Selbtporträt

[Sintram]

Selbstporträt

Hast du die Sonne geküsst,
in ihrer Glut gebrannt,
dann erzähl mir von erfassbaren Äonen.
Hast du den Erdkern gefischt
aus Tiefen unbekannt,
dann erkläre mir unerforschte Zonen.
Hast die Nacht du durchquert,
die alles Leben verschlingt,
dann bericht mir von bestandener Gefahr.
Hast du den Schöpfer belehrt,
der im Feuersturm singt,
dann erzähl mir, wie's im Anfang war.

Bist du zu Asche verbrannt,
wurdest im Wind verweht,
dann erkläre mir das Leid der Welt.
Warst ins Nichts du verbannt
um und um gedreht,
dann sag mir, was im Leben zählt.
Bist du zermalmt, zerfetzt, zerrissen,
wieder zusammengefügt,
dann zeige mir, wie man es schaffen kann.
Hast du nichts davon, dann behalt dein Wissen,
weil nichts und niemand mehr mich je betrügt,
ich denk, wir sehn uns wieder irgendwann.

Ich hab die Sonne geküsst,
in ihrer Glut gebrannt,
so erzähl mir nichts von fassbaren Äonen.
Hab den Erdkern gefischt
aus Tiefen unbekannt,
drum erklär mir keine unerforschten Zonen.
Hab die Nacht durchquert,
die alles Leben verschlingt,
so bericht mir nicht von überstandener Gefahr.
Hab den Schöpfer gehört,
der im Feuersturm singt,
drum erzähl mir nicht, wie's im Anfang war.

Ich war zu Asche verbrannt
vom Winde verweht,
so erklär mir nicht das Leid der Welt.
War ins Nichts verbannt
um und um gedreht,
drum sag nicht mir, was im Leben zählt.
Wurd zermalmt, zerfetzt, zerrissen
und zusammengefügt,
zeig mir nicht, wie man es schaffen kann.
Davon alles hab ich, so behalt dein Wissen,
weil's nicht mehr mich betrügt,
irgendwo sehn wir uns wieder irgendwann.


26.4.16