Ratlos

Begonnen von love80, 12 Mai 2016, 11:24:49

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love80

ich beschäftige mich nun monatelang mit dem Thema Depression. Mein Freund ist Depressiv, das hat er mir gleich zu Beginn unseres Kennenlernens erzählt und hat auch gleich gesagt, dass seeeehr wenige Frauen es mit ihm lange ausgehalten haben weil sie die Depression nicht verstanden haben und es persönlich genommen haben deshalb als es bei uns monatelang gut lief, hat man gleich gemerkt, dass er generell Verlustängste hat. "Du verlässt mich nicht oder? du ziehst dann bei mir ein und irgendwann heiraten wir und kriegen Kinder..."

unsere Beziehung lief 1,5 Jahre super, haben tolle Dinge erlebt, viel gereist. Er ist ein internationaler TOP Manager und beruflich sehr eingespannt, was natürlich mit den Depressionen dazu alles schon heavy ist. Nun ja und seit ca. 4 Monaten ein auf und ab. Wir fahren achterbahn
Absoluter Rückzug. Teilweise keine Antworten auf SMS und keine Telefonate, alles überfordert ihn. Dann kommen Tage dann ist wieder da und es geht ihm gut und wir reden und reden

aber momentan bin ich echt ratlos, nichts geht mehr!!!

ich hab mich echt intensivst mit dem Thema beschäftigt und ich weiß das man es nicht persönlich nehmen darf, wenn man einfach keine Antwort erhält, wenn man nicht zurückgerufen wird.
Aber bleibt man jetzt einfach dran und meldet sich weiterhin und deutet an, bin für Dich da oder denkt man sich "so jetzt kannst mich auch mal am A... l.....!

es ist so nervenaufreibend aber ich will noch nicht aufgeben

Monamisa

Traurig, dass du dich mit jemandem mit Depressionen eingelassen hast. Er war ehrlich und hat es dir gleich zu Anfang gesagt und bereits da hätte ich dir geraten, dich nicht in eine solche Beziehung gleiten zu lassen. Denn was übrig bleibt ist meist nur Schmerz.

Es wird immer dieses auf und ab geben und darum frage ich dich, wie meinst du, wird eure Beziehung in 2, oder in 5 Jahren aussehen, wenn sich nichts ändert? Willst du dich diesem emotionalen Dauerstress aussetzen, über Jahre hinweg aussetzen?

In meinem Umfeld erlebe ich immer wieder, dass Partner oder Partnerinnen von Menschen mit Depressionen irgendwann zusammen brechen und in Folge oft selber psychiatrische Hilfe brauchen.

Eines ist sicher, auch ein ganz starke Liebe wird ihn nicht gesund machen, dies muss dir  bewusst sein.

Egal wie du dich entscheiden wirst, es wird weh tun und leider kann dir dies keiner abnehmen. Ich wünsche dir Stärke, dies alles durch zu stehen.

LG Monamisa

Ina

Hallo Monamisa,

Du scheinst Depressiven gegenüber eine ganze Menge Vorurteile zu haben. Meine Interpretation Deines Beitrages ist, man solle sich ja nicht auf Menschen mit Depression einlassen, da sie ohnehin nicht beziehungsfähig sind und das Ganze somit von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.

Wenn ich das richtig gedeutet habe, kann ich dazu nur sagen: Schade, wirklich schade, dass Du es so siehst! Natürlich ist es möglich, dass es so kommt, wie Du vermutest, keine Frage. Dass es tatsächlich so kommt, ist aber kein Fakt, sondern eine Möglichkeit – eine von vielen! Ebenso kann auch das Gegenteil eintreten und sich zum Positiven wenden.

Eine Beziehung mit einem "Gesunden" kann genauso schnell in die Brüche gehen, genauso anstrengend, stressig und kompliziert sein und genauso viel Schmerz hinterlassen.

Auch wenn man selbst schlechte Erfahrungen gemacht hat und den daraus resultierenden Schmerz noch nicht verarbeitet hat, sollte man sowas nicht verallgemeinern und alle über einen Kamm scheren. Damit versperrt und verwehrt man sich doch nur selber Möglichkeiten, Wege und die Chance, durch weitere, andere Erfahrungen eines Besseren belehrt zu werden.


Alles Gute

Ina
Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

nubis


Hallo love80,

ich finde auch, Monamisa zeichnet ein etwas zu dusteres Bild mit einer sehr einseitigen Betrachtungsweise.

Grundsätzlich ist keine Beziehung gegen Schwierigkeiten gefreit - und entweder ist die Beziehung stabil genug es auszuhalten - oder sie geht in die Brüche.
Das ist aber wohl kaum das Kennzeichen einer Beziehung mit einem/einer Depressiven sondern gilt für alle.

Ich habe selbst erst hier in Forum und Chat gelernt, dass die Depression aber oft nur eine Begleiterscheinung anderer psychischer Probleme ist - die dann natürlich erschwerend hinzu kommen.

Dann gibt es verschiedene Ursachen und Ausprägungen der Depression - es spielt eine Rolle, ob er in Behandlung ist, Medikamente nimmt - aber auch, ob es noch Freunde und Familie gibt, auf deren Schultern man seine seelische Last verteilen kann - und zwar für beide Partner.

Wir hier können dir natürlich nicht raten, was bei euch angebracht wäre - aber ich weiß aus Erfahrung, dass man manches auch einfach 'aussitzen' muss...
Sich zwischendurch melden, den Anderen wissen lassen, dass man an ihn denkt, für ihn da ist, wenn er soweit ist - ihn aber auch nicht bedrängt  ...und dann einfach Geduld haben.

Ist manchmal schwieriger als es klingt, ich weiß - aber wenn man sich liebt kann eine Beziehung das aushalten.
Ob sie es dir wert ist, kannst aber nur du entscheiden.

LG
nubis

Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

love80

ich liebe ihn warum sollte ich es sonst monatelang mitmachen

es ist verdammt energiefressend...

jeden Tag ist eine neue Hürde momentan, weil er in einer sehr depressiven Phase steckt

jeden Tag eine neue "Überraschung" wie wird der Tag heute.

Wir haben zuletzt vor einer Woche telefoniert, er hat die Kraft dazu nicht

dann gibt es Tage, da tel wir, schreiben uns sms oder whatsapp und dann ZACK wieder absolute Funktstille, das dass ich nicht mal mehr antworten bekomme

viele meiner Freunde denken natürlich, die hat sie doch nicht alle, der verarscht die. Ja kann sein aber kann auch nicht sein. Denn dazu gibt es keinen Grund, er könnte es jederzeit beenden
zumal er zu seinen Freunden die ich kenne auch keinen Kontakt hat. Viele haben mich bereits angesprochen dass sie ja seit November nix mehr von ihm gehört hätten. Ich teile ihnen dann mit wie er es gewünscht hat, dass er derzeit beruflich in einer sehr heißen Phase steckt.

es tut echt sehr sehr weh

Ein Gast

Hallo love80,

mir fiel spontan dies hier ein: "Ich hatte einen schwarzen Hund": https://www.youtube.com/watch?v=1UiA32Qv4yE
Das ist ein Bilderbuch, das auf einfache Weise versucht zu erklären wie sich ein Depressiver fühlt, um Angehörigen, Freunden oder dem Partner die Krankheit erklären zu können.

Es gibt auch ein 2.Bilderbuch: "Mit dem schwarzen Hund leben: Wie Angehörige und Freunde depressiven Menschen helfen können, ohne sich dabei selbst zu verlieren" https://www.youtube.com/watch?v=2VRRx7Mtep8 (leider nur in Englisch)
In Buchform: http://www.amazon.de/Mit-dem-schwarzen-Hund-leben/dp/3888975948
Dieses ist vielleicht interessanter für dich da du ja indirekt durch deinen Partner betroffen bist. Vielleicht findest du darin Hilfen. Auch Dein Freund kann es sich ansehen, um für dich und deine Situation Verständnis zu entwickeln.

Ich wünsche dir alles Gute!

love80

vielen dank für die Tipps

es ist schwer nachvollziehbar, der ständige Rückzug
mal vor mal zurück

man muss echt aufpassen, dass man selber nicht kaputt dran geht

Ein Gast

Du könntest auch mal überlegen, eine Selbsthilfegruppe für für Angehörige von depressiv Erkrankten zu besuchen.
Selbsthilfegruppen in Deinem Ort findest Du hier http://www.nakos.de/adressen/datenbanksuche/
oder über die Selbsthilfe Kontaktstelle Deines Ortes. Dort kannst Du auch anrufen und dich mal beraten lassen, was das ist und ob das was für dich wäre, wie das abläuft usw. .
Es kann entlasten, zu merken das man mit Problemen nicht alleine ist und sich über seine Sorgen und Belastungen mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Ansonsten ist es wichtig, das Du Dir etwas Gutes tust, z.B. mit Freunden treffen, etwas Schönes unternehmen, alles was Dir gut tut und Dich stärkt! :)
Achte gut auf Dich!

LG


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