Autor: Emilie
« am: 13 November 2011, 22:03:15 »
Hmmm hat sich hier ja noch mal ganz schön fortbewegt das Thema.
Ich finde, dass Höflichkeit absolut nicht mit Lügen gleichzusetzen ist. Wenn ich jemandem, den ich nicht sonderlich gerne mag, einen guten Morgen wünsche, dann denk ich erstmal gar nicht weiter darüber nacht, guten Morgen ist für mich schlichtweg ein Synonym für Hallo. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, wünsche ich eigentlich jedem, dass er nen schönen Tag hat.- Was bringt es mir, wenn er auch ne scheiß Tag hat. Bringt mir doch nichts! Im Gegenteil, vielleicht gereicht es mir auch zum Vorteil, wenn derjenige gute Laune hat und mich dadurch gar nicht auf den Kiker nimmt.
Und auch ansonsten, finde ich es nicht negativ, wenn jemand einfach mal was nettes sagt, obwohl er es nicht hundert pro so meint. Gnadenlose Ehrlichkeit in allen Bereichen ist doch auch bloß eine Waffe. Mei, wenn die Kollegin halt gerne arg enge Klamotten trägt, werd ich ihr nicht auf die Nase binden, dass sie darin ulkig aussieht, ausser sie fragt micht ehrlich... dann versuch ich es ihr freundlich bei zubringen.
Und ich selbst, kann auch nicht bestätigen, dass Menschen die selbst noch keine Depression hatten einen nicht verstehen können. Ein typischer Dialog mit meinem besten Freund in meiner depressiven Phase war dieser: "Na wie gehts Dir" "joa gut" "ähm "Emilie", ich habe eigentlich wissen wollen wie es Dir geht!"
Und ja er war noch nie da, aber er ist empathisch und interessiert. Manchmal ist es vielleicht auch gar nicht schlecht, wenn einem gerade in den schwierigen Zeiten, auch mal zeigen kann, dass das Leben leicht sein kann. Mein Glück war die Hartnäckigkeit des Gegenüber, er hat meine Notlügen hinterfragt. Und ich musste auch lernen, dass ich gar nicht so wahnsinnig indivdualistisch war mit meiner schwarzen Wolke, das auch die die nach ner Krise wieder weiter machen konnten nicht unbedingt keine Ahnung haben, sondern manchmal auch den besseren Blickwinkel auftun können. Manchmal ist man auch selbst derjenige der gerade keine Ahnung hat.
Ich weiß wie leicht es dahin gesagt ist, aber eines der wichtigesten Dinge die man braucht um raus aus dem Loch zu kommen ist Mut. Und zwar auf der einen Seite dazu zu vertrauen und auf der anderen selbst ehrlich zu sein. Gerade wenn man feine Antennen hat und leicht merkt, wenn einer nicht authentisch ist, sollte dann doch auch bemerken, wenn diese Warnsignale NICHT ausschlagen und dann auch bereit sein einen Vertrauensvorschuß zu leisten.
Wobei nein.. sollte klingt als wäre das eine Lösung für alle. Nichts ist die Lösung für alle.. jeder hat da seine eigenen Lösungen... aber es ist meine Lösung.
Man kann nur so hoch fliegen wie man sich traut tief zu fallen. Und ich habe für mich gemerkt, wenn ich die Gefahr mit einberechne, also mir klar mache, dass ich fallen kann, dann schlag ich nicht so hart auf und ich habe einfach mittlerweile mindestens fünf Menschen bei denen ich weiß, dass ich nicht fallen werde und das weiß ich nur, weil ich beschlossen habe ihnen zu vertrauen.
Man macht sich verletzlich wenn man offen ist? Nur wenn man erwartet, dass alle gleich damit umgehen. Wenn ich den Anderen die Möglichkeit und das Recht einräume, etwas dann auch doof zu finden, kommt meist viel mehr gutes als schlechtes dabei rum, wenn man ehrlich und offen ist.