Unrast

Begonnen von AHunter, 26 März 2016, 10:03:55

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AHunter

Unrast


Bringt mich meine Reise wohl nicht weiter, tragen mich meine Füße wohl nicht mehr.
Ringe nur mehr mit den letzten Fasern darum, fortgetragen zu werden, doch der Weg,
er scheint noch so weit, so vollkommen unerreichbar, wenn ich ehrlich wäre, wenn ich
aufgeben würde, wenn ich dieser Bestimmung entgegentreten würde.
Doch fliehe ich, weiter noch, flüchte vor dem, was mir entgegnet.
Augen immer wie sturstarr gebunden, mit dem Blick gen Horizont, gefesselt, gebannt,
ich selbst, aber nicht mein Antrieb, mein Lauf, meine Bewegung.

Auch wenn ich nicht mehr getragen werden kann, so kann ich doch Schritt für Schritt
vollziehen. Jedes Glied mitschleifen, als wäre es Teil einer noch schwereren, noch
einnehmenderen Verkettung, die mitgeführt, die mitgerissen werden will.
So schiebe ich mich weiter voran, obwohl seit Tagen, seit Monaten, seit Gedenken,
schon nicht mehr in der Lage, doch der Horizont, so aufgebrochen, wie er für mich
besteht, wie er fest in seinen Fundamenten auszuharren scheint, nur um mich zu
locken, mich zu lotsen, hoffentlich mich einst willkommen zu heißen.
Jedoch ist nicht Strebsamkeit, was mich so weiterbringt, nichtmal dieses Ziel,
welches sich um mich fortträgt. Nein, es ist einfach nur meine Verbissenheit,
die mir sagt, dass mein Ende vorbesteht, dass keine Hoffnung obsiegt, aber dass
ich fortgeführt, dass es eine Eingebung, ein Erwirken und Erwachen, dass ich, egal
wie sehr schon vergessen, immer daran gemessen werde, wenn ich ihn denn nur
erreiche.

So zerre ich weiter an mir selbst, und bewege die Erde Ruck für Ruck und Stück für
Stück, reisse sie auf, und lasse sie auf meinem Weg voran nur mehr offen, wie eine
klaffene Wunde; hinterlasse mit diesem Pfad Endgültigkeit, diesen Narben ewige
Überdauerung.
Wird die Welt sich daran erinnern, wie ich untergegangen, wie ich nicht entkommen
konnte, da es einfach niemand hätte gekonnte, doch wird man auch darum wissen,
wie ich mich nicht nur hab tragen lassen, sondern wie ich selbst vorangekommen,
nicht ein Stück, nicht ein bisschen, doch dafür diese Welt, in der ich bestand, und
mich unfolgsam niederlies, bis zum Horizont.

Angst

Mir fehlen die Worte...
Unsagbar schön geschrieben!
Jeder Mensch ist ein einmaliger Mensch und tatsächlich,
für sich gesehen, das größte Kunstwerk aller Zeiten.

~Thomas Bernhard~

AHunter

Danke dir, Angst. :)

Muss selbst zugeben, dass es mir schwerer fiel, den Text zu lesen,
als ihn selbst zu schreiben. Es kann schon manches mal sehr seltsam
sein, aber ich bin froh, dass nicht nur du etwas an dem Text finden
konntest, aber dass zumindest du, durch deine Nachricht, mich dazu
bewogen hast, den Text nochmals, und nochmals, und nochmals zu
lesen, bis ich mit 'richtiger' Musik dann irgendwann endlich auch ein
gefühlt erstauntes Ergebnis bemerkte, als einfach nur vor einem Wall
von Text zu stehen, und somit einen besseren Zugang zu mir selbst
dadurch fand. :)

Mit Grüßen,

AHunter