Hallo

Begonnen von Kolibrii, 17 Mai 2016, 14:27:33

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Kolibrii

Hallo,

bin noch neu hier, aber ich hab speziell nach so einem Forum gesucht, da das Thema Selbstmord in anderen Foren verboten wird.

Zu mir: ich leide seit 33 Jahren an Depressionen und hab auch schon 4 Selbstmordversuche hinter mir, der erste mit 17 Jahren
Zu den Depressionen kamen 15 Jahre lang Migrâneanfälle. Als die weg eaten, kamen schlimme Angstzustande und nun noch schreckliche Trigeminus-Nervenschmerzen.

Ich denke, meine Todessehnsucht begleitet mich schon seit dem 17. Lebensjahr. Früher war ich noch mutiger, aber jetzt hab ich Angst vor einem Versuch, obwohl ich mir nichts sehnllicherr wünsche, als tot zu sein. Doch viele Versuche misslingen und man ist querschnittgelähmt oder ein Pflegefall. Das kann ich meinem Sohn nicht antun.

Schon seit Jahren überleg ich mir eine sichere Methode und glaub, sie gefunden zu haben. Ein Grund, warum ich noch zögrre, ist mein Sohn. Ich stell mir dann vor, wie er hinter meinem Sarg hergeht.... Das zerreisst mir das Herz.

Im Grunde wollen wir ja leben, aber nicht so !!  Ich bin gerade dabei, vieles aus meinen Schränken wegzuwerfen. Ausserdem schreib ich meinem Sohn auf, wo alle wichtigen Unterlagen sind. Natürlich hinterlasse ich einen ausführlichen Abschiedsbrief. Er wird nicht überrascht sein, weil ich ihm jetzt schon meine aussichtslose Lage erkläre. Vom geplanten Selbstmord natürlich noch nichts.

Es kommen ja gern die Kommentare: aber denk doch an deinen Sohn, er braucht dich doch !! Was würdest Du ihm damit antun ?

Was denkt ihr darüber ??

Danke fürs Lesen und viele Grüße
Kolibri


Kolibrii

#1
Was mich u.a. so verzweifeln läßt, ist, dass mir bisher nichts geholfen hat. War in den 33 Jahren meiner "Depressionskarriere " schon 14 x in Kliniken, hab über 15 versch. Medikamente geschluckt und mehrere Therapien gemacht.
Anstatt besser, geht es mir immer schlechter. Jetzt ist auch noch eine Angsterkrankung dazu gekommen, die mich oft halb durchdrehen lâsst und weil das alles noch nicht reicht, hab ich auch noch eine Trigeminuskneoropathie mit krassen Zahnschmerzen. Behandlung beim Zahnarzt bringt da nichts. Diese Schmerzen drücken mich weiter in die Angst und diese verstärkt meine Depressionen. Ein Teufelskreis, aus dem es für mich kein erkennbares Entrinnen gibt.

Ich sitz Tag für Tag nur in meiner Wohnung und kann manchmal 3 Wochen nicht raus, nicht mal zum Einkaufen.
Das Leben findet ohne mich statt, denn ich existiere nur noch.

Ich glaub, man kann nachvollziehen, dass ich so nicht mehr leben will und kann. Wenn mir ein Suizid gelingt,  dann hab ich mich nur von der Qual befreit, das Leben wurde mir schon von der Krankheit genommen.



VG Kolibri

Bea68

Hallo Kolibrii...
Das kann nur jemand nachvollziehen der genau das "erlebt"...
" überlebt"(meiner Meinung nach in der Art d. Schweregrades " unmöglich )...
Ich habe dir ne e Mail geschickt, wenn du magst dich besser darüber auszutauschen.. Gern
Wenn nicht, wünsch ich dir u. Deinem Sohn nur das beste, LG. B.

Ina

Hallo Kolibri,

Deinen zweiten Beitrag, der ja als Antwort auf daniel-boons Thread gedacht war, habe ich gerade wieder dorthin verschoben – jetzt müsste alles so sein, wie Du es haben wolltest!

Zu Deinen Beiträgen hier kann ich nur sagen: Ich verstehe Deine Hoffnungslosigkeit, denn auch ich leide u.a. unter Depressionen, Ängsten und täglichen starken Schmerzen, habe im Laufe der Jahre unzählige Psychopharmaka (ca. 25 verschiedene) ausprobiert, mehrere Therapien hinter mich gebracht usw. Aber so richtig komme ich dennoch nicht aus meinem Loch... Allerdings nehme ich trotz allem eine Veränderung wahr – eine Veränderung in mir, in meinem Denken und in der Art und Weise, wie ich die ganz schlimmen Momente und Phasen aushalte und überlebe. Zumindest ist mir das bewusst, wenn ich ein wenig Abstand zu entsprechenden Momenten gewonnen habe und es mir ein bisschen besser geht. Wenn es akut ist, kann ich das leider nicht sehen. Dann ist alles schwarz und aussichtslos. Dir geht es vermutlich ähnlich...

Ich wünsche Dir Kraft, Mut und immer wieder kleine Lichtblicke, die Dich spüren lassen, dass das Leben durchaus auch Positives für uns alle bereithält! Daran glaube ich wirklich!


Herzlich willkommen im Forum!

Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Bea68

Hey Ina,
"kennst "du das, wie endlos  grauenvoll es ist?. .
Wochenlang kannst du nicht raus...
Nicht mal zum einkaufen...
Tag ein... Tag aus... Nur einsam u. Allein in der Wohnung wie angekettet..
Psychisch und physisch geht man so ein...
Wie kommt man da jemals wieder raus? Man hat doch alles versucht...Sogar einem Kind das Leben "geschenkt"..
. Zig jahrelang gekämpft... Umsonst aber Nicht'wegen D. Kind..

Ina

Zitat von: Bea68 in 17 Mai 2016, 19:47:54
Hey Ina,
"kennst "du das, wie endlos  grauenvoll es ist?. .
Wochenlang kannst du nicht raus...
Nicht mal zum einkaufen...
Tag ein... Tag aus... Nur einsam u. Allein in der Wohnung wie angekettet..
Psychisch und physisch geht man so ein...

Ja, Bea, leider kenne ich das nur zu gut.
Ich weiß, wie qualvoll das "Leben" in solch einem Zustand ist und wie sehr es einem die Kräfte raubt.
Für mich ist es nicht verwunderlich, dass man dann "einfach nicht mehr will"...

Ein Patentrezept gibt es da sicher nicht, deshalb ist es auch schwer, jemandem etwas wirklich Sinnvolles zu raten, der durch diese "Depressions-Hölle" geht... Was für den einen hilfreich ist, kann für den anderen völlig belanglos und bedeutungslos sein. Was dem einen Kraft gibt, lässt den anderen vielleicht völlig kalt. Jeder empfindet eben anders. Selbst wenn sich zwei Menschen von außen betrachtet in der gleichen Situation befinden, fühlen sie noch lange nicht genau das gleiche. Ich denke, da spielen verschiedene Faktoren mit rein, so z.B. die Vorgeschichte, die Ursachen, die der Erkrankung zugrunde liegen sowie die sonstigen Lebensumstände (ledig / Partnerschaft / Freundeskreis / Familie usw.).
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Kolibrii

Hallo Bea, ich nehm dich jetzt mal in den Arm und drück dich ganz fest. Du siehst, du bist nicht allein.

Hallo Ina,
du hast Recht. Wenn 100 Leute Depressionen haben, dann empfindet sie jeder anders. Das liegt am Mensch selbst, an seiner Vorgeschichte und an seiner Person.

Ich z. B. hab immer schon ein sehr geringes Selbstbewusstsein und da ich durch die Krankheit kaum mehr was machen kann, was für andere selbstverständlich ist, fühl ich mich erst recht wertlos. Das nährt naturlich die Selbstmordgedanken und es wird immer schlimmer.

Bin gerade dabei, mein Medi zu reduzieren, weil es mich noch depressiver und antriebsloser macht. Fühl mich jetzt besser und hab wieder mehr im Haushalt machen können. Das nimmt mir zum Glück die Angst, irgendwann mal nicht mehr allein leben zu können und in der Psychiantrie zu landen, weil ich keine Kraft für den Haushalt hab. Ein kleiner Schritt nach vorne. Ich kämpf ja doch weiter !!!

Manchmal zieh ich in Gedanken den schwarzen Vorhang etwas zurück und träum mich in ein Licht, in dem das ganze Leben wieder normal für mich abläuft.

Dann spür ich, wie schön es sein könnte, das Leben.....
Ein kleiner Moment des Durchatmens, bis sich der Vorhang wieder schliesst und den Blick nach draussen wieder versperrt. Dann kommt sie wieder diese grausame Realität Depression.

Ich drück auch dich ganz fest.
LG Kolibri







Kolibrii

#7
Ja, jeder erlebt seine Depression anders, weil jeder andere Symptome hat, die dann auch wieder unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Dazu kommen noch Vorgeschichte und Umfeld.
In einer guten Beziehung war die Depression oft nur ganz leicht und erträglich.
Ich war wieder ICH, traute mir alles zu und pflegte Kontakte und Hobby's.
Damals war ich jünger und hatte nicht noch zusätzlich die Nervenschmerzen und die Angsterkrankung.

Diese ewige panische und oft unerträgliche Angst den ganzen Tag mit Übelkeit, Schwindel, Herzrasen, Schweissausbrüche und die Unfähigkeit, nach draussen und unter Leute zu gehen, etwas zu unternehmen, im Chor zu singen, einfach ganz normal zu leben, bewirkt den sozialen Rückzug und die Einsamkeit.

All das verstärkt die Depressionen extrem, weil ich keine Ablenkung und keine Möglichkeiten für schöne Augenblicke und Zuwendungen habe.
Der Chor und unsere Auftritte gaben mir immer Erfolgserlebnisse und die Gemeinschaft dieses wichtige Zugehörigkeitsgefühl. Jetzt ist alles weggefallen.

Dazu kommt, dass ich mich sehr minderwertig fühl, weil ich nichts mehr leisten kann. Ich hatte schon immer ein sehr geringes Selbstwertgefühl und jetzt ist gar nichts mehr davon da. Hauptsächlich davon kommen meine Freitodwünsche.
Ich fühle mich wie der letzte Dreck den niemand vermisst, wenn er weg ist, der für niemand wichtig ist und niemanden nützt.

Mein Sohn ist fast 40, lebt mit seiner Frau weit weg und lebt sein Leben. Es geht ihm gut, er braucht mich nicht mehr. Er hat mich sehr an den Nebenwirkungen der Medikamente und an den Depressionen leiden sehen, mich oft in den Kliniken besucht und den Verlust meiner Vitalität miterlebt.
Meine Eltern sind vor kurzem gestorben, hab keine Geschwister oder Verwandte, keine wirklichen Freunde.

Momentan leb ich von einem Tag zum andern und lass mich nur treiben.
Vielleicht probier ich noch dir EKT Behandlung als letzte Möglichkeit, da Medikamente nichts als Übergewicht und andere Nebenwirkungen wie Verstärkung der Symptome und der Angst gebracht haben.
Es ist schlimm, denn Medikamente gegen Angst verstärken oft die Angst und umgekehrt.

Ich wollte jetzt nicht jammern, sondern nur meine Situation erklären. Vielleicht versteht mich jemand hier ?

Kolibri





Kolibrii

Es sollte heißen:. Die Medikamente gegen Angst verstärken die Depression und umgekehrt !