitere Klinik anschauen. Hier ist allerdings eine Wartezeit von 3 Monaten. Und ob ich dort genommen werde ist auch nicht sicher, da es nicht in meinem Stadtteil ist, in dem ich wohne.

Gibt es einen Zwang, dass man in dem Stadtteil nur behandelt wird, in dem man wohnt?

Adrenalinpur

Spreche doch bitte die Therapeutin an, die das verordnet hat und informiere deine Krankenkasse

Marlen86

Wieso soll ich die Therapeutin (ich nehm an du meinst meine Psychiaterin, da ich keine Therapeutin habe) und die Krankenkasse informieren bzw ansprechen?

Ich war gestern im Übrigen in der anderen Tagesklinik und bin dort nun auf der Warteliste.

Am 7.9. hab ich das Vorgespräch in der ersten. Da kann ich dann noch einmal Fragen klären.

JustMe

Zitat von: Marlen86 in 24 August 2016, 17:30:03
Wieso soll ich die Therapeutin (ich nehm an du meinst meine Psychiaterin, da ich keine Therapeutin habe) und die Krankenkasse informieren bzw ansprechen? ...
Ich rate mal, dass Adrenalinpur damit auf deine Frage antworten wollte.
>Gibt es einen Zwang, dass man in dem Stadtteil nur behandelt wird, in dem man wohnt?

LG

Marlen86


Marlen86

Ich bin nun bei zwei Tageskliniken auf der Warteliste.

Nun heißt es in diesem Punkt Abwarten und Däumchen drehen.